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Von Hamburg auf die Farm

Erfahrungsbericht von Jette, Austauschjahr in Irland

Ich bin Jette, 16 Jahre alt und habe neun Monate in Irland verbracht. Am 5. September 2016 ging es los: ab in den Flieger nach Edinburgh. Dort hatten wir ein weiteres Vorbereitungsseminar. Wir hatten bereits ein einwöchiges in Deutschland. Also bestens vorbereitet ging es dann am Morgen des 7. Septembers los nach Dublin und von dort aus nach Galway, wo mich die Gastfamilie einer anderen Austauschschülerin, die bei mir in der Nähe wohnte, abgeholt hat und mich nach Hause gebracht hat. Sehr müde kam ich dann gegen 00:30 endlich in meiner Gastfamilie an. Nur meine Gastmutter war noch wach und hat mir mein Zimmer, die Küche, das Wohnzimmer und Bad gezeigt. Da es noch dunkel war und ich echt verschlafen war, habe ich nicht einmal wirklich die Farm bemerkt, die direkt am Haus ist, wo das Pferd, einige Schafe und die 17 Hunde wohnen. Wie man sich davon vielleicht ableiten kann, mein Gastvater ist ein Bauer und trainiert Schäferhunde. Es ist sehr ländlich. In unser Nachbarschaft sind 13 Häuser, von denen manche sogar nur Ferien Häuser sind. Ich brauche etwa 8 Minuten, um zu meiner Nachbarin zu laufen, was ich recht häufig gemacht habe, da ich sie sehr gerne mag. In Deutschland lebe ich in der Mitte von Hamburg. Also ein Riesen Unterschied. Fand ich aber cool. Ich wollte auch mal das Leben auf dem Land sehen. Und davon habe ich ein extrem bekommen. Ich fand die Lage, in der ich gewohnt habe aber auch landschaftlich unglaublich schön. Ich habe sehr nah am Meer gewohnt, sodass man an einem schönen Tag gerne mal zum Strand gefahren ist. Der war etwa 5 Minuten mit dem Auto entfernt. Dort ist man eigentlich überall mit dem Auto hingefahren. Ganz anders, als ich das gewohnt war.

 

Mittdrin statt nur dabei

Am Freitag, den 9. September ging dann die Schule für mich los. Ich wurde ins zweite Jahr eingestuft, was etwa der 8./9. Klasse in Deutschland entspricht. Die meisten waren also 14 Jahre alt. Ich war 15, habe mich aber irgendwie ein wenig fehl am Platz gefehlt. Darum bin ich zur Schulleitung gegangen und sie gebeten, mich in eine höhere klasse zu verlegen. Also bin ich in die fünfte gekommen. Etwa die 11. in Deutschland. Ich hätte die 10. besucht. Fühlte mich in meinem Jahrgang aber pudelwohl. Die meisten waren 17. Den Unterschied hat aber kaum jemand bemerkt. Wir hatten viele Wahlfächer und so habe ich mich mit dem ganzen Jahrgang gemischt. Und schnell wurde ich ein Teil des Jahres. Am Ende des Jahres haben sehr viele zu mir gesagt, dass Austauschschüler manchmal etwas unter sich bleiben und die nicht komplett integriert sind, dass ich aber anders bin und einfach da rein gehöre. Und so hat es sich auch für mich angefühlt. 

 

Ich habe bei vielen Schulaktivitäten mitgemacht. So war ich zum Teil im Schulfootball Team und habe im Februar beim Schulmusical mitgespielt. Fast jede irische Schule macht einmal im Jahr eine Musical Produktion. Ich habe zwar nur als kleine Rolle mitgespielt, da Singen nicht gerade zu meinen Talenten gehört, aber es war echt cool dabei zu sein. Während in Deutschland viele so etwas nicht so toll gefunden hätten, waren dort alle voll mit dabei,wodurch es echt gut wurde. Die Proben waren während der Schulzeit und die Aufführungen am Ende nach der Schule und am Wochenende. Dies hat mich noch mal näher mit einigen Menschen zusammen gebracht, da man dort, anders als im Unterricht, viel Zeit zum reden hatte.

 

Auch bei jedem Ausflug war ich mit dabei. Die Schule hat viele Ausflüge gemacht, meistens fachbezogen. So sind wir zum Beispiel mit der Musikklasse nach Dublin zu einem Musical gefahren. Und natürlich auch mit der Football Mannschaft sind wir oft zu Spielen gefahren. Dadurch habe ich andere Teile Irlands gesehen und meine Mitschüler vor allem anfangs besser kennengelernt.

