Als ich vor mehr als einem Jahr mich dazu entschieden habe ein Auslandsjahr in Uruguay zu machen, hatte ich noch keine Ahnung von dem typischen Slogan („Uruguay nomás“), von anderen Traditionen oder Lebensweisen in Uruguay. Doch heute kann ich sagen, dass mich die „Uruguayos“ mit der Liebe zu ihrem Land angesteckt haben und ich ebenfalls aus lautem Halse den Slogan Uruguays mit rufe.
Meine Gastfamilie
Ich erinnere mich noch genau an dem Moment, als ich aus dem Bus ausgestiegen bin und ich meine Gastfamilie das erste Mal gesehen habe. Natürlich hatte ich mich super gefreut und war total aufgeregt, doch es war auch irgendwie seltsam zu wissen, dass ich ein Jahr bei dieser noch fremden Familie leben würde. Inzwischen ist das alles anders. Ich verstehe mich einfach super gut mit meiner Gastfamilie, die aus Gastvater, Gastmutter, Gastschwester (6) und Gastbruder (4) besteht. Wir haben schon so viele Sachen zusammen erlebt, sind in andere Städte und an den Strand gefahren, sind auf Feiern gegangen und haben zusammen gekocht, doch die besonderen Momente waren eigentlich immer zuhause, wie zum Beispiel als meine Gastschwester mich das erste Mal große Schwester genannt hat. Außerdem hat mir meine Gastfamilie unglaublich viel geholfen, vor allem damit mich hier anzupassen und die Sprache zu lernen.
Meine Schule
In meiner kleinen Stadt hier in Uruguay gibt es nur eine Schule, weshalb alle dort hingehen. Das Besondere ist, dass der Unterricht in drei Schichten aufgeteilt ist: morgens, nachmittags und abends/nachts. Ab der 10. Klasse geht man nachmittags in die Schule, das heißt von circa 13 Uhr bis entweder 19 oder 20 Uhr. Erstmal war ich echt begeistert davon, da ich morgens ausschlafen kann, was dann aber auch heißt, dass ich meine außerschulischen Aktivitäten, wie zum Beispiel Basketball, nachts nach der Schule habe. Anfangs meines Auslandsjahres war es nicht unbedingt einfach in der Schule, was aber einfach nur an der Sprache lag. Ich konnte zwar schon etwas Spanisch, aber erstens weicht der uruguayische Akzent deutlich vom spanischen Spanisch ab und zweitens ist es in der Praxis doch immer nochmal deutlich schwieriger. Inzwischen verstehe ich aber wirklich alles und auch das Thema Freunde zu finden wurde dann wirklich einfacher. Auch wenn die Schule hier in Uruguay deutlich gelassener genommen wird als in Deutschland, gibt es einige Dinge, die mich wirklich sehr beeindruckt haben, wie zum Beispiel die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern. Man behandelt sich schlichtweg wie Freunde, trotzdem fehlt der Respekt nicht.
Uruguayische Traditionen
Das wohl typischste für Uruguay ist das Getränk Mate. Man trinkt es mit einem Trinkhalm (Bombilla) in einem Gefäß (Kalebasse), in das man kleine getrocknete Blätter (Yerba) tut, die man dann mit heißem Wasser aufgießt. Mate wird in Uruguay überall mit hingenommen und vor allem untereinander geteilt. Egal wo, egal mit wem, es wird immer Mate getrunken. Auch ich liebe es inzwischen Mate zu trinken, und oft treffe ich mich mit meinen Freunden einfach nur am Plaza (zentraler Platz), um Mate zu trinken.
Eine weitere Tradition ist, dass man immer, wenn es regnet, „torta fritas“ („frittierter Kuchen", eigentlich nur ein Teig aus Mehl und Wasser) isst. Ich persönlich liebe torta fritas, weshalb ich mich super freue, wenn es regnet.
Insgesamt kann ich sagen, dass Uruguay wirklich ein großartiges Land ist. Natürlich merkt man ab und zu, dass es ein „Entwicklungsland“ ist, doch dadurch begeistert mich umso mehr die Mentalität und Einstellung der „Uruguayos“. Sie sind super offene, herzliche und fröhliche Menschen. Egal ob man sich kennt oder nicht, man begrüßt sich herzlich, wodurch man sich wirklich immer unglaublich wohl fühlt. Außerdem sind sie gefühlt immer am feiern (so gibt es beispielsweise den längsten Karneval der Welt hier in Uruguay) und nutzen jede Gelegenheit, um mit der Familie oder den Freunden zusammenzukommen.
Es ist wirklich unglaublich schwierig so ein ganzes Jahr mit so unterschiedlichen Erfahrungen und Momenten hier zusammenzufassen, aber ich hoffe trotzdem, dass ich euch einen kurzen Einblick davon geben konnte, was man alles hier in diesem kleinen Land während eines Auslandsjahres erleben kann.