YFU steht für Vielfalt, Demokratie und Gleichberechtigung
Positionspapier, September 2018
Fremdenfeindliche, nationalistische und rassistische Haltungen verschaffen sich – nicht nur in Deutschland – zunehmend Gehör. Das Maß an Aggression und Hass, das dabei öffentlich zum Ausdruck kommt, war noch vor wenigen Jahren unvorstellbar. Als Verein beziehen wir deshalb Position: gegen Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und Rassismus; für Vielfalt, Demokratie und Gleichberechtigung.
Das Deutsche YFU Komitee e.V. existiert seit 1957. Der Verein hat rund 4.600 Mitglieder und 4.000 ehrenamtlich Mitarbeitende. Er organisiert internationale Austauschprogramme und kooperiert mit Partnerorganisationen in mehr als 50 Ländern. Seit der Gründung haben mehr als 60.000 Jugendliche an den Austauschprogrammen teilgenommen. Als eine Organisation der Zivilgesellschaft, deren Tradition in die Gründungsjahre der Bundesrepublik zurückreicht und die sich mit Ihrer Arbeit ausdrücklich gegen den Nationalsozialismus und seine Verbrechen stellt, halten wir es für unsere Pflicht, in dieser Situation Stellung zu beziehen.
Grundsätze und Werte
In unserer Zusammenarbeit mit anderen stehen wir dafür ein, dass die Grundsätze und Werte akzeptiert werden, die die Basis des Engagements der Mitglieder unseres Vereins und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden. In der aktuellen Situation in Deutschland geht es uns dabei insbesondere um die folgenden Werte und Grundsätze:
Lernen aus der Geschichte
Die Austauschprogramme, aus denen YFU hervorging, sind als Teil der Re-Education-Politik der USA nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Für die Gründergeneration des Vereins war es eine zentrale Motivation, aus der Geschichte zu lernen und einen Beitrag zur demokratischen Entwicklung Deutschlands zu leisten. Die in der Nachkriegszeit entwickelten Ideale und Ziele bilden nach wie vor den Kern des Vereins. Es geht darum, persönlich Verantwortung dafür zu übernehmen, dass sich Grausamkeiten und Verbrechen, die in der Zeit des menschenverachtenden, nationalsozialistischen Regimes begangen wurden, nicht wiederholen.
Offenheit gegenüber Fremden
Die Förderung interkultureller Verständigung durch internationalen Jugendaustausch setzt Offenheit, Freundlichkeit und Respekt gegenüber Menschen voraus, die andere kulturelle oder soziale Prägungen haben. Fremdenfeindlichkeit und hasserfüllte Äußerungen gegen „Andere“ machen nicht nur internationale Jugendbegegnungen unmöglich, sie schaden auch dem Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft. Das Kennenlernen und Zusammenleben von Menschen mit unterschied¬lichen kulturellen Hintergründen ist eine Bereicherung, keine Gefahr.
Kein Raum für Rassismus und Diskriminierung
Jede Herabsetzung oder Verurteilung von Menschen oder Gruppen aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit, sei diese natürlich oder kulturell, angeboren oder erlernt, zugeschrieben oder selbst erworben, ist inakzeptabel. Es ist einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft, dass die Würde aller hier lebenden Menschen unantastbar ist.
Keine Ausgrenzung
Deutschland und seine Kulturen befinden sich seit Jahrhunderten in einem kontinuierlichen Wandel; allein aus der geografischen Lage in der Mitte Europas ergeben sich unterschiedliche kulturelle Einflüsse. Vorstellungen von kultureller und ethnischer Reinheit, die eine Basis für die Ausgrenzung „der anderen“ bilden, widersprechen dem Grundgedanken des deutschen Grundgesetzes und den Werten des internationalen Austausches. „Wir“ sind alle Menschen, die in Deutschland leben. Eine Eignung als Jugendbotschafterin im Ausland oder Gastfamilie in Deutschland bemisst sich nicht daran, seit wie vielen Generationen man in Deutschland lebt.
Globale Verantwortung
YFU strebt eine friedliche Welt mit verantwortungsbewussten und aktiven Weltbürgerinnen und Weltbürgern an. Dies beinhaltet das Bewusstsein für eine vernetzte Welt, in der auch beim lokalen Handeln stets die weltweiten Wirkungen für die Gemeinschaft aller Menschen mitbedacht werden.
Der gemeinnützige Verein YFU – überparteilich, aber nicht unpolitisch
Es ist eine wesentliche Motivation unserer Mitglieder und Mitarbeitenden, Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen. Wir bieten internationale Austauschprogramme nicht aus touristischen Gründen an, sondern weil wir damit Bildungsziele verfolgen, die sowohl auf die Entwicklung individueller Kompetenzen, als auch auf das Engagement für die Gesellschaft gerichtet sind.
Die folgenden Grundsätze beschreiben das Verhältnis des Vereins zur Politik und seine Rolle in der Gesellschaft:
- YFU ist überparteilich. Der Verein hat Mitglieder, ehrenamtliche Mitarbeitende, Freunde, Förderer, Unterstützerinnen und Unterstützer mit verschiedenen politischen Überzeugungen. Es ist eine wesentliche Stärke und ein unverzichtbares Merkmal der Organisation, dass sich Menschen mit unterschiedlichen politischen Meinungen und auch solche, die sich keinem politischen Lager zugehörig fühlen, auf der Basis gemeinsamer Ziele und in gegenseitigem Respekt engagieren. Es geht um Verständnis und Verständigung – unabhängig von parteipolitischen und weltanschaulichen Orientierungen. Wir legen deshalb Wert auf die Feststellung, dass wir weder „gegen Rechts“ noch „gegen Links“ sind.
- In einer offenen, demokratischen Gesellschaft werden unterschiedliche und sich widersprechende Meinungen geäußert. Die politische Auseinandersetzung, der Streit um den richtigen Weg für das Land und die Gesellschaft machen die Demokratie aus. Eines der zentralen Bildungsziele, das wir mit der Durchführung unserer Programme verbinden, besteht darin, dass junge Menschen die Kompetenz erwerben, sich am demokratischen Diskurs zu beteiligen und Verantwortung zu übernehmen. Wir suchen deshalb das Gespräch und die Auseinandersetzung mit allen gesellschaftlichen Kräften.
- Wir sind davon überzeugt, dass unsere Programme eine positive Wirkung auf die teilnehmenden Individuen, ebenso wie auf die Gesellschaft haben. Wir laden deshalb alle Menschen, unabhängig von ihrer politischen, religiösen oder weltanschaulichen Haltung, ein, sich an unserer Arbeit zu beteiligen und uns zu unterstützen – als Teilnehmende an unseren Programmen, als Gastfamilien, als ehrenamtliche Mitarbeitende oder als Förderinnen und Förderer.
Unsere Offenheit hat aber Grenzen. Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Rassismus, Diskriminierung, das Infragestellen demokratischer Grundwerte sowie das Leugnen der Verantwortung, die sich aus der deutschen Geschichte ergibt, sind Haltungen, die wir nicht tolerieren und denen wir entschieden entgegentreten.
Vorstand und Geschäftsführung des Deutschen Youth For Understanding Komitees e.V.