24 Kilometer – das ist die Strecke, die die „Germany for you“-Gruppe , die sich vom 8. bis 21. Juni in Halle (Saale) aufgehalten hat, an insgesamt zehn Projekttagen zu Fuß zurückgelegt hat. Wenn auch ungewohnt, da in Michigan das Auto das üblichere Verkehrsmittel ist, haben sich die 15 US-amerikanischen Schüler*innen dann doch darauf eingelassen, öfter mal zu Fuß zu gehen und auf diese Weise sehr viel von der Stadt Halle zu sehen. Der erste kleine Schritt, um den eigenen Horizont zu erweitern, war so getan.
Mit Neugierde, Mut und Motivation
Ausgestattet mit viel Neugierde, Mut und Motivation und begleitet von Janice Kato, einer erfahrenen Ehrenamtlichen von YFU USA, haben sich die 15 Schüler*innen aus Michigan, USA, am 7. Juni auf den Weg gemacht, Halle an der Saale zu erkunden, das Leben in einer Gastfamilie kennenzulernen, sich ehrenamtlich zu engagieren und durch diverse weitere Aktivitäten einen Eindruck vom Leben in Deutschland und deutscher Geschichte zu gewinnen. Der Großteil von ihnen hatte bisher keine internationale Reise- geschweige denn Austauscherfahrung oder Deutschkenntnisse, und so war die Aufregung umso größer. Als sie jedoch am Flughafen Halle/Leipzig von den Gastfamilien und der Ehrenamtlichen Ruth Schweigmann herzlich in Empfang genommen wurden, war das Eis schnell gebrochen und zwei Wochen Austausch konnten beginnen.
Austauscherfahrungen möglich machen
Nachdem der Kurzaustausch „USA for you“ bereits seit vielen Jahren erfolgreich umgesetzt wird, konnte YFU Deutschland in Zusammenarbeit mit YFU USA in diesem Sommer das erste Mal das Pendant „Germany for you“ anbieten und umsetzen. Der Gedanke ist bei beiden Programmen derselbe: Schüler*innen, die sonst keine oder wenig Zugänge zu Austauscherfahrungen haben, weil ihnen die finanziellen Möglichkeiten fehlen oder ihr Umfeld sie nicht entsprechend unterstützt, reisen mit einem Vollstipendium in die USA bzw. nach Deutschland, leben in Gastfamilien, engagieren sich ehrenamtlich, lernen den Alltag an einer Schule kennen, machen einen Sprachkurs und nehmen an einem Kulturprogramm teil.
Das Projekt „Germany for you“ wird durch das Transatlantik-Programm der Bundesrepublik Deutschland aus Mitteln des European Recovery Program (ERP) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Die US-Botschaft Berlin beteiligt sich ebenfalls an der Finanzierung des Programms.
Mit viel Engagement für mehr Bildungsgerechtigkeit
YFU und die Partner leistet so einen Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit, damit Austausch für alle möglich wird und wir dem Ziel „keine Schullaufbahn ohne Angebot zum Austausch“ näher kommen.
Neben den finanziellen Mitteln lebt das Programm dabei von den YFU-Ehrenamtlichen, die es mit viel Herzblut und Energie mit Leben füllen, als Ansprechpartner für die Schüler*innen und Gastfamilien zur Verfügung stehen, vor Ort begleiten, übersetzen, organisieren, unterstützen und auch mal motivieren, wenn der jugendliche Elan eher jugendlicher Erschöpfung weicht.
So konnte Germany for you in diesem Jahr durch unsere Ehrenamtliche Anne Geiß, selber gerade Gastmutter einer finnischen Austauschschülerin, am Lyonel-Feininger-Gymnasium in Halle angesiedelt werden. Die Schule stellte der Gruppe freundlicherweise einen Raum zur Verfügung, den sie nutzen konnten und ermöglichte die Integration der Schüler*innen ins Sportfest, ins Schulfest und andere Bereiche der Schule, sodass hier ein interkultureller Austausch in der Peer-Group stattfinden konnte. Anne Geiß engagierte sich auch ganz besonders in der Suche nach ehrenamtlichen Gastfamilien, die dann allesamt Familien vom Lyonel-Feininger-Gymnasium waren und sich sehr ins Zeug legten, um den Schüler*innen eine schöne Zeit in Halle zu ermöglichen.
Ein buntes Programm
Die Jugendlichen waren u.a. im Bildungszentrum des Naturschutzbundes aktiv, halfen bei der Reinigung von sog. „Stolpersteinen“ mit dem Verein „Zeit-Geschichte(n) e.V.“ und bei der Herstellung von Lehm-Bausteinen im Kulturzentrum „Schwemme e.V.“. Ziel des Programms war auch, das Bewusstsein der Jugendlichen für Demokratie zu stärken und darüber mit ihnen in den Austausch zu kommen. So ermöglichte der Verein „Zeit-Geschichte(n) e.V.“ mehrere Workshops und Führungen zu historischen Themen wie Nationalsozialismus und friedliche Revolution, der Hallenser Bundestagsabgeordnete der SPD, Dr. Karamba Diaby, empfing die Jugendlichen zu einem Gespräch über Demokratie und Engagement und der Kinder- und Jugendrat der Stadt Halle tauschte sich mit ihnen aus. Ihre Medienkompetenz konnten sie bei einem Workshop mit anschließender Produktion einer eigenen Radiosendung beim Jugendradio von „Radio Corax“ stärken (die ganze Sendung ist hier zu hören: www.jugendradio.net). Sie besuchten das Landesmuseum für Vorgeschichte, stellten dort ihre eigene „Himmelsscheibe von Nebra“ her, erhielten einen Einblick in die beeindruckende Arbeit und Geschichte der Franckeschen Stiftungen und konnten bei einer Kombination aus Deutschkurs und Trendsportarten mit dem Hallenser „Trendsportring“ gleichzeitig eine neue Sprache und neue Sportarten kennenlernen.
Wie üblich bei YFU, werden auch die Germany for you-Schüler*innen intensiv vor- und nachbereitet und auch während dem Austausch werden sie durch Seminare zur Reflexion angeregt bzw. haben die Möglichkeit, Feedback zu geben und über ihre Erwartungen sowie mögliche Ängste zu sprechen. Auch hier haben sich die YFU-Ehrenamtlichenmit mit viel Herzblut dafür eingesetzt, den Jugendlichen die bestmögliche Austauscherfahrung zu ermöglichen.
Ein voller Erfolg
Dank des Engagements aller Beteiligten, konnte das Projekt sehr erfolgreich umgesetzt werden, was sich auch in dem von fast allen Gastfamilien und Schüler*innen geäußerten Wunsch, das Programm doch auf drei Wochen zu verlängern, widerspiegelt – man hätte gern noch mehr voneinander gelernt, mehr entdeckt und sich mehr ausgetauscht. Und so möchten wir diesen Beitrag mit einem Satz einer Schülerin aus dem Abschluss-Seminar schließen: „We have a lot of similarities although we’re on the opposite side of the world.“
