Am 20. August hat mein Abenteuer begonnen. Meine erste große Reise. In Quito angekommen, startete unsere letzte Vorbereitung auf unser neues Leben in Ecuador. Von dort ging es am nächsten Tag mit Bussen weiter in die Städte, in denen unsere Gastfamilien auf uns warteten. Meine Gastfamilie wartete in Portoviejo sehnsüchtig auf mich. Und ich war auch furchtbar neugierig. Völlig übermüdet und überwältigt wurde ich gleich nach der Ankunft am ersten Abend in eine Shopping-Mall geschleppt. Dort warteten alle Freunde meiner Gastschwester. Ich konnte nur mit ein paar Leuten ein bisschen reden, da die anderen kein Englisch konnten und ich noch kein Spanisch. Aber alle freuten sich auf mich und nahmen mich sehr herzlich auf.
Die ersten Tage
Meine Gastfamilie lebt in Portoviejo, eine Stadt mit 30.000 Einwohnern, ca. 30 Autominuten vom Meer entfernt. In meiner Gastfamilie habe ich zwei Gastschwestern, die Große ist vor kurzem 14 Jahre alt geworden und die Kleine ist 6 Jahre alt. Mein Gastvater arbeitet während der Woche in Guayaquil und ist meist nur am Wochenende hier. Und dann habe ich noch eine super tolle Gastmutter, die auch berufstätig ist und viel jünger als meine deutsche Mutter. Zusätzlich ist während der Woche noch eine Nanny da. Sie kümmert sich um den Haushalt, kocht, wäscht die Wäsche und macht mit meiner kleinen Gastschwester Hausaufgaben. Am ersten Tag gab es bei meiner Gastfamilie zum Frühstück Ceviche (Fischsuppe). Das kannte ich davor noch gar nicht und war ein bisschen verwirrt, dass die hier Fischsuppe zum Frühstück essen. Aber sie hat sehr lecker geschmeckt.
Mein erster Schultag begann dann auch sofort am Montag. Meine Gastmutter und mein Gastvater fuhren mich zur Schule. In dieser ersten Woche hatte meine Schule so etwas wie Bundesjungendspiele. Also sind wir zu einem großen Sportplatz gefahren, mit einem großen Schwimmbecken und drei Tennisplätzen. Da wurde ich gleich ganz nett von den anderen Schülern aufgenommen. Auf meiner Schule gab es 11 weitere Austauschschüler, aber von einer anderen Organisation. Schulstart ist um 7:10 Uhr und das bedeutet früh aufstehen und mit Schuluniform pünktlich in der Schule sein.
Vulkanbäder und Tortenschlacht
Inzwischen habe ich mich hier sehr gut eingelebt. Meine Gastfamilie hat in Crucita, das liegt am Meer, ein Strandhaus. An den Wochenenden trifft sich dort die Familie und verbringt gemeinsam das Wochenende. In Crucita gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus man über ganz Crucita sehen kann. Oder wir fahren nach Guayaquil zum Shoppen und Essen und gehen ins Kino. Leider hat mir keiner gesagt, dass es im Kino eiskalt ist und ich hab den ganzen Film über gefroren. Aber dadurch hab ich gelernt, wenn es heißt, dass wir ins Kino gehen, immer lange Hose und langärmlige T-Shirts anzuziehen.
In den Ferien ist meine Gastfamilie mit mir für paar Tage nach Baños gefahren. Das liegt in den Bergen, wo es kälter ist als an der Küste. Frühmorgens machten wir einen Trip zum Wasserfall mit viel laufen, aber es hat sich echt gelohnt. Man konnte eine kleine Höhle hochklettern um an einen Aussichtspunkt zu kommen, der näher am Wasserfall ist, und wir waren in einem Schwimmbad, das durch einen Vulkan erhitzt wird. Am nächsten Tag sind wir auf einen Berg gefahren, nach „La Casa del Arbol“. Dort gibt es eine Schaukel, die über einer Schlucht schwingt. Ein bisschen Angst kam in mir hoch als ich mich auf die Schaukel gesetzt hab, aber nach dem ersten Schwung wollte ich gar nicht mehr runter. Es war so fantastisch schön.
Und dann war da noch mein 16. Geburtstag. Meine Gastfamilie feierte mit mir und abends kamen die ganzen Verwandten und gratulierten mir. Eine Tradition ist es hier, dass das Gesicht in die Torte gedrückt wird. Zuerst sagen sie: „Ja, beiß ein bisschen vom Kuchen ab.“ Und dann wird das Gesicht in die Torte gedrückt. Das war sehr amüsant. Meine Gastfamilie erlaubte mir sogar, am darauffolgenden Wochenende eine Geburtstagsparty im Garten zu feiern. All die anderen Austauschschüler meiner Schule waren da und viele Mitschüler aus meiner Klasse. Wir hatten sehr viel Spaß und haben getanzt.
Anfang November hatte ich die erste Reise mit YFU: „Viaje al Oriente“. Von Portoviejo bin ich mit den anderen 5 YFU-Auslandsschülern in meiner Gegend nach Quito gefahren und dort trafen wir all die anderen Austauschschüler wieder. Wir machten spannende und lehrreiche Ausflüge mit unserem Quitschuan-Führer in den Dschungel, Floßfahrten und Schwimmen im Amazonas. Wir hatten sehr viel Spaß, lagen zum Mittagschlaf in den Hängematten und besuchten eine Quitschuan-Familie, um ihre Kultur kennenzulernen. Wir besuchten auch ein Schmetterlingshaus und wir konnten die riesengroßen Schmetterlinge auf die Hand nehmen. Zuerst war mir das ein bisschen unheimlich, aber dann hatte ich mich recht schnell an die Schmetterlinge gewöhnt und wollte mich gar nicht mehr davon trennen.
Reisen und ein Schulwechsel
Nach dieser Reise bin ich auf eine neue Schule gekommen, da ich mich auf der alten Schule nicht so wohl gefühlt habe. Jetzt bin ich auf einer Militärschule. Jeden morgen muss ich schon um 5:50 Uhr aufstehen, da um 6:15 Uhr mein Schulbus kommt. In der Schule angekommen, stellen sich alle auf bevor es in die Klassen geht und es wird nachgeguckt, ob die Uniform auch richtig sitzt. Die Schüler auf meiner neuen Schule sind sehr nett und ich verstehe mich mit allen sehr gut. Ich bin die einzige Austauschschülerin in meiner Klasse. In den anderen Klassen gibt es jeweils auch nur einen Austauschschüler. In der Klasse werden ganz viele Projektarbeiten gemacht und ich werde immer mit einbezogen. Es macht jetzt sehr viel mehr Spaß und ich freue mich jeden Tag in die Schule zu gehen. Inzwischen spreche ich in meiner Schule nur Spanisch und ganz selten nur, wenn ich etwas nicht verstehe, Englisch.
Inzwischen bin ich drei Monate hier und bin sehr glücklich. Ich habe eine wundervolle Gastfamilie, und mit meiner Gastschwester gehe ich täglich zum Sport, damit ich all das leckere Essen hier genießen kann. Ich habe neue Freunde gefunden und gehe gerne zur Schule.