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Hier bin ich „Darling“

Erfahrungsbericht von Katharina, Austauschjahr in Irland

„Wie geht’s dir so da drüben? Regnet es nicht dauernd?“ Das sind die Fragen die ich seit etwas über drei Monaten andauernd höre. Seit Ende August bin ich jetzt schon hier in Irland und abgesehen vom Wetter könnte es kaum besser laufen. Ich genieße die Zeit hier und habe das Gefühl, schon viel gelernt zu haben. Auch habe ich schon viele neue Freunde gefunden, die ich hoffentlich noch oft nach meinem Jahr besuchen kann, da Irland nicht so weit weg ist von Deutschland.

 

Ich lebe mit meiner Gastfamilie in einem kleinen, lebhaften Ort ein halbe Stunde von Galway entfernt. Das ist ganz im Westen Irlands. Meine Familie besteht aus meinen beiden Gasteltern und meinen drei kleinen Gastgeschwistern – ein Mädchen (8) und zwei Jungs (4, 6). Ich habe mich sehr gut eingelebt und fühle mich jeden Tag mehr als Familienmitglied. Meine Gasteltern lassen mir viele Freiheiten und ich kann ihnen alles sagen. Sie trösten mich, wenn es mir mal nicht so toll geht und sie interessieren sich sehr für mich. Meine Gastgeschwister sind echt süß. Sie sind zwar manchmal ein wenig anstrengend, aber sie haben mich seit dem ersten Tag wie eine Schwester behandelt.

 

In unserem Haus ist immer was los, weil wir so viel Verwandtschaft haben. Sogar an den Wochenenden kehrt selten Ruhe ein. Aber dadurch wird’s auch nie langweilig. Das alltägliche Leben ist ein bisschen anders, aber man gewöhnt sich schnell ein. Hier wird auf jeden Fall viel mehr ferngesehen und die meisten Jugendlichen haben nicht so viele Hobbies. Man trifft sich lieber mit Freunden. Das Essen ist ungesünder als bei mir zu Hause und man isst eigentlich jeden Tag Fleisch. Ein großer Unterschied ist auch, dass die Autos auf der linken Straßenseite fahren. Deswegen war es die ersten Wochen etwas schwieriger eine Straße zu überqueren, aber mittlerweile schaue ich schon automatisch in die andere Richtung.

 

Die Schule

Ich gehe auf eine kleine, für Jungs und Mädchen gemischte Schule. Es ist eine katholische „Secondary School“. Ich bin im sogenannten „Transition Year“, das man freiwillig vor der Oberstufe machen kann. Es ist ein Schuljahr, in dem man Sachen fürs Leben lernen soll und deswegen muss man nicht sehr viel Stoff lernen. Wir haben drei Terms, die je zehn Wochen lang sind. In jedem Term haben wir andere Nebenfächer. Im gesamten Jahr haben wir Sonderveranstaltungen und zwei Wochen „Workexperience“.

 

Der erste Term ist jetzt vorbei und der zweite hat gerade begonnen. In den letzten zehn Wochen hatte ich Fächer wie „Biodiversity“, „Construction“ oder „Agriculture Science“. Da lernen wir Sachen, die in meiner deutschen Schule noch nie auch nur erwähnt wurden. Ich finde das alles total spannend und interessant. Im neuen Term habe ich jetzt Schach und Chinesisch. Ich finde solche Fächer total cool. Auch eine „Workexperience“ ist schon rum. Das ist so eine Art Praktikum, damit man mal sieht, ob einem der Beruf gefällt. Ich habe die Woche in einem Nursing Home verbracht, was eine Art Pflegeheim ist. Mir hat die Woche echt gut gefallen. Zurzeit gestalten wir außerdem ein Schulmusical, das im Februar aufgeführt wird. Ich spiele Querflöte in der Band. Es werden viele Songs aus den 80ern gespielt. Im Laufe des Jahres werden wir von der Schule aus noch mehrere Ausflüge nach Dublin und eine viertägige Reise nach Barcelona machen. Ich freue mich schon.

 

Meine Freizeit

Ich habe mir ein paar Aktivitäten gesucht, weil ich nach der Schule immer Zeit habe. Es gibt leider nicht so viele Möglichkeiten, Sport zu machen, deswegen gehe ich nur zur Gym (Fitnessstudio).

 

Musikalisch gibt es schon mehr Sachen. Ich habe zum Beispiel jeden Dienstag Gitarrenunterricht und bin außerdem im Kirchenchor, der jeden Sonntag im Gottesdienst singt. Wir hatten auch schon auswärts Auftritte. Außerdem helfe ich noch bei einem Kunstworkshop für Kinder mit. Wir basteln einmal pro Woche und am Ende können die Kinder dann die Bilder mit nach Hause nehmen.

 

An den Wochenenden treffe ich mich mit Freunden. Wir gehen nach Galway einkaufen oder übernachten bei jemandem. Weil es neben mir noch viele andere Austauschschüler gibt, habe ich anfangs automatisch viel mit ihnen gemacht. Aber so langsam freunde ich mich auch immer mehr mit Iren an und unternehme auch was mit denen. In den Ferien oder am Wochenende unternehme ich auch oft was mit meiner Familie. Wir haben zum Beispiel schon zusammen die „Cliffs of Moher“ besucht. Es war ein atemberaubender Anblick, den ich nie vergessen werde. Oder wir gehen auch manchmal einfach nur spazieren und reden über alles Mögliche. Ich bin gerne mit meiner Familie unterwegs.

 

Sprache & Co.

Ich merke, dass ich schon viel mehr im Englischen verstehe und mich nicht mehr so sehr konzentrieren muss. Am Anfang war es für mich oft schwierig, meine Gedanken in Worte zu fassen und zu erklären, was ich wollte. Aber das klappt auch immer besser. Natürlich ist das Englisch überhaupt nicht wie im Schulbuch. Man muss sich erst an Ausdrücke wie „Jesus“ gewöhnen oder dass man dauernd „Darling“ oder „Sweetie“ genannt wird. Auch der irische Akzent ist lustig und hat am Anfang manchmal für Verwirrung gesorgt.

 

Außerdem wird man als Austauschschülerin selbstständiger, weil man für sich selbst Verantwortung übernehmen muss. Man wird, wenn man verschläft, nicht mehr von den Eltern geweckt und sie machen nicht auch noch mal schnell eine Besorgung, wenn man was braucht. Ich habe auch gelernt, meinen Ärger mal runterzuschlucken und Verständnis zu zeigen. Ich glaube durch so ein Jahr im Ausland lernt man auch viel über sich und wie man mit Problemen umgeht. Eine Sache ist dabei sehr wichtig: darüber reden! Egal ob mit den neuen Freunden oder der Gastfamilie. Auch wenn man Heimweh hat hilft reden. Meine Gastfamilie hat mir sehr geholfen als mich das Heimweh erwischt hatte.

 

Ich kann es nur jedem empfehlen, ein Jahr wegzugehen. Auch wenn es ab und zu mal schwer wird, im Nachhinein kann man sagen „Ich hab's geschafft!“

Katharina mit ihren Gastgeschwistern

Katharina mit ihren Gastgeschwistern

Mit Freunden treffen

Mit Freunden treffen

Katharina an den Cliffs of Moher

Katharina an den Cliffs of Moher