YFU-Blog
Aktuelles aus Verein und Austauschwelt
Während meines Austausches in Tschechien konnte ich viel lernen, das mir im Leben weiter helfen wird. Vor allem lernte ich Selbständigkeit in vielen Bereichen. Zuhause sind normalerweise die Eltern da, die sich Zeit nehmen und einem helfen. In einem Austauschjahr wissen sie aus der Ferne oft gar nicht, wie die Situation vor Ort ist; während die Gasteltern vielleicht mehr Freiheiten lassen. Ich lernte mir selbst in einer neuen Umgebung Strukturen zu schaffen, Pläne zu schmieden und danach zu handeln. Es war gut zu sehen, dass manches erfolgreich war, und aus Fehlern zu lernen.
Um sich gut in einer neuen Umgebung zurecht zu finden, ist die Kommunikation am wichtigsten. Vieles kann für ein gutes Miteinander abgesprochen werden – etwa wie aufgeräumt das Zimmer und wieviel Arbeit in die Schule investiert wird und wieviel Erinnerung für diese Punkten nötig oder gewünscht ist. Ebenso muss über bestimmte Gewohnheiten und die Anpassung daran gesprochen werden. Denn, wenn das nicht richtig auskommuniziert wird, kann es schnell zu Problemen in der Familie kommen. Überhaupt ist die Kommunikation mit Lehrern und Mitschülern entscheidend, besonders am Anfang in der Eingewöhnungszeit, aber im Grunde auch bis zum Schluss. Es ist wichtig, sich selbst zu erklären, so dass andere dich verstehen und mit dir umgehen können. Es ist aber auch wichtig zuzuhören und offen dafür zu sein, dass etwas anders ist als erwartet. Es könnte unterschiedliche Lehrmethoden oder Arten von Humor geben. Besonders, wenn einem etwas nicht sofort gefällt, sollte man mit den Personen darüber reden, wieso sie es tun, und dabei offen für neues bleiben. Es sind andere Kulturen und andere Geschichten. Man muss sich darauf einstellen, dass es etwas anders ist als das, woran man sich Jahre gewöhnt hat, und auch bereit sein, sich auf diese Dinge einzulassen. Genau das habe ich in diesem Jahr gelernt: Zuzuhören, mich auf andere Menschen und Gewohnheiten einzulassen, sie zu respektieren und Neues zu entdecken.
Auf diese Weise wurde das Austauschjahr bei allen Schwierigkeiten, die so ein Eintauchen in eine neue Kultur mit sich bringt, zu einer wundervollen Erfahrung, von der ich auf der einen Seite dank meiner Violalehrerin echte Fortschritte in der Musik und viele Erinnerungen mitnehme: Ich erinnere mich an das erste Treffen mit meinen Gasteltern und Klassenkameraden, die mir übers Jahr zu Freunden geworden sind. Ich denke an die vielen Konzerte, die ich mit meinen Gasteltern besucht habe, die Ausflüge mit Klassenkameraden und die Auftritte mit den Ensembles, an denen ich teilnehmen durfte. Ebenso bleiben mir die vielen kleinen Momente in Erinnerung, die ich einfach nur mit den Menschen verbringen durfte, die mir ans Herz gewachsen sind.
Am Anfang dachte ich, dass Deutschland und mein Austauschland Tschechien nicht so unterschiedlich sind. Aber ich wurde überrascht durch die vielen kleinen Unterschiede wie beispielsweise die Klöße, die ähnlich aussehen, aber von denen es viele verschiedene Varianten gibt, und die ganz anders schmecken als daheim. Die Bräuche an bestimmten Festtagen wie Weihnachten sind anders, so wie die Ferien auch anders verteilt waren.
Das tschechische Bahnsystem überzeugte mich nicht, obwohl ich das deutsche gewohnt war. Überhaupt war das Leben in der Großstadt Prag ganz anders als das Leben daheim. Dank der öffentlichen Verkehrsmittel konnte ich mich schnell durch Prag bewegen und die Schönheit der Stadt entdecken. Durch meine sehr gebildete Gastfamilie konnte ich viel über die Geschichte und die aktuelle Situation in Tschechien erfahren.
Für mich war dieses Austauschjahr, das mir durch das Stipendium ermöglicht wurde, eine wichtige Erfahrung. Sie hat mich offener gemacht, bereit zuzuhören und auf andere zuzugehen. Der Austausch hilft mir für das Leben und die Kommunikation daheim und hat mir in vielerlei Hinsicht Berührungsängste im Blick auf andere Menschen genommen. Darum bin ich sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit erhalten habe und all die wichtigen Erfahrungen machen konnte.
Erfahrungsbericht von Joel, Tschechien 2021/22
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