Unsere Familie hat YFU durch meine Schwester kennengelernt, die 2008 ein Austauschjahr mit YFU nach Japan gemacht hat. Da die Gastschwester, die sie dort traf, zufälligerweise auch ein Austauschjahr machen wollte, überzeugte meine Schwester sie, mit YFU nach Deutschland zu gehen. So haben wir uns dazu bereit erklärt, sie für ein Jahr aufzunehmen. Sie kam durch YFU nach Halle.
Noch mehr Japan, bitte!
Das Jahr mit ihr war wundervoll, sodass wir uns nach einem Jahr Pause erneut dazu entschlossen eine andere Japanerin aufzunehmen. Das Alter war stets günstig, sodass die Mädchen immer ein gleichaltriges Geschwisterkind als Hauptkontaktperson in der Klasse hatten, was ihnen den Kontakt zu anderen Mitschülern erleichterte.
Diese Austauschschülerinnen waren eine Chance für uns alle, um Menschen aus anderen Ländern unsere Kultur zu präsentieren und ein wenig von ihrer Kultur kennenzulernen. Wir aßen zum Beispiel öfter Sushi, weil die Mutter aus Japan ein Paket mit Zutaten schickte.
Sprachbarrieren machen erfinderisch
Es ist immer gut, Geschwister zu haben, weil dann für alle mehr Abwechslung da ist. Außerdem ist es für alle ein Spaß, wenn keiner vorher die Sprache des Anderen spricht. Die Nutzung von Zeichensprache oder kleine Bildchen helfen zur Verständigung oft weiter. So hatten wir zum Beispiel den Inhalt unserer Küchenschränke fotografiert und die Bilder auf die Türen geklebt. So konnte man ohne viele Worte sehen, wo Teller und Tassen standen.
Man muss aber als Gastfamilie oft für den Schüler da sein, denn Probleme kommen selten allein. Beispielsweise die Schule, die ja stets langweilig ist. Der Gastschüler versteht doch sowieso nichts! Da helfen nur Leute, die fleißig Deutsch lehren und Lehrer, die es nicht stört, wenn man ab und zu im Unterricht einschläft...
Erkundungstouren
Wir hatten wirklich Glück mit unseren Austauschschülerinnen, denn die Japanerinnen erlebten wir als gründlich erzogen. Allerdings muss man ihnen die ständige „zu-allem-ja-Sagerei“ abgewöhnen, was nicht immer einfach ist. Wir versuchten, sie manchmal dazu zu bringen, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese dann auch zu formulieren. Ansonsten ist es für einen selber mal ein guter Anlass mit einem Austauschschüler in eine fremde Stadt zu fahren und so miteinander die Heimat zu entdecken.
Der Kontakt bleibt!
Auch später lebten die Kontakte weiter. Das merkten wir, als ein Paket aus Japan zu Weihnachten kam oder als auf einem Foto das Räuchermännchen auf dem Tisch stand, das wir zuvor nach Japan geschickt hatten. Es gibt immer wieder Momente der Freude und Erinnerung, auch wenn der Austauschschüler schon abgeflogen ist. Die Verbindung bleibt und wir haben immer eine Schwester oder eine Tochter in Japan!