Nachdem unsere ältere Tochter aus ihrem Austauschjahr in Kanada zurückkam, waren ihre Erlebnisse natürlich häufig Thema bei uns in der Familie. Trotz der Pandemie hat sie viele spannende Erfahrungen gemacht. Daher lag die Frage nah, ob wir nicht auch eine*n Austauschüler*in aufnehmen - und nach kurzen Überlegungen (und ein wenig Überzeugungsarbeit unserer Töchter) haben wir uns dazu entschlossen, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen.
Natürlich stellen sich vor so einem unbekannten „Abenteuer“ viele Fragen: Werden wir miteinander klarkommen? Welche Probleme werden auftreten, die wir nicht voraussehen können? Wird es mit der Schule klappen? … Wie eigentlich immer haben sich die meisten Sorgen als unbegründet herausgestellt. Wir hatten sicher riesiges Glück mit Conley, der sehr motiviert und sehr offen war und sich - wo nötig - auch angepasst hat.
Ziemlich schnell auf “nur Deutsch” geschwenkt
Die erste Begegnung am quirligen Frankfurter Flughafen war natürlich aufregend - ein Sprung in Wasser, von dem wir noch nicht wussten, ob es warm oder kalt war. Conley war sicher etwas überfordert mit den vielen Eindrücken und damit, dass plötzlich alle nur Deutsch gesprochen haben. Obwohl wir uns sehr bemüht haben langsam zu sprechen: wirklich viel hat er am Anfang noch nicht verstanden. Das Wichtigste haben wir daher anfangs auch kurz auf Englisch erklärt. Conley kam aber mit dem festen Vorsatz, sein Deutsch zu verbessern, daher sind wir ziemlich schnell auf „nur Deutsch“ geschwenkt.
Von wirklich großen Herausforderungen können wir eigentlich nicht berichten. Für Conley war - Pandemie-bedingt - der Beginn seiner Zeit in Deutschland etwas langweilig, da das „Welcome Seminar“ nur online stattfand. Der Start in der Schule war holprig, da die Schule leider wenig auf Gastschüler vorbereitet war. Da er aber mit unserer älteren Tochter in eine Stufe gegangen ist, konnte sie ihn bei vielem unterstützen.
Hilfreich für Conley war sicher, dass er schon im September bei der Stufenfahrt seiner Jahrgangsstufe mitfahren konnte und dass er in der Musikschule im Orchester mitspielen konnte - dadurch war er dann relativ schnell integriert.
Gemeinsame Urlaube, Konzerte und Spiele-Abende
In Erinnerung bleiben sicher die gemeinsamen Urlaube in verschiedene Regionen Deutschlands und die Konzerte des Jugend-Blasorchesters der Ratinger Musikschule, in der Conley mitgespielt hat. Wir haben gemeinsam deutsche und amerikanische Rezepte gekocht und hatten viel Spaß bei Spiele-Abenden.
Lasst die Dinge auf Euch zu kommen!
Tipps: Man macht sich natürlich viele Vorstellungen und hat viele Pläne. Aber, wie immer kommt es garantiert anders. Daher ist vielleicht der einfachste allgemeine Rat: Seid bereit und offen, Euch auf Neues einzulassen, lasst die Dinge auf Euch zu kommen, seid flexibel und passt gegebenenfalls Eure Pläne an. Den Austausch mit anderen Gasteltern haben wir als sehr bereichernd empfunden, denn jede Konstellation ist individuell.
Insgesamt haben wir das Jahr mit temporärem Familienzuwachs als große Bereicherung empfunden - es war eine Freude zu beobachten, wie Conley in Schule und Musikschule Kontakte knüpfen konnte und sein Deutsch kontinuierlich verbessern konnte. Wir haben sowohl etwas (mehr) über die USA gelernt, als auch über uns als Familie.