Ich war in meinem Auslandsjahr in den USA in Arizona und dort war ich in Peoria. Das ist eine kleine Stadt neben der Hauptstadt Phoenix. Mein Auslandsjahr startete am 3. August 2023 und wieder zuhause angekommen bin ich am 20. Juni 2024. Das sind genau 10 Monate und 17 Tage oder 323 Tage. Das sieht, wenn man das so aufgeschrieben hat, nach einer sehr langen Zeit aus, aber so ist es eigentlich gar nicht.
In so einem Jahr fühlt man alles an Gefühlen, was es so gibt. Von „Die Zeit geht ja gar nicht vorbei“ bis zu „Wie kann es sein, dass ich in 2 Wochen schon nach Hause gehe?“ – aber auch Gefühle, wie „Ich fühle mich hier so alleine“ oder „Hier sind so viel Menschen, die auf mich einreden und ich hätte jetzt gerne meine Ruhe“. Und all das ist nicht schlimm, da man ja Gefühle hat und auch haben sollte. Das ist was ganz Wichtiges. Ich finde, das schwierige mit Gefühlen ist nur: Wie rede ich darüber? Vor allem am Anfang, wenn ich die Sprache nicht gut oder kaum spreche oder die Leute noch nicht so gut kenn. Mein Tipp und auch Erfahrung ist es, dass man es einfach versuchen sollte. Ganz viele Leute haben dafür natürlich ein offenes Ohr und werden dir auch gerne zuhören. Zum Beispiel die Gastfamilien, die ja auch wissen, wie schwer es ist in ein anderes Land zu gehen, aber auch Freunde die du kennen gelernt hast, hören bestimmt gerne zu. Und bei mir an der Schule hatten die Lehrer auch immer ein offenes Ohr.
Mein Hoffen auf eine tolle Gastfamilie wurde erfüllt
In einem Auslandsjahr sind Erwartungen und Hoffnungen etwas ganz Schwieriges. Als erstes muss man sich des Unterschiedes bewusst werden. Hoffnungen können erfüllt werden, müssen aber nicht und Erwartungen müssen eher erfüllt werden. Ich finde, es ist ein schmaler Grat zwischen den Sachen, die man sich vielleicht erhofft oder einer Vorstellung und deinen eigentlichen Erwartungen. Und auch wenn man sich Hoffnungen macht auf bestimmte Szenarien, kann man traurig oder enttäuscht sein, wenn sie nicht eintreten. Ich bin tatsächlich nicht mit vielen Erwartungen oder Hoffnungen in mein Auslandsjahr gegangen. Meine einzige Hoffnung war, dass ich mich wohlfühle und eine tolle Gastfamilie habe und das hatte ich definitiv.
Mit Ängsten und negativen Gefühlen geht jeder Mensch auf seine eigne Art und Weise um. Mir hat es sehr toll geholfen, dass meine Gastfamilie mit mir meist einmal in der Woche immer am Sonntag in die Kirche gegangen ist. Dort hatte ich Leute, mit denen ich reden konnte. In der Jugendkirchengruppe hatte ich viel Spaß. Wir machten Ausflüge und haben zusammen gesungen, getanzt und gelacht.
Der Alltag in Gastfamilien ist natürlich immer unterschiedlich und das sollte man auch nicht vergleichen. Meine Gasteltern haben viel gearbeitet. In der Zeit, in der wir alle zuhause waren, haben wir die Zeit zusammen verbracht. Ob es mal mit einem Ausflug war oder einfach nur der wöchentliche Einkauf oder ein Film am Abend.
Schule – wie im Film?
Für mich war die Schule eine große Umstellung, da ich es normalerweise anders kenne. Aber ich finde es toll, mal neue Sachen auszuprobieren. Ich hatte an Fächern im ganzen Jahr nur Mathe, Physik, Fashion 1 und 2, Englisch, Intro to Business und Production Design. Ich finde die Schüler haben mit den Lehrern einfach ein ganz anderes Verhältnis. Es ist nicht so steif wie zum Beispiel an deutschen Schulen. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selber entscheiden.
Vorurteile hat bestimmt jeder oder eine Idee wie das Gastland, in das man geht, ist. Aber ob es dann so wahr ist oder nicht, ist die andere Frage. Da ich in den USA war, hatte ich auch Vorurteile oder Hoffnungen, die sind zum Teil auch eingetreten. Ich wollte zum Beispiel schon immer mal mit einem gelben Schulbus fahren. Ich konnte das dann auch. Auch die Schulen sind, finde ich, oft wie in Filmen dargestellt. Wie das dann jeder im Einzelnen findet ist jedem selbst überlassen. Ich fand es toll.
Erfahrungen, die bleiben
Ich finde die Sicht auf Themen wie die Kultur verändert sich ja auf jeden Fall. Ich kann die amerikanische Kultur jetzt besser verstehen, auch wenn sie vielleicht auf der anderen Seite von den USA ganz anders ist. Insgesamt habe ich jetzt eine offenere Sicht.
Im Großen und Ganzen bin ich so dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, ein Auslandsjahr zu machen und das ich so viel tolle Erfahrungen machen durfte und tolle Menschen kennenlernen konnten, die mir jetzt keiner mehr nehmen kann.