Vor meinem Jahr in Tschechien wusste ich nicht viel über das Land, außer dass es mal zum Ostblock gehörte. Am Anfang war ich deshalb erstaunt ein so westliches und offenes Land vorzufinden. Auch waren meine Befürchtungen, auf Grund der Geschichte möglicherweise auf Feindlichkeit zu stoßen, völlig unbegründet, denn das Deutschlandbild der Tschechen ist sehr positiv und ist vor allem durch das gegenwärtige Deutschland und nicht durch die nationalsozialistische Vergangenheit geprägt. Überall sind die Tschechen mit offenem Interesse auf mich zugegangen, so wurde ich schon von Anfang an von so vielen Leuten in die Kneipe, auf Konzerte, Geburtstagsfeiern oder in die Disco eingeladen, dass ich den meisten Absagen erteilen musste, weil ich einfach nicht genug Zeit hatte. Meine Klassenkameraden integrierten mich vom ersten Tag an und so war es überhaupt kein Problem, Freunde zu finden. Schon nach wenigen Wochen fühlte ich mich in meiner neuen Klasse mindestens genauso wohl wie in meiner alten in Deutschland.
Das Wichtigste - meine Gastfamilie
Der wichtigste Teil meines Auslandsjahres aber ist meine Gastfamilie, die mich mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Fürsorge aufnahm. Sie ist der Schlüssel dazu, dass ich mich in dieses Land so eingelebt habe, dass ich es mittlerweile als zweite Heimat betrachte. Die Gastfamilie ist für mich die Basis, von der aus ich den Einstieg in diese neue Kultur gefunden habe. Besonders wichtig war die liebevolle Unterstützung in den Phasen des Jahres, in denen es mir mal nicht so gut ging, denn erst dann zeigt sich die wirkliche Qualität der Gastfamilie.
Aber natürlich genieße ich auch gemeinsame Erlebnisse wie Abende am Lagerfeuer, im Garten, Ausflüge oder einfach den Alltag, also Sachen wie mit meine kleinen Gastbrüder auf dem Sofa zu toben oder mit meinen Gasteltern zu schnacken.
In Tschechien ist das Verhältnis innerhalb der Großfamilie deutlich enger als in Deutschland. Am Wochenende sehen wir oft die Großeltern oder die Schwester meiner Mutter mit ihren Kindern und wenn einer meiner kleinen Gastbrüder krank ist, kümmern sich meine Großeltern um ihn, da meine beiden Eltern berufstätig sind. Auch das Verhältnis zu meinen Großeltern ist schlicht und einfach super.
Tschechisch - gar nicht so schwer!
Auch wenn ich am Anfang kein Tschechisch sprach, ging es doch verblüffend schnell, dass ich die Sprache lernte. Schon nach ein paar Wochen konnte ich mich immerhin ausreichend verständigen. Die ersten zweieinhalb Wochen hatten wir einen Sprachkurs in Prag, der mir sehr dabei geholfen hat zu verstehen, wie die Sprache aufgebaut ist. Später lernt man dann ganz von allein, wenn man den ganzen Tag Tschechisch hört und sprechen muss. Das Wichtigste ist, dass man den Mut hat auch grammatisch und von der Aussprache her völlig falsch zu sprechen. Denn als ich erstmal anfing mich irgendwie auf Tschechisch zu artikulieren ging es echt schnell und es ist wirklich ein super Gefühl, sich selber jeden Tag bei seinen Fortschritten zu beobachten.
Und Slowakisch?!
Von den Tschechen wird es mit Bewunderung aufgenommen, wenn man als Deutscher Tschechisch spricht, da sie es nicht gewohnt sind, dass Ausländer ihre Sprache lernen. Ein großer Vorteil ist, wenn man Tschechisch spricht, dann kann man sich gleichzeitig auch mit Slowaken verständigen, da sich die beiden Sprachen sehr ähnlich sind. Während unserer Slowakeireise verstand ich zwar nicht jedes Wort, aber ich war überrascht, dass ich doch ziemlich gut verstand, wenn man mit mir Slowakisch sprach.
Ein riesen Erfolg
In jeden Fall ist ein Auslandsjahr eine riesige Erfahrung und noch mehr eine enorme Chance. Ich denke aber, dass es auch gerade dieses Land mit seinen Menschen ist, die einen großen Anteil am Erfolg meines Jahres haben. Es sind noch 3 Monate die mir bleiben; 3 Monate Zeit dieses Auslandsjahr zu 100 Prozent zu nutzen!