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YFU-Blog

Aktuelles aus Verein und Austauschwelt

„Ein Austauschjahr macht einen um vieles reicher“ - Ein Erfahrungsbericht

21. Juli 2023

Wir sind eine 5 (3 Menschen, 2 Katzen) 😉köpfige Familie. Als unser damals 7-jähriger Sohn bei einer pur+-Sendung einen Bericht über Austauschschüler gesehen hat und danach meinte: „Das find ich cool, das sollten wir auch machen“, haben wir uns kurzerhand bei YFU gemeldet. Ich selbst war vor 29 Jahren mit YFU als Austauschschülerin in den USA und hatte eine wundervolle, sehr prägende Zeit. Daher stand für mich und meinen Mann fest, dass wir eines Tages auch einem jungen Menschen solch eine Chance bieten wollen. Wir wollten nur den Zeitpunkt abwarten, an dem es auch für unseren Sohn passt.

Unser Wunsch war ein Gastkind aus Asien aufzunehmen, da wir auf diese Weise eine uns bis dato völlig fremde Kultur ein wenig kennenlernen können. Wir haben uns dann bewusst für Mahika entschieden. Sie kommt ebenfalls aus einer 5 (3Menschen, 2 Katzen) köpfigen Familie und ist sehr musisch. Soweit passte alles perfekt. Unsere einzige Sorge war, ob unsere Kleinstadt nicht ein Kulturschock für sie sein wird, denn sie kommt aus der Millionenmetropole Tokio. Aber das stellte sich schnell als unbegründet heraus.

Die erste Begegnung mit Mahika war distanziert. Wider besseren Wissens haben wir – entsprechend unserer europäischen Mentalität – Mahika zur Begrüßung umarmt. Das war für sie sehr befremdlich und dadurch auch für uns. Aber bei ihrer Abreise war es dann ganz anders, nach 10 Monaten war Mahika etwas „europäisiert“, sie hatte Tränen in den Augen und umarmte uns. Das war für uns ein sehr schöner Moment – trotz des Abschieds.

10 Monate mit einem fremden Menschen aus einer anderen Kultur zu leben, stellt einen stetig vor Herausforderungen. Aber wenn man miteinander redet, erklärt, was bei uns üblich ist und erfragt, wie es beim Gastkind daheim üblich ist, dann löst sich das meiste in Wohlgefallen auf. Und über die wenigen, vermeintlichen Marotten, die dann noch bleiben, muss man einfach hinwegsehen.

Wir hatten eine wundervolle Zeit mit Mahika. Haben von ihr viel über Japan gelernt, haben ihr viel in Deutschland und Europa gezeigt. Wir werden das Abenteuer Austausch noch mal wagen, aber nicht sofort. Mahika, die auch nach ihrer Abreise noch Teil unserer Familie ist, soll für uns einzigartig bleiben und das nächste Gastkind soll es auch werden.

Wir stehen weiterhin in regelmäßigem Kontakt mit Mahika und ihren Eltern. 8 Monate nach ihrer Abreise gab es schon ein erstes Wiedersehen. Mahika und ihre Eltern haben uns besucht. Und das nächste Wiedersehen ist geplant. Nach ihrem Schulabschluss werden wir sie in Tokio besuchen.

Ein Austauschjahr macht einen um vieles reicher, aber dafür ist Toleranz das A und O. Man muss immer bedenken, dass das Gastkind in einer anderen Kultur mit anderen Sichtweisen und Ansprüchen aufgewachsen ist, wodurch es schnell zu Missverständnissen kommen kann. Aber reden hilft!

 

YFU-Gastfamilie Lux mit Mahika aus Japan

Gastfamilie mit Austauschschüler