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Eine Tochter im Ausland und einen Gastsohn aus dem Ausland

Gastfamilie Ehlen mit Hugo aus der französischen Schweiz

Nachdem klar war, dass unsere Tochter mit YFU ein Austauschjahr in Finnland machen wird, überlegten wir uns als Familie, in dieser Zeit auch ein Stück andere Kultur in unser Haus zu holen und einen Gastschüler aufzunehmen. Da wir zu Hause noch einen Sohn hatten, entschieden wir uns dafür, einen Jungen als Gastschüler aufzunehmen. Um nicht gleich einen richtigen „Kulturschock“ zu bekommen, wählten wir aus den europäischen Schülern Hugo aus, einen 17-jährigen Jungen aus der französischen Schweiz. Wie wir mochte er Musik und Natur, das nahmen wir als gute Basis.

 

Die Sprache

 

Schon in den ersten Tagen fügte Hugo sich sehr leicht in unser Familienleben ein. Obwohl er eine eher ruhige Art hat, hat er doch gleich Fragen gestellt, wenn er etwas nicht wusste oder nicht verstand und durch seine Aufmerksamkeit und gute Beobachtungsgabe hat er schnell die Regeln und Rituale in unserer Familie erkannt und für sich angenommen. Die Sprache machte zunächst mehr Schwierigkeiten als wir erwartet hatten, aber sinngemäß konnte er sehr schnell unseren Gesprächen folgen und nach und nach konnte er sich auch selbst mehr am Gespräch beteiligen. Einfacher war es für ihn zunächst im Zweiergespräch, aber im Laufe der Zeit klappte es auch in der Gruppe immer besser.

 

Die ersten Ferien

 

Wegen Corona kamen die Austauschschüler später als sonst, das Schuljahr hatte bereits angefangen und die erste Woche seiner Anwesenheit musste Hugo noch in Quarantäne zu Hause bleiben. So konnte er vor den Herbstferien nur noch eine Woche in der Schule, um die ersten Lehrer und Schüler kennenzulernen, dann waren Ferien angesagt. Für uns ging es auf unsere Lieblingsinsel Baltrum. Außer Wattwanderung und Strandspaziergängen kann man dort im Herbst und mit Corona-Bedingungen nicht viel unternehmen, aber ihm (und uns natürlich auch) hat es sehr gut gefallen. Hugo meinte am Ende seines Aufenthaltes auch, dass er es schön fand, gleich einen eher typischen deutschen Familienurlaub in einer Ferienwohnung am Meer mitgemacht zu haben. Die Sehenswürdigkeiten, meinte er, kann man sich auch als Tourist noch anschauen.

 

Schule

 

Nach den Ferien ging es dann zunächst regelmäßig in die Schule und er konnte dort erste Kontakte knüpfen. Der Unterschied zu seiner Schweizer Schule war schon deutlich, insbesondere die Mitarbeit, auf die an unserer IGS viel Wert gelegt wird und die auch einen erheblichen Anteil an der Note hat, war ihm eher fremd und die sprachliche Hürde führte mit dazu, dass seine Unterrichtsbeteiligung gering war. Gut, dass für ihn die Schulnoten unwichtig waren, weil er in der Schweiz das Schuljahr sowieso wiederholen muss.

 

Leider dauerte der Präsenzunterricht nur wenige Wochen, zum Teil gab es dann Wechselunterricht in kleinen Gruppen und von Mitte Dezember bis kurz vor den Osterferien fand gar kein Präsenzunterricht mehr statt. Der digitale Unterricht bestand an unserer Schule für die elften Klassen überwiegend aus wöchentlichen Aufgaben in den verschiedenen Fächern, die von Hugo mit wenig Begeisterung und Einsatz nur teilweise erledigt wurden. Wir fanden es vor allem schade, dass dadurch kaum Kontakt zu Gleichaltrigen und Abwechslung möglich war.

 

Familienleben im Lockdown

 

Dafür hatten wir ein umso intensiveres gemeinsames Familienleben. Es war auch schon vor Corona unsere Familientradition, dass jedes Kind einen Abend in der Woche das Abendessen zubereitet, bei Bedarf auch mit Unterstützung anderer Familienmitglieder. Hugo wurde gerne in diese Tradition aufgenommen und bereitete uns sehr leckere Gerichte, am liebsten mochten wir seine Käsefondues! Ob beim Kochen oder Kekse backen, beim Abspülen und Spülmaschine Ausräumen, viele gute Gespräche fanden nebenbei in der Küche statt, aber auch bei Spaziergängen hier in der Feldmark, Wanderungen im Harz oder im Elm, Geocaching-Touren oder gemütlichen Teestunden.

 

Hugo nutzte die freie Zeit auch zum Klavierspielen und Geige üben und er brachte mich nach vielen Jahrzehnten wieder ans Schachbrett - nachdem ich mal etwas schimpfte, weil er viel zu viele Stunden am Computer verbrachte, um u.a. Schach zu spielen.

 

Die geplanten Familienbesuche in der Pfalz und in Bayern mussten wegen der Pandemie in den Weihnachts- und Osterferien leider abgesagt werden, wenigstens konnte er das eine oder andere Wochenende die anderen beiden Schweizer Austauschschüler in Niedersachsen besuchen und so mal etwas anderes sehen und auch anderen Familienalltag erleben.

 

Zurück in den „normalen“ Alltag

 

Nach Ostern ging es wieder regelmäßig in die Schule und es war auch wieder leichter und lohnenswerter, Ausflüge in andere Städte zu machen. So konnte Hugo auf eigene Faust Berlin und Hannover entdecken und mit uns zusammen ein schönes Wochenende in Hamburg verbringen. Auch der Kontakt zu seinen Mitschülern wurde in diesen Wochen etwas besser.

 

Besonders nett war es, dass unsere Tochter wenige Tage vor Hugos Abreise aus ihrem Auslandsjahr in Finnland zurückkehrte und sich die beiden noch kurz kennenlernen konnten. Die Freude über die Rückkehr unserer Tochter tröstet uns dann auch etwas über den Abschied von Hugo hinweg.

 

Für uns als Familie war die Aufnahme eines Gastschülers gerade unter Corona ein Gewinn, wir haben trotz Homeoffice und Lockdown viele neue positive Erfahrungen gemacht. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Austauschschülerin, die im August aus Finnland zu uns kommt. Wir hoffen, dass sie genauso gut in unsere Familie passt wie Hugo und hoffentlich weniger Einschränkungen durch die Pandemie haben wird.

Ankunft in Braunschweig

Ankunft in Braunschweig

Familienurlaub auf Baltrum

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Tatkräftige Hilfe bei der Gartenarbeit

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Tatkräftige Unterstützung in der Küche

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Paddeln auf der Oker

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