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Hockey, School Spirit und Corona

Erfahrungsbericht von Alina, Austauschjahr in den USA

Am 21. August ging meine große Reise ins „Land der Träume“ los. Für mich ging es nach Chesapeake, einer Stadt mit rund 222.000 Einwohner an der Küste Virginias. Schon der Flug war aufregend, doch meine bevorstehende Zeit würde das noch viel mehr werden…

 

Bereits am nächsten Morgen nach meiner Ankunft hatte ich mein erstes Probetraining für das Feldhockey-team an meiner High School. Nachdem ich die Worte „Du bist im Varsity Team!“ gehört habe, hatte ich von nun an die ganze Herbst-Saison jeden Tag von Montag bis Samstag Training (und wöchentliche Spiele).

 

Teil des Field Hockey Teams zu sein, hat mir nicht nur unglaublich Spaß gemacht, ich habe zudem die Möglichkeit bekommen, viele nette Mädchen kennenzulernen und mich über die Unterschiede der Sportart in beiden Ländern auseinanderzusetzen.

 

Im Frühling bin ich ins Tennis-Team gekommen, aber leider ist auch für die anderen Spieler die ganze Saison nach ein paar Wochen Training ins Wasser gefallen.

 

Schulsystem und School Spirit

Das Schulsystem dort war sehr anders: Für ein halbes Schuljahr hatte ich JEDEN Tag dieselben vier gewählten Kurse. Das bedeutete zwar, weniger Schulbücher zu schleppen, war aber trotzdem anstrengend… Ich hatte auch nur Halbjahresklassen, was für uns Schüler bedeutete, dass wir den Stoff eines ganzen Jahres in einem halben Jahr abgedeckt haben müssen – das hieß also Lernen, Test, Lernen, Test…

 

Trotzdem habe ich diese einzigartige Schulgemeinschaft, den „School Spirit“ sehr genossen, da ich diesen intensiven Zusammenhalt in meiner deutschen Schule so nicht kenne. In den USA steht die gesamte Schule hinter den Teams und Klubs und wirklich jeder Schüler ist stolz, ein Teil seiner Schule zu sein. Das konnte man besonders an den Outfits sehen, denn Schul-Pullis oder Shirts wurden nicht nur bei den Spielen, sondern auch im Alltag getragen.

 

Besonders spannend an meinem „High School Leben“ waren die großen Spiele, Tänze (z.B. Prom) und andere Events. Vor dem großen Homecoming Football Game hatten wir "Spirit Week", bei der sich alle Schüler und auch die Lehrer jeden Tag nach einem Motto anziehen mussten. Am Ende dieser Woche hatten wir den lang ersehnten "Homecoming Dance", zu dem ich mit einer Freundesgruppe gegangen bin. Es war wie in den Filmen: Es gab gute Musik, es wurde viel getanzt und man hatte viel Spaß mit seinen Freunden. 

 

Gastfamilienwechsel

Ende Oktober hat sich eine große Veränderung bei mir ergeben: Ich habe meine Gastfamilie gewechselt. Da meine erste Gastfamilie ein junges Pärchen mit zwei sehr kleinen Kindern war und zudem ein weiteres Baby im Laufe des Jahres 2020 erwartet wird, hatten wir als Familie leider oft wenig Zeit und Möglichkeiten, die Tage gemeinsam zu verbringen.

 

Meinen Gasteltern war dies bewusst, daher haben sie mich schließlich angesprochen, ob ich nicht die "Host Family" wechseln möchte. Sie wollten mir die Chance geben, eine neue Familie zu finden, die sich aktiver mit mir beschäftigen könnte, damit ich meine verbleibenden Monate in den USA intensiver genießen könnte. Glücklicherweise habe ich innerhalb von zwei Wochen durch eine Lehrerin meiner High School eine neue Gastfamilie in unmittelbarer Nähe meiner Schule gefunden, sodass ich diese nicht wechseln musste.

 

Meine neuen Gasteltern hatten einen gleichaltrigen Sohn und eine ältere Tochter, die nicht mehr zuhause lebt. Wir haben gemeinsam viele Dinge unternommen, aber ich habe auch Zeit gehabt, mich mit Freunden zu treffen oder einfach zurückzuziehen und alleine zu relaxen.

 

Ein Highlight der kleinen Reisen mit meiner Gastfamilie war definitiv mein erstes College Football Game in Charlottesville, Virginia: University of Virginia gegen Virginia Tech. Das Stadion war total voll mit Familien, ihren Kindern und natürlich den Studenten der Colleges. Die Stimmung war überwältigend und ich habe tatsächlich einigermaßen die Regeln des Spiels verstanden (allerdings nur mit Hilfe meines Gastvaters…). 

