„Austausch für alle“ – ein Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit
Fachkonferenz zum internationalen Jugend- und Schüleraustausch vom 5. bis 7. Oktober in Potsdam
Hamburg, 8. September 2022. David aus Dresden ist vor Kurzem zu einem einjährigen Auslandsaufenthalt in die USA aufgebrochen. Dort lebt er in einer Gastfamilie, besucht die Schule, schließt neue Freundschaften und kann seinem Hobby Football nachgehen. Was den 18-Jährigen von vielen anderen Austauschschüler*innen unterscheidet: Diese prägende interkulturelle Erfahrung kann er nur dank eines Stipendiums machen – seine alleinerziehende Mutter hätte ihm das Austauschjahr nicht finanzieren können.
Wie können zukünftig mehr Jugendliche wie David – unabhängig vom finanziellen Hintergrund des Elternhauses – an einem Austauschprogramm teilnehmen? Und wie kann es gelingen, dass verstärkt junge Menschen für ein Schul(halb)jahr ins Ausland gehen können, die nicht das Abitur als Schulabschluss anstreben? Statistisch macht diese Gruppe nicht nur den kleinsten Anteil an Teilnehmenden von organisierten Auslandsaufenthalten aus, sondern ist gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil auch unterrepräsentiert. Dies zeigt die Untersuchung „Warum nicht? Studie zum internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren“ (www.zugangsstudie.de).
Premiere: Alle „Player“ bei der Fachkonferenz an einem Tisch
Dieses Ungleichgewicht steht im Fokus der erstmals vom 05. bis 07. Oktober in Potsdam stattfindenden „Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch: Vielfalt erleben, Zugangschancen verbessern“. Sie will die fach- und feldübergreifende Verständigung zwischen allen beteiligten Akteuren fördern und bringt 80 Vertreter*innen verschiedener Bereiche zusammen: Jugend- und Schüleraustauschorganisationen, Hochschulen und Universitäten, Schulen, Stiftungen, Jugendwerke, Fach- und Förderstellen der Internationalen Jugendarbeit, Politik und Verwaltung. Initiatoren sind der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA) und das Deutsche Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU). Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie die Joachim Herz Stiftung (JHS) fördern die Fachkonferenz.
Die Veranstaltung thematisiert auch die Auswirkungen für den Jugend- und Schüleraustausch infolge von Corona. In vielen Austauschorganisationen haben ehrenamtliche Strukturen stark unter der Pandemie gelitten. Zudem haben aktuelle globale Herausforderungen wie etwa der Klimawandel, der Ukraine-Krieg oder aber auch die steigende Inflation in vielen Ländern Einfluss auf die Mobilität von jungen Menschen. Daneben erschweren höhere Energie- und Lebenshaltungskosten die Suche nach Gastfamilien.
Das dreitägige Programm der Fachkonferenz (Moderation: Anke Bruns/Journalistin) umfasst Impulsvorträge, Fachgruppen und Workshops, unter anderem:
- „Bildungsungleichheit – Eine Ist-Analyse“ (Dr. Markus Gamper, Institut für vergleichende Bildungsforschung und Sozialwissenschaften, Universität Köln)
- „Unterrepräsentierte Gruppen im Jugend- und Schüleraustausch“ (Heike Abt, Institut für Kooperationsmanagement Regensburg)
- „Krieg in Europa 2022. Nachdenken über die konzeptionellen Grundlagen des Schüler- und Jugendaustauschs zwischen Völkerverständigung, interkulturellem Lernen und reflexiver Internationalität“ (Prof. Dr. Andreas Thimmel, Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften, TH Köln).
Zudem sprechen Jugendliche über ihre Austauscherfahrungen und diskutieren mit Vertreter*innen der Landes-, Bundes- und Kommunalpolitik. Das Grußwort zur Konferenz wird Bettina Bundszus, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend im Bundeministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), sprechen.
Bundesregierung will Jugend- und Schüleraustausch fördern
Um mehr jungen Menschen die Teilnahme an langfristigen Austauschprogrammen zu ermöglichen, fordern AJA und YFU von der Politik insbesondere eine finanzielle Förderung und mehr staatliche Koordination von Förderinstanzen und Austauschorganisationen. Des Weiteren sollten Jugendliche – vor allem die aus benachteiligten Verhältnissen – besser über Angebote und Stipendien informiert werden. Daher begrüßen viele Austauschorganisationen, dass die Bundesregierung die Förderung des Jugend- und Schüleraustausches als ein Vorhaben für mehr Bildungsgerechtigkeit in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen hat.
Weitere Informationen und Programmübersicht: www.fk-jugendaustausch.de