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Das schönste Ende der Welt

Erfahrungsbericht von Inga, Austauschjahr in Chile

„Chile?! Ach … hätte es nicht auch Spanien getan?“ Meine Mutter war zuerst nicht begeistert gewesen, als ich plötzlich mit einer Unmenge Kataloge von Austauschorganisationen über für ihren Geschmack allesamt zu weit entfernte Länder vor ihr stand. Aber Gott sei Dank war ich damals recht überzeugend, und so stand Anfang Oktober fest: die 11. Klasse würde ich gaaanz weit weg verbringen, am für mich offiziell schönsten Ende der Welt!

Und dann war er endlich da, der große Tag: meine Eltern brachten mich zum Frankfurter Flughafen, und zusammen mit den anderen deutschen Austauschschülern flogen wir dem tollsten, verrücktesten, besten Jahr unseres Lebens entgegen. Es hatte uns an Orte verschlagen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, denn auch das ist Chile: fast alle Klimazonen vereint in einem Land.

 

Kleine Abweichungen im Detail

Am Anfang war es zugegebenermaßen schon gewöhnungsbedürftig, es ist zwar nicht sooo anders, dass man gar nicht mehr zurechtkäme, aber doch gibt es überall und immer wieder kleine Abweichungen in Details, die aber im großen und ganzen alles ganz anders machen: fließend Wasser, ja, natürlich. Aber hat von euch in Deutschland schon mal jemand mit dem unter chilenisierten Gringos berühmt-berüchtigten Califón gekämpft? Ein Heißwasserboiler, meist gasbetrieben, und eigentlich ganz leicht zu bedienen – hätten diese kleinen Mistdinger nicht die Angewohnheit, immer dann, wenn‘s am Schönsten ist (also wenn man gerade unter der Dusche steht!), auszugehen. Folge: maximales Gequieke dringt aus dem Badezimmer, denn ohne den Califón ist das Wasser auf einmal verdammt kalt!

Oder der Schulalltag: ja, okay, man trägt eine Schuluniform, aber eigentlich ist das ganz okay und sogar nach einer Weile echt bequem, denn man spart morgens doch sehr viel Zeit, wenn man einfach keine große Wahl hat, was die Bekleidung angeht. Meine sah zudem eigentlich ganz hübsch aus…

 

Chilenen sind liebevoll und fürsorglich

Die liebevolle, rührende Art der Chilenen ist es, die ich so sehr an ihnen zu schätzen lernte – wie sie sich um die vertrottelte Gringa bemühen, und ihr ihr wunderbares Land näher bringen, nicht unbedingt immer mit großen Reisen, sondern mit den kleinen, alltäglichen Dingen: dein bester Freund, der dich um 9 Uhr wachklingelt, weil du aufgrund einer Erkältung nicht in der Schule bist und er sich so sehr sorgt, dass er einfach während des Unterrichts anruft. Oder deine beste Freundin, zu der du ’ne halbe Stunde in einer klapprigen Micro fährst, damit ihr dann tagelang in ihrem Zimmer sitzt, Tee trinkt, dem für Chiloé so typischen Regen lauscht und über Gott und die Welt tratscht. Deine gleichaltrige Gastschwester, die nun wirklich die Schwester für dich ist, die du dir immer gewünscht hast; Wie du dich an einem Tag ganz furchtbar mit ihr streitest, und am nächsten Tag vertragt ihr euch unter noch mehr Tränen wieder, um dann zusammen mit eurem kleinen Bruder Horrorfilme zu schauen und euch danach nicht traut, alleine in euren Zimmern zu schlafen. Dein lustiger Gastpapa, der immer für einen Spaß zu haben ist.

… ich habe dort so viele tolle, herzensgute Leute kennen gelernt; Es ist wirklich nicht schwer, in Chile Freunde zu finden, denn die meisten sind sehr neugierig und interessiert an Gringos wie uns, stellen viele Fragen, wollen etwas über dein Land lernen – und bringen dir ganz nebenbei auch so viel über sich bei! 

 

Beeindruckende Landschaft

Und dann dieses Land an sich – seine Landschaften! Schon beim Anflug auf Santiago drängten wir uns alle an den Fenstern, um das überwältigende Andenpanorama nicht zu verpassen, die Wolken, die gegen die Berge drängten und es aussehen ließen wie ein weiß-schwarzes Meer von unendlichen Ausmaßen! Oder bei uns im Süden, auf „meiner“ Insel: die ewiggrünen Wiesen und (Ur-)Wälder, das allgegenwärtige Meer, die majestätische Kulisse der Seeanden mit ihren Vulkanen auf dem Festland, der Regen, der zwar nervt, aber auch dafür sorgt, dass ich dort die leuchtendsten, schönsten Regenbögen der Welt betrachten kann, die Sonne, wie sie nach dem Regen alles bestrahlt und magisch erscheinen lässt (vor allem, wenn man über die zahlreichen chilotischen Sagengestalten Bescheid weiß).

Den Schritt, nach Chile zu gehen, habe ich nie bereut, denn er hat mich persönlich um so vieles wachsen lassen – und mir letztendlich auch eine zweite Heimat am schönsten Ende der Welt beschert, wunderbare Freundschaften, die ich nicht missen möchte, und eine zweite, ziemlich große, laute und überfürsorgliche Familie, auf die ich mich immer verlassen kann und bei der ich immer willkommen bin.

Der Patriotismus in Chile ist groß

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Die chilenische Wüste

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Am Meer

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La Monedita

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