Ich wohne in Ridgetown, Ontario, einer 3.000 Einwohner-Stadt, ganz in der Nähe von Lake Erie und der Grenze zu den USA. Hier lebe ich mit meinen Gasteltern Brian und Lis, unserem Hund Emma und unserer Katze Miss Kitty. Ich habe fünf Gastgeschwister, drei Gastbrüder und zwei Gastschwestern, die jedoch alle über 30 Jahre alt sind und nicht mehr zu Hause wohnen. Jeden Sonntag, am „Family Sunday“ kommt die ganze Familie vorbei und wir verbringen den Tag gemeinsam. Am Anfang fühlte es sich irgendwie komisch an, aber mittlerweile bin ich ein Teil der Familie und es fühlt sich ganz normal an, mit meinen Gastbrüdern Hockey zu gucken oder mit meinen Gastschwestern zusammen über die amerikanische Show „Say yes to the dress“ zu lachen. Meine Gastschwester Dawn und Ich verbringen besonders viel Zeit miteinander und sie stellt mich immer als ihre „German Sister“ vor.
Ich gehe auf die Ridgetown District High School, Heimat der Ridgetown Royals. Auf meine Schule gehen ca. 250 Schüler. Nicht wirklich viele, aber dadurch ist es ein bisschen einfacher, Freunde zu finden und verschiedene Sportarten auszuprobieren. Ich habe Basketball und Curling gespielt. Es war ein tolles Gefühl, Teil des Teams zu sein und ich habe durch den Sport viele Freunde kennengelernt. In Kanada ist Eishockey so wie Fußball in Deutschland. Deshalb habe ich mich bei einem Eishockey-Kurs für Anfänger angemeldet und gelernt, wie man Hockey spielt. Die meisten Kanadier können Schlittschuhfahren bevor sie laufen können und deshalb waren 5-jährige Mädchen 10 Mal besser als ich. Es hat aber trotzdem unheimlich viel Spaß gemacht!
Das Schulsystem an sich ist anders als in Deutschland. Da ich hier in der 11. Klasse bin, kann ich meine Fächer selber wählen. Insgesamt ist das schulische Niveau niedriger und ich habe keinerlei Probleme, dem Unterricht zu folgen. Besonders in den ersten Wochen war ich überrascht, wie schnell ich in die Sprache hineinwuchs. Mittlerweile kann ich alle Kanadier problemlos verstehen und muss gar nicht mehr im Kopf übersetzen, sondern kann sofort antworten. Ich träume auch auf Englisch und bekomme oft zu hören, dass man meinen Akzent kaum noch erkennen kann.
Ein Highlight meines bisherigen Austausches war der Dog Sled Trip mit YFU im Februar – eine Erfahrung die ich nie vergessen werde. Alle YFU-Austauschüler in Kanada sind für vier Tage in den Algonquin Provincial Park gereist. Dort sind wir mit Hundeschlitten gefahren, haben Holz geholt, Feuer gemacht, gecampt und selbst gekocht. Wir hatten so viel Spaß und es war schön, mal wieder mit all meinen Austauschschüler-Freunden Zeit zu verbringen.
Allgemein sind Kanadier super freundlich und sagen sehr oft „Sorry“. Am liebsten unterhalten sie sich über Eishockey. Eine andere Besonderheit: Ahornsirup wird hier zu allem gegessen, wirklich zu allem. Aber Milch in Plastiktüten ist definitiv eins der komischsten Dinge hier. O Canada! Ich bin verliebt in den freien Norden und die Menschen hier.