Ursprünglich wollte ich eigentlich in die USA, habe dann aber doch noch das Land gewechselt – nach Großbritannien. Und ich muss sagen, das war echt die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Wenn man an England denkt, hat man natürlich erstmal die typische Vorstellung von London, Großstadt, roten Doppeldeckerbussen, Tee und Scones. Naja... Immerhin Scones habe ich hier in „Burton Latimer“, einem Dorf in der Mitte von Northamptonshire, eine Stunde nördlich von London. Der nächstgrößere Ort ist Kettering, mit dem Bus 20 Minuten von mir. Also das war schon eine Umstellung für mich, schließlich komme ich aus einer Großstadt. Der erste Schock war aber schnell überwunden und ich habe mich sofort eingelebt. Meine Familie kommt ursprünglich aus Frankreich, lebt aber seit 16 Jahren hier in England. Ich habe drei Gastschwestern, Victoire ist 18, Ninon 16 und Charlotte 11. Die ersten vier Monate hier hatte ich noch zwei weitere Gastschwestern aus der Slowakei und aus Italien, jetzt seit Januar nur noch eine, Lola aus Italien. Wie man merkt: Wir sind ein kulturell sehr vielfältiges Haus. Mein Gastvater arbeitet in Paris, dementsprechend sind nur wir sechs Mädels (meine Gastmutter mitgezählt) die Woche über im Haus. Das war zwar schon eine Umstellung für mich, hat aber auch echt etwas.
Science College – oh Schreck!
Ich gehe im Huxlow Science College zur Schule in die 6th form, das ist so wie in Deutschland die Oberstufe. Bei „Science College“ hab ich erstmal Panik bekommen, Naturwissenschaften kann ich nämlich nicht. Es heißt aber zum Glück auch nur so, und hat gar nichts mit Science zu tun. Meine Fächer sind zum Beispiel Englisch, Geschichte und Psychologie, ich hatte noch Soziologie, das habe ich allerdings aufgegeben nach den sogenannten „Mockexams“, sowas wie Vorprüfungen. Richtige Prüfungen sind hier nämlich nur am Ende des Jahres, zwei oder drei in jedem Fach und ich stecke gerade mitten in meinen. Eigentlich schreiben Austauschschüler keine Prüfungen hier und ich bin auch die erste an meiner Schule, aber dadurch, dass meine Gastmutter Lehrerin an meiner Schule ist, wurde es mir ermöglicht. Ich mag meine Fächer alle sehr gerne, vor allem Psychologie hat es mir angetan. Ich muss gestehen, dass die Schule schon sehr anspruchsvoll ist, wir haben sehr viele Hausaufgaben und auch die Prüfungen sind nicht ohne. Meine Ergebnisse kriege ich leider erst im August zugeschickt, wo sich dann zeigen wird, ob sich all die harte Arbeit ausgezahlt hat.
In meiner Freizeit gehe ich mit meinen Gastschwestern zum Sport, wir haben tatsächlich ein winziges Fitnessstudio bei uns im Dorf. Ansonsten mache ich viel mit Freunden. Ich habe auch eine andere deutsche Austauschschülerin von YFU hier kennengelernt (Hallo Nele, falls du das liest) und wir verstehen uns sehr gut. Ich gehe gerne in die Stadt, ins Kino, Essen mit meiner Familie oder Freunden und ab und zu sind hier auch mal Partys. In meinen letzten zwei Wochen hier, nach meinen Prüfungen, werde ich im Deutschunterricht an einer anderen Schule helfen, da meine Schule leider kein Deutsch anbietet. Ansonsten war ich oft in London, außerdem in Cambridge, York, Sheffield, Bath, Leicester und bald geht’s noch nach Oxford, Brighton und Bournemouth.
Über Untypische Feiertage
Weihnachten waren wir bei der Familie meines Gastvaters in Frankreich, daher habe ich keine typische Erfahrung im Thema englisches Weihnachten gemacht, dafür war ich aber in London für Silvester, und das war echt super! Jetzt habe ich noch genau einen Monat hier, bis ich wieder nach Hause fliege und ich muss sagen, die Zeit ist echt unglaublich schnell vergangen. Es kommt mir vor wie gestern, dass ich im Flugzeug saß und das größte Abenteuer meines Lebens angefangen hat, und jetzt ist es schon fast vorbei. Auch wenn ich mich schon auf zu Hause freue und alle endlich wiedersehe, wird es mir sehr schwer fallen, alles hier zu verlassen. In den letzten neun Monaten ist England mein zweites Zuhause geworden, meine Gastfamilie und meine Freunde hier sind mir sehr ans Herz gewachsen, und ich plane sogar schon nächstes Jahr für den Abschlussball meines Jahrgangs wiederzukommen.