In Paraguay angekommen wurde ich von meiner Ankunftsgastfamilie abgeholt, da wir Austauschschüler noch einen Sprachkurs in Asuncion, der Hauptstadt Paraguays, hatten. Im Auto meinte die Gastschwester, die selbst sechs Monate in Deutschland war, zuallererst ich müsse mich nicht anschnallen, das würde man hier nicht machen. Auch mit meinen paar Brocken Spanisch konnte ich nicht wirklich beeindrucken. Mehr mit Händen und Füßen versuchte ich mich zu verständigen, wenn das nicht ging, eben auf Englisch oder Deutsch.
Land und Kultur
Paraguay ist ein Binnenland, also grenzt es an kein Meer. In Encarnacion, in einer Stadt ganz im Süden Paraguays, wo ich 2 Monate lebte, gibt es zwar einen Strand, der im Sommer sehr voll ist, dieser liegt aber an einem Fluss, dem „Parana“. Paraguayische Kultur lässt sich wohl unter am besten in einem Wort beschreiben. Terere. Terere ist eigentlich wie Mate, aber kalt und mit Eiswürfeln. Denn Terere ist in Paraguay wirklich überall dabei. Beim Besuch bei den Großeltern zum „Asado“ (das typische Grillen), beim „Clasico“ (wenn die zwei größten und rivalisierenden Fußballclubs ein Spiel haben) oder im Auto, wenn alle mal wieder aus zwei Spuren plötzlich drei machen.
Feste in Paraguay
Schweißausbrüche an Weihnachten oder Neujahr? Das gibt’s in Paraguay! Denn da Paraguay auf der Südhalbkugel liegt, sind hier die Jahreszeiten andersherum. Im Dezember ist es also Sommer und +35 Grad nichts Ungewöhnliches. An Weihnachten haben wir gegessen, ein kleines Feuerwerk angezündet und uns dann allen um 12 Uhr gratuliert. Danach durfte jeder sein Geschenk auspacken. An Silvester kam wieder die ganze Familie zusammen. Natürlich gab es wie immer Asado und wie in Deutschland wurden um 12 Uhr die Feuerwerkskörper gezündet.
Schule und Ferien
Die Schule in Paraguay kann man als entspannter einschätzen als in Deutschland. Die Lehrer werden gedutzt, wenn man mal keine Hausaufgaben hat, bringt man sie beim nächsten Mal mit und viel Unterrichtszeit verstreicht durch Blödeleien oder Gespräche, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben. Da das Schuljahr hier im Februar anfängt, war ich zu den großen Sommerferien da. 2 ½ Monate nichts tun. Naja, nicht ganz. Im Januar fuhr meine zweite Gastfamilie, in der ich seit dem Ende des Sprachkurses lebte, nach Brasilien ans Meer. 6 Leute in einem Auto für 5? Für Paraguayer kein Problem. Auch der zweite Urlaub nach Buenos Aires, Argentinien, an Ostern war einfach Wahnsinn. Für diese Erfahrung bin ich ungemein dankbar.
„Vas a volver?“- „Wirst du zurückkommen?“
Diese Frage stellten mir viele Leute in meinen letzten Wochen in Paraguay und ich hoffe doch. Angekommen in Deutschland habe ich erst bemerkt wie „paraguaya“ ich jetzt bin. Ich fluche auf Guarani (zweite Amtsprache in Paraguay) und wollte alle Leute anfangs immer mit zwei Küsschen auf der Wange begrüßen. Das Heimweh, das ich nach Deutschland hatte ist jetzt zu Fernweh nach Paraguay geworden. Ich vermisse meine Schule und vor allem, dass mir schon um 7 Uhr in der Früh jeder nett zulächelt und dich herzlichst umarmt. Ich vermisse die Gastfreundschaft und meine Familie in Paraguay. Dass meine kleiner Gastschwester sich zu mir kuschelt oder meine Gasteltern wie immer auf mich aufpassen. Ich vermisse, mich zu Hause zu fühlen in meiner zweiten Heimat Paraguay, was jetzt so schnell nicht weggehen wird.