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Es sind die kleinen Dinge

Erfahrungsbericht von Laura, Austauschjahr in Frankreich

Ich habe mein Austauschjahr in Angers, einer französischen Stadt im Westen des Landes, in der Region Maine-et-Loire verbracht. Ich bekam meine Gastfamilie früh, sie haben mir ein nettes Video geschickt, wodurch ich mir alles schon ein wenig genauer vorstellen und meine Gasteltern, Willy und Patricia, meine Gastschwester Athénais und ihre Katze Calice kennenlernen konnte. YFU plante für alle Schüler, welche nach Frankreich gehen sollten, eine gemeinsame Anreise nach Paris, wo wir die ersten Tage in einem Camp verbrachten. Es war gut, sich vor der alleinigen Erfahrung noch einmal über alles austauschen zu können und Freunde zu finden, welche ich auch im Verlauf der letzten Monate oft besucht habe. Danach ging es dann endlich zu meiner Gastfamilie nach Angers. Ich weiß jetzt noch, wie aufgeregt ich war und was für Ängste ich hatte. Würde ich mich gut zurechtfinden können? Was ist, wenn ich Probleme mit meiner Familie habe, oder wenn ich keinen Anschluss finde? Doch jetzt, kurz vor meiner Rückreise, kann ich sagen, dass alle Ängste unberechtigt waren.

 

Erst einmal einleben

Meine Gastfamilie hat einen besonderen Platz in meinem Herz eingenommen und dank der Zeit in Frankreich habe ich nun zwei Orte, welche ich mein Zuhause nennen darf. Es wäre trotzdem gelogen, wenn ich sagen würde, dass der Anfang hier leicht gewesen wäre. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten mit der Sprache, da die Leute hier deutlich schneller und auch undeutlicher sprechen, als ich erwartet hatte. Ich hatte das Glück, dass es an meiner Schule in Frankreich jedoch schon viele Austauschschüler vor mir gab, weswegen gleich Leute auf mich zukamen und sich aus dem immer wiederholenden: „Hallo, wie geht's?" eine Freundschaft bildete.

Um mich besser einleben zu können, habe ich versucht mich immer mehr anzupassen. Filme auf Französisch anzuschauen oder mit meiner Gastfamilie kurze Ausflüge zu machen, führte dazu, dass ich mich immer sicherer mit der Sprache fühlte und ich mich dadurch auch besser in meinem neuen Zuhause zurechtfinden und wohlfühlen konnte. Auch beim Tennis, wo ich mich früh zu anmeldete, fand ich Freunde und so hat das Spielen gleich viel mehr Spaß gemacht.

 

Hilfreiche YFU-Treffen

YFU stellte an den Wochenenden viele Treffen auf die Beine. Diese dienten dazu, sich mit den anderen Schülern zu unterhalten und seine persönlichen Erfahrungen zu teilen. In diesen Treffen ging es häufig darum, wie man sich besser anpassen könnte und wie man mit Konflikten im Gastland am besten umgehen sollte. Da es nicht nur Deutsche waren, welche dort teilnahmen, war es immer ganz lustig mit den anderen schon ein bisschen auf Französisch zu reden, was anfangs eher holprig lief.

 

Baguette und Streifenpullis gehören dazu

Manchmal sind Stereotypen auch wahr und dieses hier ist mir besonders aufgefallen: Die Franzosen essen wirklich sehr viel Baguette und Käse und fast alle, die ich kennengelernt habe, besitzen mindestens einen Streifenpulli (sog. Marinière). Im alltäglichen Leben sind mir auch viele Unterschiede deutlich geworden. Einer der größten ist natürlich die Schule. Mittlerweile bin ich sehr froh über die Schulzeiten in Deutschland, da der Unterricht in Frankreich täglich von 8:00 Uhr morgens bis 17:15 Uhr in den Nachmittag geht. Am Anfang habe ich mich damit sehr schwergetan, da ich von der Dauer und dem wirklich inhaltsreichen Unterricht sehr müde war. Zum Glück haben wir hier, um das zu kompensieren, mehr Ferien als in Deutschland!

An meinem lycée, dem Sacré-Cœur la salle, ist es so, dass du auch nur in das Gebäude reinkommst, wenn du deinen Schülerausweis vorgezeigt hast. So ähnlich ist es auch in der Kantine, in welche man erst gelangt, nachdem ein bestimmter Code und der dazu passende Handabdruck in eine Maschine eingegeben wurden. Wenn man es dann einmal durch das Sicherheitssystem geschafft hat, gibt es immer eine Vorspeise, einen Hauptgang und ein Dessert. Apropos Essen, seitdem ich in Frankreich bin, bin ich auch davon überzeugt, dass der Döner in Deutschland um einiges besser ist ;)

 

Die kleinen Dinge

Nach der Zeit, welche ich hier verbracht habe, kann ich eines sagen, und zwar, dass hier jeder Moment besonders ist/war. Ob es ein Ausflug war, oder nur ein neues Wort, welches ich gelernt habe – alles bereitet einem Freude. Für mich sind es hier eindeutig die kleinen Dinge, die zählen. Oft ist es einfach nur im Unterricht zu lachen oder mit meinen Freunden essen zu gehen. Ich habe das Glück, dass meine Schule mitten in der Stadt ist, weshalb das zweite öfters vorkam;)

Natürlich habe ich meinen Freunden auch schon ein wenig Deutsch beigebracht. Alle sind ganz begeistert von dem Wort Digga und irgendwie kennt hier jeder den Satz: „Ich bin eine Kartoffel" (so viel zu den Stereotypen).

 

Raus aus der Komfortzone

Man kann hier mit den Leuten aber auch über die traurigen oder schwierigen Momente reden. In der ersten Woche kam eine Freundin auf mich zu und meinte, dass ich mich immer an sie wenden könnte. Das war sehr besonders für mich, da ich wusste, dass ich auch hier gut angekommen bin und Menschen habe, auf die ich mich verlassen kann. Ich habe in diesen fast acht Monaten schon so viel erlebt und weiß, dass ich ein zweites Zuhause und Freunde für das Leben gefunden habe. Ich lernte hier die Bräuche und Traditionen kennen und kann es allen wirklich empfehlen, genau dasselbe zu tun. Kommt aus eurer Komfortzone heraus und probiert Neues aus. Heute kann ich sagen, dass ich alles genossen habe und diese Momente, welche ich hier erlebt habe, nie vergessen werde.

 

Die letzten zwei Monate werden sehr toll werden und ich freue mich schon, den Sommer mit meinen Freunden zu verbringen. Und ein letztes Dankeschön an Frau Schmidt, meine Französischlehrerin in Deutschland. Danke, dass Sie mir die Häuschenverben beigebracht haben, die waren tatsächlich nützlicher als gedacht ;)

Laura mit Freundinnen in der Schule

Laura mit Freundinnen in der Schule

Lauras Gastfamilie nahm sie herzlich auf

Lauras Gastfamilie nahm sie herzlich auf

Ausflug ans Meer

Ausflug ans Meer

Mit Freunden unterwegs

Mit Freunden unterwegs

Laura und ihre Gastschwester Athénais

Laura und ihre Gastschwester Athénais