Ich habe nie in Erwägung gezogen, ins Ausland zu gehen, bevor mein Klassenlehrer mich darauf angesprochen hatte. Als ich von mehr und mehr Freunden und Bekannten, die in ein anderes Land gereist sind, über YFU gehört habe, dachte ich darüber nach und entschloss mich, für ein Jahr in die USA. zu gehen. Es war auf jeden Fall eine gute Entscheidung.
Ich landete in Fresno in Kalifornien, wo ich zusammen mit einem alleinstehenden Mann und einem weiteren YFU-Schüler aus Dänemark wohnte. Ich hätte es kaum besser treffen können. Mein Gastvater hat schon jede Menge Austauschschüler aufgenommen und hatte daher etwas Erfahrung. Mein YFU-Bruder und ich haben gemeinsame Interessen und ich kam gut mit ihm klar.
Bevor es losging, hatte ich einige Sorgen, ob ich gute Freunde finden würde und wie ich mit den anderen Schülern in der neuen Schule auskommen würde. Nach wenigen Tagen jedoch hatte ich schon eine Gruppe gefunden, mit der ich die Pausen verbringe und ich fühlte mich nicht allein. Ich denke, es ist viel einfacher, Kontakte in Amerika zu knüpfen als in Deutschland, wo viele Menschen eher zurückhaltend sind. Außerdem hatte ich den Austauschschüler-Bonus und in allen Klassen wollten mich die Mitschüler kennenlernen.
Meine Schule war toll. Die meisten Lehrer waren nett und hielten die Unterrichtseinheiten interessant. Ich habe Klassen gewählt, die mich interessieren und auch herausfordern, aber nicht extrem hart sind. Es war ein guter Mix aus lernen und Spaß haben. Natürlich wollte ich Zeit für meine Freunde haben, aber mein Gehirn sollte nicht völlig aus der Übung kommen. Was anders war als in meiner alten Schule in Deutschland, waren die vielen Clubs und Aktivitäten nach der Schule. Ich war nicht in einem Sportteam, da ich nicht jeden Tag trainieren wollte. Sport wird hier sehr ernst genommen. Dafür war ich in einem tollen Robotikteam und in Science Olympiad.
Ich habe gelernt, wie aufwendig es ist, so einen Roboter zusammenzubasteln und hatte sehr viel Spaß, lange Tage und Nächte mit tollen Schülern zu verbringen, die an demselben Ziel arbeiteten. Science Olympiad war ein Wettkampf mit vielen kleineren Events. Ich baute eine Tischtennisball schießende Maschine, ein Modellflugzeug und programmierte ein kleines Computerspiel. Meine Schule hat den ersten Platz in unserer Region gewonnen und so konnte ich beim nächsten Level dabei sein, wo die besten Teams aus Nordkalifornien zusammenkamen. Das war ein tolles Erlebnis für mich. Fast alle Dinge in U.S. High Schools sind sehr konkurrierend. Egal, ob es um Sport, Mathematik, oder Musik geht, jede Schule versucht, die besten Schüler zu haben. Das kannte ich bis dahin nicht aus der Schule. Mir gefällt die Vielfalt an Angeboten.
Ein normaler Tagesablauf sah ungefähr so aus: Ich startete den Tag um 6 Uhr morgens und ging später mit meinem YFU-Bruder zum Schulbusstopp. Nach einer knappen halben Stunde waren wir in der Schule, wo ich um 8 Uhr zur ersten Klasse, Englisch, ging. Es folgten Computer, U.S. Geschichte und Sport, bevor es ein halbe Stunde Mittagspause gab. Es gab eine Cafeteria, aber das Essen war nicht wirklich toll. Ich hatte normalerweise einen Mittagssnack von zu Hause dabei. Anschließend ging ich zu Physik und Mathematik. Mein Mathe-Lehrer hier ist klasse und es ist, glaubt es oder nicht, mein Lieblingsfach. Dann ging es zurück nach Hause, wo ich mich ausgeruht und Hausaufgaben gemacht habe. In den meisten Fächern gab es fast jeden Tag Hausaufgaben, aber es ist nicht zu schwer. Gegen 7 Uhr gab es dann Abendessen, das von allen von uns vorbereitet wurde. Wir haben über den Tag in der Schule und andere Dinge gesprochen. Es gab keine festgelegte Zeit, wann ich im Bett sein musste, aber meistens war ich zu müde, um ewig aufzubleiben.
Mein Gastvater hat meinen dänischen Bruder und mich auf einige Trips mitgenommen. Wir haben San Francisco, L.A., die Küste und Yosemite erlebt. Es gibt viele tolle Orte in Kalifornien. Auch wenn diese Trips meinen Aufenthalt hier noch etwas besser gemacht haben, war das Herzstück dieses Jahres natürlich mein Leben in der neuen Familie und mit Freunden. Jeder Schüler und jede Schülerin sammelt ganz andere Erfahrungen in einem anderen Land und es geht vor allem um die Menschen, die in einem Ort leben.
Mein Jahr in den Staaten hat mir in vielen Hinblicken geholfen. Ich denke, ich bin nun unabhängiger, offen zu neuen Dingen, und kann interessantere Gespräche führen. Ich bin außerdem selbstbewusster geworden. Wenn es etwas gibt, das ich machen möchte, dann versuche ich, es zu machen und Neues zu lernen. Viele Dinge, die ich in Deutschland für selbstverständlich gehalten habe, sehe ich nun aus anderen Perspektiven. Ich habe gelernt, was gut in meiner Heimat ist und was vielleicht in den USA besser ist. Ich hoffe, dass ich viele dieser neuen Erkenntnisse mit zurücknehmen kann, um die Welt ein wenig besser zu machen.
Allen Schülern und Schülerinnen, die Interesse an einem Jahr im Ausland haben, kann ich nur raten: Yes, go for it! Es ist die perfekte Zeit, um ins Ausland zu gehen. Als Teenager bist du jung genug, um viele neue Dinge aufzunehmen, aber du bist auch alt genug, um abzuwägen, was du gut findest und was nicht. Sei neugierig und offen, trau dir alles zu und erlebe diese Welt und dich selbst etwas anders als bisher!