 

Irische Hilfsbereitschaft

Ich hatte hauptsächlich irische Freunde und eigentlich nur eine andere Austauschschülerin, aber das war vor allem am Anfang. Auf jeden Fall waren meine besten Freunde dort irisch. Am Anfang ist es immer einfacher sich mit anderen Austauschschülern anzufreunden, da die in der selben Situation sind und auch auf der Suche nach Freunden sind. Viele sind auch bis zum Ende besser mit anderen Austauschschülern befreundet. Ich habe mich aber bewusst dagegen entschieden. An meiner Schule gab es noch einige andere Austauschschüler. In meiner Klasse waren wir zu dritt. Das hatte ich etwas weniger erwartet, gerade da die Schule recht klein war und nicht viele Menschen dort gewohnt haben. Aber dort in der Gegend war es sehr üblich, Austauschschüler aufzunehmen und meine Schule hatte einen guten Ruf, sodass Schüler auch von etwas weiter weg kamen.

 

Ich habe dort einige meiner besten Freunde, die ich je in meinem Leben hatte, gefunden. Zu Anfang war ich eher schüchtern, mir war aber recht schnell klar, mit wem ich mich gut verstehen würde. Also bin ich auf die zugegangen und habe anfangs immer gefragt, ob ich mitgehen könnte. Nach kurzer Zeit kam dann auch etwas zurück und die zwei Mädchen, mit denen ich mich anzufreunden versucht habe, haben mich oft mitgenommen und mich gut aufgenommen. Schülern dort fällt es manchmal gar nicht auf, wie hilflos man manchmal ist. Für die sind Dinge, wie ihr Schulsystem selbstverständlich. Doch da muss man dann selber etwas machen und andere ansprechen. Bei den Menschen dort wird man dann mit offenen Armen aufgenommen. Wenn mich jemand fragt, was mir am Besten an Irland gefallen hat, sind das immer die Menschen, die einfach so offen und freundlich sind. Wenn man einen Schritt auf sie zugeht, kommen sie dir mit zweien entgegen.

 

Von Fußball zu Gaelic Football

Mein größtes Hobby ist Fußball. Das habe ich sehr viel in Deutschland gespielt und wollte das auch sehr gerne dort weiterführen. Anfangs war es schwierig eine Mannschaft zu finden. Also habe ich stattdessen Kinder trainiert. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und zeitweise habe ich das drei mal die Woche gemacht. Die Kinder, die im Alter von 3 bis 11 waren, mochten mich sehr gerne und ich habe sehr schnell ihren Respekt gewonnen. Durch die Kontakte, die ich dort knüpfen konnte, war es mir doch möglich selber Fußball zu spielen und am Ende habe ich selber zusätzlich in zwei Teams gespielt, ein Erwachsenen und ein Team in meinem Alter. 

 

In Irland ist Gaelic Football jedoch viel beliebter. Das ist dort der Nationalsport und es gibt es kaum irgendwo anders. Also habe ich das natürlich auch probiert. Ich war in der Schulmannschaft und habe es auch etwas im Verein versucht, dessen Mannschaft aus genau den gleichen Leuten bestand. Das hat echt Spaß gemacht. Aber die Anderen waren natürlich alle sehr viel besser, da sie es meist im Alter von 3 bis 5 begonnen haben und ich es vorher noch nie gespielt hatte. Trotzdem wurde ich als Naturtalent bezeichnet, wovon ich nicht sonderlich überzeugt bin, und hatte sehr viel Spaß beim Spielen. Und natürlich wird darauf Acht gegeben, dass du noch nicht lange spielst. Und ich habe sehr gute Tipps von Trainern und auch von Mitspielern bekommen. Ich habe immer noch Kontakt zu vielen meiner Freunde und war schon zu Besuch mal zurück, da ich meine unglaubliche Zeit dort nie vergessen werde und unbedingt mit den Menschen dort in Kontakt bleiben möchte.

Jette in der Schule

Jette in der Schule

Am Strand

Am Strand

Jette mit ihren Freunden

Jette mit ihren Freunden

Beim Gaelic Football

Beim Gaelic Football

Mit einer Freundin

Mit einer Freundin