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Von Kirschbäumen und „Kangoo-Jumps“

Erfahrungsbericht von Eva, Austauschjahr in Rumänien

Seit zwei Wochen bin ich zurück in Deutschland und realisiere noch immer nicht richtig, dass mein Austauschjahr zu Ende sein soll. Besonders in den letzten Wochen in Rumänien habe ich so viel erlebt, schöne Erfahrungen gesammelt und richtig mein Leben in einem anderen Land, in einer anderen Kultur und in einer anderen Familie gelebt. Meiner Meinung nach sind die letzten Monate in dem Gastland die schönsten, denn man hat endlich Freunde gefunden, hat sich an einen neuen Alltag in einer neuen Familie gewöhnt und ganz besonders, man hat sich endlich, nach einem vielleicht mehr oder weniger starken Kulturschock, in die neue Kultur eingelebt und kann sein Leben als Gastschüler so richtig genießen.

 

Leben auf dem Land und in der Stadt

Ich habe nach 5 Monaten meine Gastfamilie gewechselt, da ich mich mit meiner ersten Gastfamilie leider nicht so gut verstanden habe. Mit meiner zweiten Gastfamilie habe ich mich allerdings sofort super verstanden und habe mich bei ihnen schon nach wenigen Wochen wie zu Hause gefühlt. In meiner neuen Familie hatte ich zwei Gastschwestern, Flavia und Simina, wobei Simina parallel mit YFU ein Austauschjahr in Deutschland verbracht hat. Meine Gastmutter ist Lehrerin und mein Gastvater ist rumänisch-orthodoxer Pfarrer.

Jedes Wochenende sind wir aus der Stadt in ein kleines, ca. 40 Kilometer weit entferntes Dorf namens Olari gefahren. Somit habe ich das Stadtleben wie auch das Leben „auf dem Land“ kennengelernt. In Olari haben wir Fußball auf der Wiese gespielt, draußen in der Sonne gelegen oder Kirschen vom eigenen Kirschbaum gegessen. Ich war jedoch auch jeden Sonntag in der rumänisch-orthodoxen Kirche, in der mein Gastvater gearbeitet hat. Die Leute auf dem Land sind wirklich total gastfreundlich und hilfsbereit. Mich hat die Tatsache wirklich berührt, dass Leute, die selber relativ arm sind, noch gastfreundlicher waren und alles was sie hatten mit einem geteilt haben.

 

Quer durchs Land

In den Osterferien habe ich in Rumänien meinen 17. Geburtstag gefeiert. Meine Gastfamilie hat mit mir als Geburtstagsgeschenk eine Überraschungs-Reise geschenkt. Wir sind ein paar Tage durch Rumänien gefahren, bis an die serbische Grenze, und haben uns viele Sehenswürdigkeiten angeschaut, wie zum Beispiel die Burg von Deva, oder das Schloss in Hunedoara und haben sogar eine kleine Kreuzfahrt in Orsova auf der Donau gemacht. Die Donau trennt dort Serbien von Rumänien, was ich sehr interessant fand, weil auf der anderen Seite, also praktisch nur einen Kilometer entfernt, Serbien war!

 

Keine Hochzeit ohne Krautwickel!

Ein weiteres tolles Ereignis war, dass ich mit meinen Gasteltern auf einer rumänischen Hochzeit war. Sie waren die Trauzeugen der Braut und des Bräutigam. Der Tag begann für uns um etwa drei Uhr, denn um diese Zeit ist der Bräutigam mit der besten Freundin von der Braut und seiner Familie (sein Bruder, seine Schwester und seinen Eltern) zu uns nach Hause gekommen und es gab Kuchen und Kaffee und man hat sich unterhalten. Circa zwei Stunden später sind wir dann alle gemeinsam zur Braut nach Hause gefahren, wo die Familie der Braut bereits auf uns gewartet hat. Dort gab es schon wieder Kuchen und es wurden bereits ein paar Fotos gemacht. Danach fuhren wir alle gemeinsam in die Kirche und die Trauung hat stattgefunden. Um 7 Uhr sind wir dann zu einem großen Saal gefahren in dem die Feier der Hochzeit stattgefunden hat. Dort habe ich das erste Mal „Hora“ getanzt, einen traditionellen Tanz, den man in Rumänien bei Hochzeiten tanzt und habe so viel gegessen wie nie zuvor! Erst hat man eine Vorspeise bekommen, danach eine Suppe und zwei Gänge mit Fleisch, Mamaliga (bei uns als Polenta bekannt) und Püree. Danach gab es die Nachspeise, mehrere verschiedene Kuchen und Gebäck. Später kam dann noch die Hochzeitstorte und als allerletzter Gang wurden, ganz traditionell, Sarmale (Krautwickel) gegessen. Das ganze Essen gab es zwar über  den ganzen Abend verteilt (der letzte Gang kam um 4 Uhr morgens), doch es war trotzdem sehr viel zu essen. Es wurde den ganzen Abend über getanzt und ich hatte sehr viel Spaß. Der Abend war dann für meine Gasteltern und mich um 6 Uhr morgens zu Ende und wir sind nach einem sehr anstrengendem Tag und einer super Nacht nach Hause gefahren. Sonntags haben wir dann fast den ganzen Tag verschlafen, doch für mich war das ein unvergessliches Ereignis!

