„18.6.2024: Wir stehen in banger Erwartung um 9:00 am Hamburger Flughafen. Hat sie den Flug nach Hamburg in Frankfurt erreicht? Erkennt sie uns nach so langer Zeit? Wie werden wir uns verstehen? Alle Fragen sind unnötig – eine strahlend junge Frau begrüßt uns mit: „Hallo, Mami“, „Hallo, Pappi!“
Wir fahren mit der S-Bahn – wie damals vor 25 Jahren, als eine 16-jährige Südafrikanerin verhalten und bang nach unten schaute. Alle Erwartungen an eine deutsche Familie, die sie mit einem Mercedes abholt, dahin! (So erzählt Nonto uns später.) Und in einem Zug wird man in Südafrika beschossen, so die Erfahrung.
Alles wendet sich zum Besten – damals wie heute. 25 Jahre sind vergangen als wäre es ein Tag! Wir verstehen uns großartig – machen zum Aufwärmen einen Spaziergang in den Ort. Erinnerungen steigen auf – einkaufen – Fahrradfahren. Dann geht es zu ihrer Gastschwester mit Familie nach Stralsund.
Danach verbringen wir in und um Hamburg ein langes Wochenende – besuchen die „alte“ Schule, bummeln durch die Hamburger Innenstadt, Deichstraße, Speicherstadt, Landungsbrücken. Am nächsten Tag ein wenig shopping, Besuch der Kramer Amtsstuben, Orgel- Konzert im Michel am Mittag, Aussichtsplattform Elbphilharmonie und Rundgang durch die Hafencity. Damals blieb kaum Zeit, Hamburg so kennenzulernen.
Zum Schluss noch ein ausgiebiger Spaziergang durch den Botanischen Garten, und immer Gespräche über ihre Entwicklung – Studium und Spezialisierung als Kinderärztin - Berufung! Heute kann sie ihre Eltern finanziell unterstützen. Wir sprechen über Probleme in Südafrika, in Deutschland. Und immer wieder: Es ist so sauber hier und so safe!
Rückblickend ist auch für sie das Jahr 1999/2000 Kulturschock, eine andere Welt und eine Zeitenwende gewesen: gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie, Pünktlichkeit, Einhalten von Verabredungen, Einträge in einen Familienkalender, Auflisten von Ausgaben, offene Kommunikation mit Blickkontakt, keine Denk- oder Frageverbote. Ohne diese Erfahrungen hätte sie ihr Studium nicht geschafft, so sagt sie.
Berichten wir anderen von diesem unseren Wiedersehen, fragen sie erstaunt nach: Und das alles kann ein Jahr bewirken? Ja – ein Jahr – so wertvoll! Nicht immer einfach, aber voller Liebe und Respekt füreinander! Was haben wir alles gelernt und erfahren! Wir wurden unterstützt durch YFU mit Elternabenden, Treffen mit anderen Austauschschülern, Wochenendseminaren und nicht zuletzt durch Taschengeld aus der VW-Stiftung.
Nonto hat ihre Vorstellung von Freiheit so formuliert: Freiheit ist da, wo ich als Frau mich auf mein Fahrrad setzen und hinfahren kann, wo ich möchte! Wie gut, dass wir heutzutage Kontakt so einfach über soziale Medien halten können.
Die Zeit mit Nonto war viel zu kurz – leider bekommt sie nicht mehr Urlaub!
Und wir freuen uns auf ein Wiedersehen!
P.P.: Unsere Tochter begleitet für YFU bis heute Austauschschüler und Eltern. Und unsere Enkelin beginnt gerade ihr Austauschjahr in den USA – raten Sie mit welchem Unternehmen!"
Ein Bericht von Gertrud und Christian Woermann, YFU-Gasteltern 1999/2000 von Nonto aus Südafrika