Am Flughafen in Madrid wurden wir zuerst von YFU España abgeholt und gleich sehr herzlich mit den typischen “2 besos” begrüßt. Ich lebe nun mit meinen Gasteltern, meiner gleichaltrigen Gastschwester und meinem jüngeren Gastbruder in Torrelavega, Cantabria. Der erste Abend mit meiner Gastfamilie war sehr schön, denn sie hatten mir zu meinem Geburtstag, der einen Tag vor meiner Abreise war, einen Kuchen gebacken und mir auch eine Kleinigkeit geschenkt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und schon in der ersten Nacht in meinem neuen Bett schlief ich mit einem guten Gefühl ein.
Die ersten Eindrücke
Als ich in meiner Familie angekommen bin, hatte ich noch zwei Wochen Sommerferien, was ziemlich praktisch war, da ich so meine Familie besser kennenlernen konnte und nicht direkt so viel Stress hatte. Meine zwei Wochen bestanden aus der Anmeldung an meiner Schule, dem Einwohnermeldeamt, Besuchen am Strand, Spaziergängen durch die Stadt und dem Kennenlernen der Umgebung. Da ich schon etwas Spanisch sprechen konnte, gab es auch nicht ganz so viele Missverständnisse und sie haben mich so herzlich aufgenommen, dass ich mich direkt als Teil der Familie gefühlt habe. Damit wurde das typische Klischee, dass Spanier sehr offen sind, bestätigt.
Ungewohnt: Lehrer duzen
In der Schule gibt es viele Unterschiede zu meiner deutschen Schule. Anfangs habe ich die Klasseneinteilung nicht verstanden, da die zehnte Klasse hier 4. de la ESO heißt. Was auch sehr verwirrend war, dass man die Lehrer mit dem Vornamen anspricht und sie auch duzt. Das war für mich sehr ungewohnt und ich habe die Lehrer am Anfang immer noch gesiezt, was diese ziemlich witzig fanden. Allgemein hat man zu den Lehrern eine nähere Beziehung als in Deutschland. Die Lehrer nehmen auch Rücksicht auf mich, aber in Fächern wie Sprache (Lengua) und Geschichte (Historia) verstehe ich trotzdem noch nicht so viel. Etwas das mich sehr gefreut hat, war, dass die Schule erst um 8.30 Uhr anfängt. Meine Schule hat ein bilinguales deustches Projekt, deshalb habe ich auch Deutschunterricht. Das ist für mich ziemlich witzig und auch interessant. In der Schule habe ich auch relative schnell Freunde gefunden, da die Spanier selbst auf dich zukommen und dich ansprechen. Jeder will mir seine Deutschkenntnisse vorstellen und somit kann ich ihnen beim Deutsch lernen helfen und sie mir beim Spanisch lernen.
Meine neue Familie
In Spanien ist das Familienleben sehr wichtig, weshalb wir fast jedes Wochenende irgendwo zusammen hinfahren oder einfach Spaziergänge durch die Stadt machen. Wir machen viele Ausflüge in Nachbarstädte und jeden Samstagabend schauen wir zusammen einen Film und essen dabei zu Abend. Ich fühle mich so, als würde ich schon seit Jahren hier leben. Außerhalb der Schule mache ich Tanzen und treffe mich auch jedes Wochenende mit meinen neuen Freunden. Wir treffen uns auf der Straße und verbringen die Zeit zusammen oder gehen zusammen Abendessen. Meistens trifft man sich abends, was hier normal ist, da in Spanien alles etwas später gemacht wird. Und natürlich ist immer etwas zu essen dabei.
Typisch spanisch
Im Allgemeinen kann man sagen, dass Spanier sehr offen und herzlich sind. Man fühlt sich immer willkommen. Spanier sind sehr laut und die Unpünktlichkeit trifft auch zu. Typisch spanisch ist natürlich auch das gute Essen, was ich nur befürworten kann. Das Essen hier ist sehr gut und man isst auch immer und überall. Der Tagesablauf ist auch etwas anders, zum Beispiel beginnt meine Schule erst um 8.30 Uhr und endet um 14.30 Uhr. Das heißt, man isst erst gegen 15 Uhr zu Mittag und dann gibt es meistens auch 2 Teller bzw. Gänge (primero y segundo plato) und nach jeder Mahlzeit gibt es noch einen Nachtisch (postre). Zwischendrin gibt es Merienda, gegen 20 Uhr. Abendessen wird dann um 22 Uhr gegessen und auch warm. Generell isst man in Spanien zwei Mal warm. Typisch ist auch die „Siesta“. Siesta bedeutet eigentlich, dass man nach dem Mittagessen ein bis zwei Stunden schläft, die Meisten ruhen sich allerdings nur ein wenig beim Fernsehgucken oder sonstiges aus.
Auch wenn ich bisher nur 2,5 Monate hier bin, habe ich jetzt schon ein heimisches Gefühl und freue mich auf die kommenden 7 Monate.