Wir sind Familie Dröge aus Hamburg und haben im Sommer 2018 für ein Jahr einem Gastschüler ein neues Zuhause geschenkt – Karl (da 17 Jahre) aus Estland. Ab dann gehörten zu unserer Familie unsere eigenen Kinder: Anne (da 17 Jahre), Stefan (da 14 Jahre), Ute (da 14 Jahre), wir als Eltern und natürlich Karl.
Etwas zurückgeben
Unsere älteste Tochter Anne hatte im Jahr davor ein Jahr in den USA verbracht und dies als eine unglaublich tolle und wertvolle Zeit empfunden. Daran beteiligt war mit großem Engagement ihre dortige Gastfamilie. Da wir der Meinung sind, dass solche Organisationen und Möglichkeiten nur dann gelingen, wenn jeder etwas zur Gemeinschaft beiträgt, fanden wir es nur fair, wenn wir als Gastfamilie im Gegenzug auch einem Schüler ermöglichen, ein unvergessliches Auslandsjahr zu erleben.
Also haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was uns überhaupt wichtig ist, was der Austauschschüler an Persönlichkeiten mit sich bringen sollte. Dabei war uns wichtig, das er/sie selbstständig und, dass er/sie in seiner Freizeit aktiv ist – er/sie also z.B. Sport als Hobby hat und nicht nur Computerspiele spielt. Da wir gerne einen Jungen als Austauschschüler haben wollten, damit unser Sohn einen Gastbruder bekommt, haben wir uns relativ schnell für Karl aus Estland entschieden. Er sollte also nun ein neuer Teil unser Familie werden – und das für ein ganzes Jahr! Für uns neu, spannend und aufregend, da wir bisher noch keinen Austauschschüler so lange bei uns hatten.
Ein Teil unserer Familie
Nach ein paar Formalitäten und Nachrichten mit ihm, haben wir ihn dann nach seinem vierwöchigen OSK (Orientierungs- und Sprachkurs) in Spelle bei seiner dortigen Gastfamilie abgeholt. Am Anfang war vieles natürlich aufregend und neu, aber wir als neue Familie haben uns doch sehr schnell gefunden und der Alltag hat seinen Lauf genommen, so dass Karl schnell ein selbstverständlicher Teil von uns geworden ist.
Während dieses Jahres hatten wir viele tolle Erlebnisse, wie z. B. unseren ersten gemeinsamen Urlaub mit Karl in den Herbstferien oder das Weihnachtsfest mit der ganzen Familie. Karl ist Triathlet und hat daher auch in Deutschland sehr viel Sport gemacht. Da unser Sohn schwimmt und wir auch begeisterte Fahrradfahrer sind, hatten wir allein durch den Sport schon viele Gemeinsamkeiten und tolle Erlebnisse.
Jeder hatte dazu bestimmte Bereiche, in denen er etwas mit Karl gemacht hat. Unsere Tochter Anne war mit ihm anfangs zusammen in gleichen Kursen, daher hatten sie viele gemeinsame Freunde oder Karl hat zusammen mit unserem Vater immer die Fahrräder repariert. Als ein Highlight zählte für unsere Tochter Ute und ihn ganz klar das Mittelseminar zur Hälfte des Austauschjahres. Dort haben sie viele andere Austauschschüler und Gastgeschwister getroffen, mit ihnen zusammen gearbeitet und eine tolle Zeit gehabt. Rückblickend ging das Jahr sehr schnell vorbei und wir konnten sehr viel aus dieser Erfahrung für uns mitnehmen. Man sollte keine Erwartungen oder Ansprüche an den Austauschschüler haben und immer direkt das Gespräch mit ihm suchen, wenn es Probleme oder Missverständnisse gibt, um weiteren Problemen vorzubeugen.
Wir können ein Jahr als Gastfamilie mit einem Austauschschüler auf jeden Fall weiterempfehlen und Karl wird bestimmt nicht unser letzter Austauschschüler gewesen sein!
Man erfährt viel über ein neues Land, hat super viele schöne Momente und lernt selbst aus schlechten Erfahrungen.