Vom 25. August 2017 bis 20. Juni 2018 habe ich mein Auslandsjahr in Südafrika verbracht. 300 Tage voller Emotionen, neuer Erlebnisse und Erfahrungen. Ich würde es sogar die beste Zeit meines bisherigen Lebens nennen. Südafrika ist mein Zuhause geworden, der Ort, an dem ich komplett ich selbst sein kann. Südafrika, ein Land, in dem die Liebe über dem Reichtum steht. Ein Land, in dem man auf vieles verzichten kann, denn die Menschen machen den Unterschied und lassen dich Schwierigkeiten vergessen. Es gibt 11 verschiedene Landessprachen und mindestens genauso viele Kulturen, von denen alle trotz einer schwierigen Vergangenheit akzeptiert werden. Südafrika ist ein Schwellenland mit mehreren Schwächen, jedoch voller Freude, Liebe und Menschlichkeit. Die Natur ist so schön wie man es aus Deutschland nicht kennt. Zwei Weltmeere treffen in Cape Agulhas aufeinander, mit Temperaturunterschieden so groß wie zwischen Südafrika und Deutschland.
In diesem wunderschönen Land habe ich mir zehn Monate lang ein Leben aufgebaut. Ich wurde in Polokwane, die Hauptstadt der nördlichsten Provinz, plaziert. Auch nach einem Gastfamilien- und Schulwechsel konnte ich weiterhin in Polokwane, das sich für mich eher wie ein Dorf als wie eine Stadt anfühlte, bleiben. Meine neue Familie war sehr aufgeschlossen und ist schon nach kurzer Zeit wie zu einer echten Familie für mich geworden. Sie brachten mir ihre Sprache und Kultur, Afrikaans, bei und gegen Ende der 10 Monate zogen wir nach Bloemfontein um. Meine "neuen" Eltern meldeten mich auf einer technischen High School an - das war eine ganz andere Art von Schule, als ich gewohnt war. Hier habe ich aber meine besten Freunde gefunden und hatte eine wunderschöne Zeit. Das südafrikanische Bildungssystem unterscheidet sich stark vom deutschen. In der elften Klasse hat man beispielsweise nur sieben Fächer. Das führt unter anderem dazu, dass Schüler sich besser auf jene Fächer konzentrieren können und sich nicht noch um weitere Fächer kümmern müssen. Nach dem Unterricht, der in der Regel gegen 14 Uhr endet, gibt es an den Schulen ein großes Sportangebot. Von Leichtathletik bis Netball und Rugby ist alles dabei. Die verschiedenen Sportarten sind in verschiedene Seasons eingeteilt, wodurch man alles mal ausprobieren kann. Ich habe dadurch herausgefunden, dass Leichtathletik nicht eine meiner Leidenschaften ist, aber dass ich Netball umso mehr liebe. Netball ist eine Ballsportart, die dem Basketball seht ähnlich ist. Ein weiterer großer Unterschied ist die Schuluniform. Jede Schule in Südafrika gibt den Schülern eine Uniform und Dresscode vor. Dies bringt Kindern von klein auf bei, Regeln zu befolgen und Menschen nicht nach ihrem Aussehen zu verurteilen.
In meinen 10 Monaten in Südafrika habe ich circa 15 verschiedene Städte besucht, sowie Maputo und Inhaca Island in Mosambik. Die Möglichkeit, so viel zu reisen, hatte ich dank meiner Familie. Nicht allen Austauschschülern bietet sich diese Gelegenheit, denn es geht in einem Austausch ja vor allem darum, wie ein Teenager in dem jeweiligen Gastland zu leben, und nicht darum, wie ein Tourist zu reisen.
Ich würde jedem, der großes Durchhaltevermögen hat, ein komplett anderes Leben kennenlernen möchte und sehr aufgeschlossen ist, empfehlen ein Austauschjahr in Südafrika zu verbringen. Ich persönlich hatte dort eine wunderschöne Zeit und kann es kaum abwarten, nächsten Sommer für ein paar Wochen dorthin zurückzugehen. Ich habe so viele neue Dinge gelernt und ausprobiert. Banales, wie zum Beispiel zum ersten Mal Sushi zu essen, aber auch an meinen 16. Geburtstag Jetsky zu fahren oder in Mpumalanga auf einem Elefanten zu reiten. Ich habe nun auch ein Zuhause in Südafrika und ich wünsche jedem Austauschschüler das Glück, auf der anderen Seite der Welt so glücklich zu werden wie ich es war. Und das Ende des Jahres muss nicht ein Abschied für immer sein. Für mich und viele andere war es eher ein: See you now now!