Eine Woche bevor unser Abenteuer „USA“ begann, bekam ich von meiner Gastfamilie eine E-Mail. In dieser Mail wurden alle Familienmitglieder vorgestellt, welchen Beruf die Eltern ausüben und was sie in ihrer Freizeit unternehmen. Schnell merkte ich, dass die Interessen identisch mit meinen waren. War es Zufall oder Absicht? Bei meiner Ankunft in Ann Arbor bei meiner Gastfamilie stellte sich heraus, dass es Absicht war. Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass ich das erste Gastkind der Familie war. Aufgrund der großen Unbeständigkeiten hinsichtlich des Wetters war es lange unklar, welche Sachen ich in den Koffer packen sollte. Auch hier wurden mir jegliche Bedenken genommen – ihre Aussage war, was ich nicht mit habe, ist im Haushalt vorhanden. Eine große Last wurde mir damit genommen. Auch schrieb mir die Familie, dass sie sich sehr auf mich freuen und dankbar seien, gemeinsam die Zeit mit mir verbringen zu dürfen.
Das Leben in der Gastfamilie
Diese Freude bestätigte sich bereits bei meiner Ankunft auf dem Flughafen in Detroit. Dort wurde ich von meiner Gastfamilie mit einem riesengroßen Banner herzlich empfangen. Dieses Banner haben meine Gastbrüder Carsten (10) und Andreas (8) selbst entworfen. Ich war wahnsinnig beeindruckt. Die nächsten zwei Wochen war mein zu Hause bei meiner Gastfamilie in Ann Arbor mit den Gasteltern Christa und David. In dieser Zeit schlüpfte ich in die Rolle des großen Bruders von Carsten (10) und Andreas (8). Die Familie wohnt in einem ruhigen Viertel von Ann Arbor, in dessen Haus ich ein eigenes Zimmer, mit Blick auf einen Wald, bewohnte.
Erstaunlich schnell konnte ich mich dem dortigen Tagesablauf anpassen. Gegen 8 Uhr war Aufstehen angesagt mit Frühstück und startklar machen, um um 9 Uhr beim Englisch-Sprachkurs zu sein. Der Sprachkurs war sehr intensiv, hat Freude gemacht und mich sprachlich sehr weitergebracht. Aufgrund des Programms war die gemeinsame Zeit mit meiner Gastfamilie leider zu kurz. Dafür wurde die Zeit aber intensiv genutzt. So lernte ich ihre Heimatstadt Ann Arbor näher kennen, gemeinsam unternahmen wir sportliche Aktivitäten (Fahrradtouren, Skaterparkbesuche, Klettern). Mit Carsten und Andreas spielte ich oft auf dem nahegelegenen Basketballplatz. Auch habe ich die Jungs zum wöchentlichen Training begleitet.
Ein Highlight war der gemeinsame Besuch eines Footballspieles im zweitgrößten Stadion der Welt in Ann Arbor. Echt Wahnsinn. Auch konnte ich erleben, wie in den USA Ostern gefeiert wird. Gemeinsame Zeit verbrachten wir auch mit der Gastfamilie meines neuen Freundes Gustav aus Dresden. So waren wir gemeinsam mit dessen Gastfamilie in einem amerikanischen Kino oder essen. Durch unsere neue Freundschaft wurden auch neue Freundschaften zwischen den Gastfamilien in Ann Arbor geknüpft, was die Familien super fanden. Zu jeder Zeit hatte ich das Gefühl, bei meiner Gastfamilie willkommen zu sein. Sie waren immer bemüht, dass es mir gut geht.
Der Community Service
In den Nachmittagsstunden absolvierten wir von 13 Uhr bis 17 Uhr den Community Service. Durch den Transport mit dem Kleinbus vom Sprachkurs zu den verschiedenen Projekten haben wir viel von der Umgebung gesehen (z.B. gelbe Ampeln, neue Automarken, große Trucks, die Natur der USA und vieles mehr). Die ehrenamtliche Arbeit an den verschiedenen Orten hat mir sehr viel Spaß gemacht. Besonders gut hat mir die Arbeit auf der White Lotus Farm gefallen, da ich Tiere sehr gern habe und wir im Freien arbeiten durften. U.a. halfen wir beim Bau eines neuen Geheges für Babyziegen. Auch hatten wir Zeit, uns intensiv mit den Babyziegen, die erst wenige Tage alt waren, zu beschäftigen. Die Arbeit mit den Ziegen verging wie im Flug. Cool fand ich auch die Arbeit in einen Thrift-Shop. Dort sortierten wir Sachen nach Qualität und Marke und bereiteten sie für den Verkauf vor. Beim Community Service wurden wir tatkräftig von den amerikanischen Betreuern unterstützt. Ich fand, dass sie sich besonders bemüht haben und eine einwandfreie Arbeit geleistet haben. Auch bei speziellen Fragen konnten sie uns immer eine gute Antwort geben. Ich bewundere sie sehr, denn sie haben so viel Herzblut in uns investiert.
Was in zwei Wochen möglich ist
Von meiner Reise habe ich sehr viele Eindrücke und Erlebnisse mit nach Hause gebracht. So habe ich in Amerika viele nette Leute kennengelernt und neue Freundschaften geknüpft. So waren wir mit der Gastschwester von Gustav, der Tochter des Bürgermeisters, Sushi essen. Somit hatte ich die Möglichkeit, den Bürgermeister persönlich kennenzulernen und mit ihm über verschiedene Themen zu reden. Mein Gastvater David arbeitet bei Ford in Detroit und prüft dort neue Fahrzeuge u.a. mit Testfahrten. So hat er es mir möglich gemacht, mit einem 500 PS starken Ford Mustang GT 3 mitzufahren über den Highway. Nach meiner Ankunft in Deutschland merkte ich, dass es stellenweise schwierig war, die deutsche Sprache wieder lückenlos anzuwenden. Mir fehlten einzelne Redewendungen und das nach nur einer Zeit von zwei Wochen!!
Ein großes Lob auch an dieser Stelle noch einmal an meine Gastfamilie. Meine Gasteltern Christa und David haben meinen Aufenthalt in den USA 100 x attraktiver gemacht. Mit ihnen konnte ich reden wie mit meinen eigenen Eltern, auch bei Problemen konnte ich mich an sie wenden. Auch mit den beiden Jungen Carsten und Andreas habe ich viel Zeit verbracht, viel erlebt und viel gelacht. Leider verging die Zeit wie im Flug, den Abschied sehnte keiner herbei. Besonders schwer fiel es meinen Gastbrüdern. Da wir uns alle sehr gut verstanden haben, versprachen wir uns, dass wir uns wiedersehen werden. Im nächsten Jahr plant meine Gastfamilie eine Europa-Reise u.a. mit einem Besuch in Wien. Vielleicht passt ein Abstecher nach Deutschland in das Reiseprogramm.