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Patrioten mit Herz

Erfahrungsbericht von Charlotte, Austauschjahr in Mexiko

Meine Gastfamilie besteht aus meiner Mutter, meinen beiden Brüdern, meiner Schwester und unserem Hund Iena. Als ich nach Mexico kam, konnte ich kein einziges Wort Spanisch sprechen. Das hat dazu geführt, dass ich nichts verstanden habe. Mittlerweile – nach rund drei Monaten – kann ich schon Unterhaltungen führen, aber es fehlen immer noch viele Worte in meinem Wortschatz.

 

Das Wörterbuch als ständiger Begleiter

Das erste, was mir aufgefallen ist, als ich in Mexico ankam war, dass die Häuser anders sind und es hier Mototaxis gibt. Die Häuser hier haben im Gegensatz zu Deutschland Flachdächer, und ich habe bisher noch keine Hochhäuser gesehen. Mototaxis sind Taxis, aber haben eine andere Form als Autos: Sie haben nur drei Räder und keine Türen zum Schließen. In meinem neuen Zuhause angekommen, habe ich zusammen mit meiner Schwester Vokabeln auf Papier geschrieben, und das Papier mit dem spanischen Wort an den jeweiligen Gegenstand geklebt. So konnte ich die jeweiligen Vokabeln sehr viel schneller erlernen. Am nächsten Tag haben wir erst einmal die ganze Familie abgeklappert. Das hat seine Zeit gedauert, und ich habe nichts verstanden außer: wie heißt du, wie alt bist du und woher kommst du. Die Namen meiner Familienmitglieder sind schon nach Sekunden wieder aus meinem Gehirn verschwunden, dadurch, dass neue Namen kamen, oder jemand etwas von mir wollte. Die größte Hilfe war mir mein Wörterbuch. Ohne das wäre ich gar nicht weiter gekommen. Erst mit ihm konnte ich mich quasi mit den anderen unterhalten. Oder wenigstens einigermaßen verständigen.

 

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen

In Mexico legen die Leute viel mehr Wert auf ihr Land als in Deutschland. Man sieht überall die mexikanische Flagge und zu größeren Festen, Einweihungen oder auch an wichtigen Tagen der Geschichte wird die mexikanische Hymne gesungen. Zu den wichtigen Tagen gibt es auch Märsche. Da ziehen die Schulen ihre Uniform an und marschieren durch die halbe Stadt. Am Tag der Unabhängigkeit von Mexico marschiert das Militär durch ganz Mexico City. Das ist eine sehr große Sache, und ich fand es sehr interessant, obwohl ich es nur im Fernseher sehen konnte. Wo wir schon bei Paraden sind: Es gibt hier in Juchitan viele Züge, die ein wenig wie Karnevalszüge sind. Die Leute verkleiden sich nicht, sondern ziehen ihre Trachten an. Bei den Frauen sind das Röcke, Oberteil und die traditionelle Frisur. Das sieht sehr hübsch aus. Ich selbst durfte diese Tracht auch zu einem Fest tragen. Bei der Parade sind am Anfang immer Wagen, die von Kühen gezogen werden. Die Wagen sind mit Blumen geschmückt. Am Ende kommen ganz normale Autos, mit einer großen Ladefläche, von der Leute Süßigkeiten und anderes werfen. Wie gesagt, ein wenig wie Karnevalszüge.

 

Wie vorhin schon erwähnt, durfte ich die Tracht auf Festen tragen. Eines davon, und das bisher größte, war „La Bella“. „La Bella“ ist ein Fest, dass von homosexuellen und Muches veranstaltet wird. „Muche“ werden hier die Männer genannt, die sich wie Frauen anziehen. Auf dem Fest waren sehr viele Muches und manchmal konntest du nicht erkennen, dass die Frau vor dir ein Mann ist. Es gab auch eine Modenschau, auf der die Muches ihre Kleider vorführen konnten. Später wurde auch die Königin der Muches gekrönt. Danach wurde die ganze Nacht getanzt.

 

Mit T-Shirt ins Schwimmbad

Für die Leute hier ist es etwas Besonderes, jemanden mit heller Haut und blonden Haaren zu sehen, denn hier sind hauptsächlich schwarze oder dunkelbraune Haare und gebräunte Haut üblich. Auf dem Weg in den Park war einmal ein kleines Kind und das hat laut gerufen: „Schau mal Mama, eine Weiße!“

 

Was in Mexiko wichtig ist, ist die Körperbedeckung. Bei den Frauen wird sehr darauf geachtet, dass sie längere Klamotten in der Öffentlichkeit tragen. Man sieht hier eigentlich kaum jemanden mit Hotpants. Höchstens zu Hause oder im Schwimmbad. Im Schwimmbad wird hier T-Shirt und kurze Hose getragen. Auch im Wasser.
Als ich das erste Mal Schwimmen war und die Mädchen wieder angezogen aus der Umkleide kamen, war ich erst mal verwirrt. Und als sie dann noch mit den Sachen ins Wasser sprangen verstand ich die Welt nicht mehr. Ich hatte meinen Bikini und eine Badeshorts an.

 

Ich habe natürlich noch viel mehr erlebt, z.B. haben meine Brüder es geschafft, den ersten Platz im Fußball zu machen. Bei Geburtstagen wird das Gesicht in den Kuchen gedrückt und vieles mehr. Aber man sollte das alles selber erleben, hier in Mexiko, mit den Höhen und Tiefen, die das Leben als Austauschschüler mit sich bringt.