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Dunkel, hell, Nordlichter

Erfahrungsbericht von Julia, Austauschjahr in Norwegen

Warum Norwegen? Diese Frage wurde mir oft gestellt. Anfangs war die Antwort ganz einfach: Schnee, Berge, Nordlichter und Mitternachtssonne. Mittlerweile ist es schwerer, auf diese Frage zu antworten. Norwegen hat einfach so viele schöne Seiten und ich bereue es keinen Tag, gerade dieses Land ausgewählt zu haben. Auch, wenn es manchmal schwer sein kann.

 

Gastfamilie

Familienleben ist sehr wichtig in Norwegen. Wir essen alle Mahlzeiten, außer dem Pausenbrot in der Schule, zusammen. Wir sitzen sehr oft zusammen und reden oder spielen Gesellschaftsspiele. Am Wochenende schauen wir alle einen Film und sind viel draußen. Ich wohne so weit außerhalb, dass hier nur Schulbusse fahren, also am Wochenende kommt kein Bus. Das macht mir aber eher wenig aus. Ich backe gerne und habe schon oft für meine Gastfamilie gebacken. Ich liebe meine Gastfamilie so sehr. Sie haben mich vom ersten Tag an wie ihr eigenes Kind behandelt. Meine Gastfamilie besteht aus Gastmutter und Gastvater, drei Gastbrüdern (8, 27 und 29 Jahre), zwei Gastschwestern (15 und 25 Jahre), drei Hunden und einer Katze. Aber meine drei ältesten Gastgeschwister wohnen nicht mehr zu Hause. So eine große Gastfamilie ist hier nichts Ungewöhnliches und ich finde es super, so eine große Gastfamilie zu haben.

 

Draußen sein

Die Norweger sind sehr viel draußen, egal bei welchem Wetter. Man geht im Fjord baden, geht wandern und bergsteigen, fährt Ski und noch vieles mehr. Die Aussichten von den Bergen sind wunderschön und es lohnt sich immer. Hier bin ich das erste Mal in meinem Leben Ski gefahren. Ich bin außerdem im Hundeschlitten gefahren, habe mich von Hunden beim Skifahren ziehen lassen und bin mit denen auf mehreren Bergen gewesen.

 

Norweger

Ich dachte anfangs, dass ich schnell Freunde finden werde, dass Leute zu mir kommen und mit mir reden möchten. Dem war nicht so. Norweger sind sehr verschlossene Menschen. Das wurde mir schon vorher erzählt, aber ich wollte es nie so richtig glauben. Das war dann so: Erste Schulwoche, erster Kulturschock. Ich hatte am Anfang fast niemandem, mit dem ich reden konnte. In manchen Klassen war ich alleine. Was macht man dann? Natürlich versuchen mit Leuten zu reden. Als Antwort bekam ich meistens: „Ja und nein“. Als ich dann erstmal Norwegisch reden konnte und mich alle besser kannten, war alles kein Problem mehr. Mittlerweile habe ich Freunde fürs Leben gefunden und kann mit allen reden. Man darf einfach nicht aufgeben. Auch typisch norwegisch: Wenn auf jedem Doppelsitz im Bus eine Person sitzt, ist der Bus „voll“. Die Norweger stellen sich immer weit weg von Fremden. Aber auf Partys sind sie die offensten Menschen, die man überhaupt treffen kann. 

 

Hütten

Die Norweger lieben sie, ihre Hütten. Das sind kleine Häuser mitten im nirgendwo. Meistens ohne fließend Wasser, ohne Internet und ohne Strom. In den Hütten spielt man oft Gesellschaftsspiele, liest Bücher, entspannt und geht natürlich raus. Dort grillt man oft Würstchen, Stockbrot und Marshmallows über dem Lagerfeuer. Zu der Hütte meiner Gastfamilie muss man 9 Kilometer Ski fahren. In der Hütte waren wir in den Winter- und Osterferien. Das sind typisch norwegische Ferien und es hat mir echt super gut gefallen.

 

Dunkel, hell, Nordlichter und so weiter

Ich lebe hier im wunderschönen Nordnorwegen. Von Herbst bis Ostern habe ich immer mal wieder Nordlichter gesehen. Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass sie wirklich existieren. Ich habe mich jedes Mal wieder gefreut, sie zu sehen. Oft kamen dazu noch viele Sterne. Diesen Anblick werde ich nie wieder vergessen und vermisse ihn jetzt schon. Im Winter habe ich 3,5 Monate überhaupt keine Sonne gesehen. In diesen Monaten wurde es immer nur ganz kurz ein bisschen hell. Dafür gab es in dieser Zeit die schönsten Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge. Mittlerweile wird es nicht mehr dunkel und in circa zwei Wochen werde ich auch endlich die Mitternachtssonne sehen. Im Winter hatten wir viel Schnee. Ich finde zumindestens, dass es viel Schnee war. Die Norweger meinten, dass es dieses Jahr ziemlich wenig war. Im Oktober hat es zum ersten Mal geschneit und es schneit immer noch ab und zu. Es ist gerade Mai.

 

Nationalstolz

Die Norweger sind sehr stolz auf ihr Land. Norwegische Flaggen findet man hier überall: auf den Wasserflaschen, auf Kleidung, in den Gärten und auch sonst überall. Am 17. Mai ist der norwegische Nationalfeiertag. In jeder Stadt / in jedem Dorf gibt es einen Umzug. Viele Norweger gehen in ihrer norwegischen Nationaltracht „Bunad“. Es gibt viel gutes Essen und die Stimmung ist super.

 

Schule

Die Schule ist viel lockerer als in Deutschland und bringt mir persönlich viel Spaß. Hier gibt es verschiedene „Linien“ auf die man gehen kann, z.B. Sportlinie und Musiklinie. Ich gehe auf die Linie, die auf die Universität vorbereitet. Die ist am ehesten mit der deutschen Oberstufe vergleichen. Man arbeitet fast nur mit Computern. Hier habe ich ein paar andere Fächer als in Deutschland unter anderem Betriebsentwicklung. Da entwickelt man seinen eigenen Betrieb mit Produkt. Wir waren bei einem Wettbewerb für solche Betriebe. Dort haben wir den 3. Platz in der Kategorie „Bester Jugendbetrieb“ bekommen. Zur Schule fahre ich 25 Minuten mit dem Bus. Der Weg geht über drei Inseln. Das ist nicht ungewöhnlich. Ich mag meinen Schulweg sehr. Ich kann mich einfach nicht satt sehen an dieser Natur.

 

40 Tage

In 40 Tagen muss ich schon wieder zurück nach Deutschland und ich werde so vieles hier vermissen: meine Gastfamilie, meine Freunde, die wunderschöne Natur, die Lebensweise, Norwegisch reden, die Schule, das Essen und so vieles mehr. Aber ich weiß, dass ich hier immer wieder willkommen bin. Ich werde dieses unglaubliche Jahr niemals vergessen. Natürlich war mein Jahr nicht nur perfekt, aber das gehört ja auch dazu. Ich kann es voll und ganz empfehlen, ein Auslandsjahr in Norwegen zu machen!

Schüleraustauschtreffen im Herbst

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Bergsteigen geht fast direkt vor der Haustür

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Abends wird es im Winter früh dunkel, hier ist es 16.45

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Spektakuläre Nordlichter

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Bei einem Wettbewerb wird Julias Gruppe für den "Besten Jugendbetrieb" ausgezeichnet

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Lagerfeuer im Schnee

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Solche Sonnenuntergänge kann Julia aus dem Garten beobachten

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Über diese Brücke fährt Julia zur Schule

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Die Hütte in den Winterferien

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