 

„Erzählen über die Heimat“

Während der International Education Week, die einige Wochen vor Thanksgiving stattfand, habe ich mit Hilfe einer Power Point Präsentation einen Vortrag über Deutschland gehalten, mit dem Ziel, den Schüler mehrerer Kurse, über Stereotype aufzuklären und ihnen die deutsche Kultur etwas näher zu bringen.

 

Civic Education Week und Politik

Eine der erlebnisreichsten Wochen meines Auslandsjahres war mit Sicherheit die Civic Education Week in Washington D.C. Dort habe ich nicht nur total viele neue Leute und Freunde kennengelernt, ich habe zudem Politik “live” erlebt. Wir hatten viele Seminare und uns wurde sogar die Möglichkeit gegeben, Politiker und Angestellte des Senats und des Repräsentantenhauses persönlich zu treffen und mehr über ihr Leben zu erfahren.

 

In meinem Umkreis, also unter meinen Freunden und in meiner Gastfamilie, wurde jedoch nicht viel über Politik geredet. Ich habe den Eindruck bekommen, dass es ein sehr empfindliches Thema dort ist, gerade da es nur zwei große Parteien gibt, die sehr unterschiedliche Ansichten haben und Ziele verfolgen.

 

Virus und Abreise

Zu Anfang des Ausbruchs des Virus hat sich in meinem Alltag noch nichts verändert. Es wurde von den meisten nicht ernst genommen und hier und da habe ich sogar Witze über Corona gehört. Als sich dann von Tag zu Tag die Fälle rasant vermehrten, wurde die Situation kritischer.

 

Auf den Tag der Abreise konnte ich mich ehrlich gesagt nicht sehr freuen. Ich wusste im Hinterkopf, dass ich meine Familie wiedersehen würde, aber das abrupte Ende meines Auslandsjahres hat mir meine Freude ein wenig genommen. Nachdem ich erfuhr, dass es für mich nach Hause geht, habe ich so viel wie möglich mit meinen Freunden und meiner Gastfamilie unternommen. Zum Beispiel, war Ich war ich am Strand, habe gepicknickt und bei Freunden übernachtet. Der Tag meiner Rückkehr kam schließlich, es war sehr emotional, aber letztendlich war es natürlich auch schön, meine Familie in Deutschland wieder in den Armen zu halten.

 

Fazit

Meine Zeit in den USA war unvergesslich. Ich habe unglaublich viel erlebt und jeden Moment genossen. Ich habe einen tiefen Einblick in die amerikanische Kultur bekommen und viel über das alltägliche Leben, das Schulsystem und auch über die politische Situation dort gelernt.

 

Während der sieben Monate in einem anderen Land bin ich gewachsen, habe viel dazugelernt, und das werde ich im Leben nie vergessen! Die Tiefpunkte haben mich geprägt und mir beigebracht, dass es schlecht laufen kann, aber immer wieder besser wird. Man muss sein Leben selbst in die Hand nehmen, um gewünschte Ziele zu erreichen und sich nicht nur auf äußere Umstände verlassen. Dass ich mir nicht viele Erwartungen machen sollte, egal was bevorsteht, habe ich auch gelernt. Je weniger man sich vorstellt oder erwartet, desto positiver wird man überrascht.

 

Der Austausch hat mir eine unglaubliche Chance gegeben, bei der ich sehr wertvolle Erfahrungen sammeln konnte und neue Menschen kennengelernt habe. Ich habe neue Freundschaften geschlossen und werde diese mit Sorgfalt pflegen. Es war toll, ein Teil so eines Programms zu sein und ich bin sehr dankbar dafür.

 

Und nun?

Derzeit besuche ich wieder meine deutsche Schule, damit ich 2022 mein Abitur machen kann. Durch meine Zeit in den USA und das intensive Englischsprechen habe ich gemerkt, wie sehr ich die Sprache liebe und diese auf jeden Fall weiter in meinen Alltag integrieren möchte. Ich plane, nach meinem Abschluss erneut ins Ausland zu gehen, mich ehrenamtlich zu engagieren und meine Kenntnisse in einer möglichen internationalen Arbeitskarriere anzuwenden.

 

Alina bei einem Football Game

Alina bei einem Football Game

Alina in der Marine Biology Class mit Freunden

Alina in der Marine Biology Class mit Freunden

Alina mit Freundinnen am Homecoming Ball

Alina mit Freundinnen am Homecoming Ball

Alina vor einem der typisch amerikanischen Schulbussen

Alina vor einem der typisch amerikanischen Schulbussen

Alina beim Hockey spielen

Alina beim Hockey spielen