 

Psychologie als Unterrichtsfach, Joggen mit dem Klassenlehrer

Auch die Schule habe ich im zweiten Halbjahr mit anderen Augen gesehen, da ich endlich alles verstanden habe. Für mich war es ein tolles Gefühl, endlich nur noch auf Rumänisch mit meinen Klassenkameraden und meinen Lehrern kommunizieren zu können. Der Unterricht war für mich somit viel spannender und ich habe neue Fächer wie zum Beispiel Psychologie ausprobieren können. Es hat sehr viel Spaß gemacht, denn wir haben dort sehr viele Persönlichkeitstests gemacht und ich habe auch erfahren wie die Leute aus meiner Klasse mich sehen und wie sehr ich mich verändert habe. Das Schüler-Lehrer-Verhältnis hat mich in Rumänien sehr überrascht, weil es sehr anders als in Deutschland ist. Ich habe schnell gemerkt, dass die Lehrer und Schüler in Rumänien vielmehr ein freundschaftliches Verhältnis haben. Die Lehrer versuchen den Schülern wirklich zu helfen und es finden viele fachorientierte Veranstaltungen statt, bei denen die Schüler mit den jeweilig zuständigen Lehrern nah zusammenarbeiten.

Besonders gut habe ich mich mit meiner Physiklehrerin und meiner Geschichtslehrerin verstanden. Meine Physiklehrerin hat mir wegen meiner Begeisterung für Physik das Schullabor gezeigt und mir am Ende meines Austauschjahres ein Buch über Physik geschenkt, in das sie vorne etwas hineingeschrieben hatte. Mit meiner Geschichtslehrerin bin ich zweimal in der Woche zum Sport gegangen. Wir haben zusammen „Kangoo-Jumps“ gemacht. Bei diesem Sport bekommt man spezielle Schuhe, mit denen man hüpfen kann, somit ist man die ganze Stunde in Bewegung. Mit meiner Schulklasse habe ich auch viele Ausflüge gemacht und wir waren beispielsweise picknicken im Wald oder in Timisoara, der nächstgrößten Stadt, die etwa eine Stunde von Arad entfernt liegt. Mit meinem Klassenleiter sind wir auch mal am Wochenende joggen gegangen. Ich vermisse das gute Verhältnis zwischen den Schülern und Lehrern, aber auch das Verhältnis unter den Schülern schon jetzt!

 

Viel harte Arbeit, die sich ausgezahlt hat

Meine Gastmutter ist Französischlehrerin an meiner Schule und hat mit mir in ihren Freistunden Rumänisch gelernt. Ich habe wirklich hart gearbeitet, um so gut Rumänisch zu lernen, immerhin konnte ich kein einziges Wort, als ich nach Rumänien gefahren bin. Am Ende meines Austauschjahres bin ich mit meiner Gastmutter nach Timisoara an die Universität gefahren, um ein Sprachexamen der rumänischen Sprache für Ausländer abzulegen. Es hatte sich alles gelohnt! Ich habe dieses Examen auf dem Niveau C1 erfolgreich und mit allen Punkten bestanden. Meine Gastmutter war wirklich stolz auf mich.

Eva mit Freunden in Rumänien

Eva mit Freunden in Rumänien

Eva mit einer Freundin

Eva mit einer Freundin

Eva mit einer Schulfreundin

Eva mit einer Schulfreundin

Eva in der Schule mit ihren Freundinnen

Eva in der Schule mit ihren Freundinnen

Das traditionell rumänische Zacuscă (Brotaufstrich)

Das traditionell rumänische Zacuscă (Brotaufstrich)