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YFU-Blog

Aktuelles aus Verein und Austauschwelt 

Mit Colored Glasses aktiv für Demokratiebildung und Toleranz

25. April 2024

Merle engagiert sich seit vielen Jahren für Colored Glasses und sensibilisert Schulklassen in ganz Deutschland mit Workshops für Themen wie Ausgrenzung, Diskriminierung und Toleranz. Von Colored Glasses erfahren hatte sie zunächst als Workshop-Teilnehmerin noch während der Schulzeit - inzwischen ist sie bereits seit acht Jahren unter anderem im Vorstand von Colored Glasses aktiv. Wir haben mit ihr über Ehrenamt und ihre Motivation für die Arbeit von Colored Glasses gesprochen.

 

Liebe Merle, du bist als Jugendliche bei einem Toleranzworkshop an deiner Schule zum ersten Mal mit Colored Glasses und YFU in Berührung gekommen. Gleich danach hast du dich dazu entschieden, dich für Colored Glasses zu engagieren: Wie hat diese erste Begegnung in der Schule deine Begeisterung für das Thema geweckt?

 

Zunächst war es die Begeisterungsfähigkeit der Workshop-Teamerin Sarah, die mich total mitgerissen hat. Sie hatte eine wahnsinnig ansteckende Energie, die nicht nur mich, sondern viele meiner Mitschüler*innen beeindruckte. Und zwar so sehr, dass einige von uns nur wenige Wochen später unseren eigenen ersten Toleranzworkshop veranstalteten.

 

Daneben bin ich aber auch ein großer Fan der Methodik der Workshops. Die Möglichkeit, durch Simulationen erlebbare Erfahrungen zu machen und diese anschließend in der Klasse zu reflektieren, finde ich sehr eingängig. Es öffnet das Gespräch und ermöglicht eine tiefere Auseinandersetzung. Aber auch die theoretischen Modelle wie mein Lieblingsmodell, das Begegnungsdreieck, finde ich ziemlich toll – sie begleiten mich bis heute im Alltag.

 

Schließlich sind es die Inhalte und Werte, die sich in den Zielen von Colored Glasses wiederfinden. Demokratiebildung, wertschätzender Umgang, gegenseitige Rücksichtnahme halte ich für unverzichtbar für ein gutes Miteinander und eine funktionierende Gesellschaft. Da stehe ich sehr hinter.

 

Du hast selbst keine Austauscherfahrung und bringst daher eine ganz neue Perspektive in die Vereinsarbeit von YFU ein. Was sind deiner Meinung nach die Vorteile eines Blicks von außen?

 

Im Blick von außen sehe ich einige Vorteile, allen voran hinsichtlich einer bunten Ehrenamtsstruktur. Die Austauschprogramme von YFU sprechen oft eine exklusivere Gruppe von Menschen an, die von Haus aus ein gewisses Interesse an Bildung mitbringt und sich Austausch leisten kann. Ich finde es schön, wenn Ehrenamtliche nicht nur aus dieser Gruppe kommen, sondern möglichst vielfältig sind. Nicht jede*r muss studieren, um ehrenamtlich aktiv zu sein. Und nicht jede*r kann Geld für eine Fahrkarte vorstrecken. Das allein bringt schon eine andere Perspektive mit sich, die in meinen Augen viele Vorteile hat.  Ein Problem, das wir bei YFU und Colored Glasses zudem immer wieder haben, ist der Mangel an Aktiven. Hier sehe ich einen Blick von außen als hilfreich, um Einstiegshürden für Menschen ohne YFU-Bezug aufzudecken und zu lösen.

 

Wie haben Colored Glasses und YFU dich und deinen Werdegang geprägt?

 

Colored Glasses hat mich stark geprägt und tut es immer noch. Durch mein Engagement habe ich ganz einfache Dinge, wie formelle E-Mails schreiben und mit fremden Menschen telefonieren, gelernt. Und auch Tätigkeiten wie Workshopgruppen zu organisieren, flexibel und agil in meiner Arbeit zu sein und ein Gespür für Zeit und Gruppenkonstellationen zu entwickeln, fallen mir mittlerweile echt leicht. Insgesamt würde ich meinem Ehrenamt bei Colored Glasses ankreiden, dass es mir geholfen hat mich selbst zu organisieren und ein gutes Zeitmanagement zu entwickeln.

 

Gleichzeitig hat es mich auch selbstbewusster gemacht. Vor vielen Menschen zu stehen und freizusprechen, ist für mich nach acht Jahren Colored Glasses Ehrenamt keine große Überwindung mehr. Davon profitiere ich sowohl beruflich als Sozialarbeiterin als auch privat in meiner Theatergruppe, in der ich mich seit vielen JAhren engagiere. 

 

Zudem hat Colored Glasses mir gezeigt, was ehrenamtliches Engagement für mich und für die Gesellschaft bedeutet. Ohne den Workshop an meiner Schule hätte ich wahrscheinlich den Zugang zu Colored Glasses und anderen Ehrenämtern, die mir heute sehr am Herzen liegen, nicht gefunden.

 

Welchen Mehrwert siehst du in den Colored Glasses Workshops für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und einen guten Umgang miteinander? 

 

Zunächst finde ich es sehr wichtig, dass wir uns bewusst machen, was Colored Glasses kann und was nicht. Ein dreistündiger Workshop in einer Schule kann niemanden umkrempeln. Das geht nicht. Was wir aber machen können: den Teilnehmenden Denkanstöße geben und sie zum Reflektieren anregen.

 

In den Workshops finden wir gemeinsam mit den Teilnehmenden Antworten auf Fragen und Verhältnisse, die sich aus dem Zusammenleben verschiedener Kulturen ergeben. Wie reagiere ich auf fremde Menschen? Was passiert dabei in meinem Kopf, was ich beeinflussen kann? Wie kann ich Vorurteilen entgegenwirken und einen inneren Perspektivwechsel schaffen? In dem die Schüler*innen in Simulationen in ihnen unbekannte Rollen schlüpfen, erleben und bewerten sie Situationen aus einem neuen Blickwinkel. Themen, wie Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung werden so greifbar und erfahrbar. Theoretische Modelle helfen anschließend die Erlebnisse einzuordnen. Nach dem Workshop können die Schüler*innen immer wieder auf die theoretischen Konzepte zurückblicken und sich in ihrem Alltag reflektieren. 

 

Colored Glasses in fünf Jahren: Was wären deine Wünsche für dessen Zukunft?

 

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir unsere Workshopangebote flächendeckend anbieten können. In einigen Bundesländern haben wir häufig Probleme Menschen zu erreichen und Ehrenamtliche zu finden, die Workshops anbieten wollen. Das hat sich hoffentlich bis dahin geändert.

 

Aber nicht nur ein flächendeckendes Angebot, sondern auch wieder steigende Workshopzahlen möchten wir erreichen. Das Corona-Tief ist immer noch deutlich spürbar. Ich wünsche mir, dass wir in fünf Jahren auf gesündere Zahlen blicken können.

 

Ein weiterer Meilenstein für mich ist eine vielfältigere Ehrenamtsstruktur: Menschen mit verschiedenen Hintergründen und aus unterschiedlichen Bereichen sowie „alte und neue Hasen“, die zusammenarbeiten und sicherstellen, dass unser angesammeltes Colored Glasses Wissen nicht verloren geht.

 

Mit Herzblut für Colored Glasses aktiv: Vorstandsmitglied Merle Doerwald

Mit Herzblut für Colored Glasses aktiv: Vorstandsmitglied Merle Doerwald

Nach dem Austauschjahr