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Unser Austauschjahr mit Gui

Familie Seyfried/Stackler mit Gui aus Brasilien

Nachdem feststand, dass unser Sohn Leo im Sommer 2010 mit YFU ein Jahr in Costa Rica verbringen würde, war es für uns keine lange Frage, dass wir in dem Zeitraum auch einen Gastschüler bei uns aufnehmen würden.

Unsere Tochter hat sich wieder einen Bruder gewünscht und da wir mit den Latinos eine gewisse Verbundenheit fühlen, nahmen wir Guilherme, einen damals 17jährigen brasilianischen Jungen bei uns auf. Wir hatten gleich den Eindruck eines fröhlichen, unkomplizierten Deutschland-liebenden jungen Menschen von ihm. Schon am Tag der Ankunft zeigte sich, dass Gui (das lässt sich viel besser aussprechen) darüber hinaus auch sehr clever war. Nachdem er bereits den ersten Anschlusszug verpasst hatte und uns wegen seiner spärlichen Deutschkenntnisse telefonisch aus dem Zug nicht erklären konnte, wo und wann er stattdessen in Frankfurt ankommen würde, hat er kurzerhand die Zugbegleiterin für ihn telefonieren lassen!

Deutschlernen – gar nicht so einfach

Vom ersten Tag an hatten wir ein sehr herzliches und offenes Verhältnis zueinander. Es war nicht immer deutlich erkennbar, was und wie viel er sprachlich verstehen konnte. Es war wirklich schwieriger als gedacht, auch Englisch war nicht so ganz einfach, weil er das auch nur zwei Jahre in Brasilien gelernt hatte. Und gleich am Tag nach seiner Ankunft musste Gui mit zu einem Familiengeburtstag, wo er die gesamte Familie kennenlernen durfte. Wie oft haben wir im Laufe des Austauschjahres noch lachend an diesen Tag gedacht!

In der Schule kam er in eine Klasse mit Freunden von unserem Sohn, die sich unglaublich liebenswert um ihn gekümmert haben. Wochenlang hat er den Schulalltag über sich ergehen lassen, ohne auch nur ein einziges Wort zu verstehen, aber immer kam er gut gelaunt nach Hause. Er fand es unglaublich schön, selbstständig mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu können, etwas, was er von Brasilien in der Millionen-Metropole São Paulo nun nicht gerade kannte.

Zum ersten Mal Schnee

Im Laufe der folgenden Wochen und Monate zeigte sich, dass wir es miteinander gar nicht besser hätten treffen können! Keine Spur von Heimweh, kaum Reibungspunkte, einzig die oft schwierige sprachliche Verständigung war mühselig. Um die Weihnachtszeit fing es dann auch noch an, herrlich zu schneien. Gui war begeistert! Und diese Begeisterung gipfelte schließlich in einer Woche Skiurlaub in den Bergen Österreichs, wo Gui einen Skikurs belegte und aus dem Staunen in dieser wunderschönen Gegend gar nicht mehr herauskam. Seinen 18. Geburtstag feierte er auf 2000 m Höhe bei herrlichem Sonnenschein und minus 15°C. Heute noch sagt er, das wäre sein allerschönster Geburtstag gewesen, den er je gefeiert hätte!

Richtig angekommen

Das zweite Halbjahr war v.a. geprägt von einkehrender Routine, der Schulalltag wurde interessanter, weil es sprachlich plötzlich deutlich bergauf ging. Gui hat es geschafft, in wenigen Monaten zahlreiche neue, deutsche Freunde (v.a. Mädchen!!) durch seine offene und begeisterungsfähige Art zu gewinnen. Sein Interesse für Deutschland und die deutsche Kultur war unglaublich groß. So war es dann auch kein Wunder, dass er die letzten Wochen mehr unterwegs war als zu Hause. Ständig war er auf irgendwelchen Feiern eingeladen, hat sich mit Freunden getroffen oder am Karate-Trainingslager teilgenommen.

Zurück nach Brasilien

Als dann die Abreise näher rückte, ist uns allen bewusst geworden, wie emotional anstrengend ein solches Jahr sein kann! Sich aufeinander einlassen, sich neu zu ordnen innerhalb der Familie, sich dann wieder gehen zu lassen, Abschied nehmen zu müssen, all das kostete doch auch viel Kraft. Dieses Jahr hat uns gezeigt, wie viel anders das Leben woanders ist, wie unterschiedlich und doch ähnlich die Menschen an anderen Orten dieser Welt sind. Für diese Erfahrung sind wir dankbar und möchten sie keinesfalls missen!

Familie Seyfried/Stackler, Maintal

Wiedersehen zur Abifeier des Gastbruders von Gui und seiner Gastfamilie in Deutschland

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Skiurlaub an Guis 18. Geburtstag

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