Als ich am Flughafen in Melbourne ausgesteigen bin, habe ich noch gar nicht richtig realisiert, dass ich wirklich für die nächsten 10 Monate in Australien sein werde. Es war schon ziemlich erschreckend, in einem anderen Land zu sein, wo alle nur Englisch sprechen, und sich am Flughafen zurecht zu finden. Nachdem ich durch die letze Security-Kontrolle gegangen war, haben mich auch schon meine Gastmutter Sheridan und meine Gastschwester Ailish mit einem großen Plakat auf dem „Welcome Laura“ stand, erwartet. Ich bin spät gelandet und habe daher erst am nächsten Morgen meinen Gastbruder Kellen und meinen Gastvater Luke begrüßt. Es war komisch zu wissen, jetzt in einer anderen Familie zu leben, aber ich habe mich von Anfang an super mit meiner Gastfamilie verstanden und mich total schnell an das Leben in der neuen Familie gewöhnt.
Ich musste auch direkt am nächsten Tag zum Schulbeginn um 8.35 Uhr an der Schule sein, wovor ich schon ein bisschen Angst hatte. Meine erste Unterrichststunde war „major team games for girls“, wo mich alle auch gleich nett begrüßt haben. Ich hatte 5 von 6 Kursen mit einem Mädchen namens Tara zusammen, die ich sehr nett fand und die auch meine beste Freundin geworden ist. Tara hat mir die Schule gezeigt und weil ich mich von Anfang an gut mit ihr verstanden habe, habe ich auch schnell ihre restlichen Freunde kennen gelernt, die mich direkt freundlich aufgenommen haben.
Weihnachten bei 30 Grad
Das Leben in Australien ist schon anders als in Deutschland. Als ich zum Beispiel am 25. Dezember aufgewacht bin, hat es sich gar nicht wie Weihnachten angefühlt, sondern eher wie jeder andere Tag im Sommer. Unter dem Weihnachtsbaum lagen unsere Geschenke und meine Gastgeschwister und ich waren eifrig mit Auspacken beschäftigt. Wir sind zum Mittagessen zu Lukes Bruder gefahren, wo der Rest der Familie schon versammelt war. Wir saßen draußen in der Sonne, während gegrillt wurde und ich hatte mein neues Sommerkleid an, das ich mir erst 2 Wochen zuvor gekauft hatte.
Ich hatte immer eine genaue Vorstellung von Weihnachten, in der es draußen schneit, die Kerzen und Weihnachtsdekoration die Nacht erleuchten, man in die Kirche geht, Weihnachtslieder singt und abends am 24. Dezember die Geschenke auspackt. Das war natürlich ganz anders in Australien, aber das hat mir nicht wirklich viel ausgemacht. Es war so schön mal mitzuerleben, wie Weihnachten woanders gefeiert wird und solange ich mit mener Gastfamile zusammen war, hat es sich auch schon viel mehr nach Zuhause angefühlt.
Abschied nehmen
Ich weiß noch genau, dass ich so traurig war wieder nach Hause fahren zu müssen, dass ich schon drei Monate vorher geweint habe. Am letzen Schultag habe ich meine Schuluniform von allen unterschreiben lassen und mich von allen so gut es ging verabschiedet. Ich habe gar nicht wirklich realisiert, dass es das letze Mal für eine lange Zeit sein würde, dass ich all diese Menschen, die mir so ans Herz gewachsen sind, und die Schule sehen würde. Ich habe meine Gastfamilie am Abend vorher zum Essen eingeladen und meinen Gastgeschwistern kleine Abschiedsgeschenke gegeben. Meine Gastmama hat mir an dem Abend und am nächsten Morgen packen geholfen. Am Flughafen haben sich alle meine Freundinnen versammelt, um mir Tschüss zu sagen und als ich die großen Türen mit „International departure“ gesehen haben, habe ich totale Angst bekommen, mein Leben in Australien zu verlassen.
Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Schweres in meinem Leben gemacht, wie mich von meinen kleinen Gastgeschwistern, meinen Gasteltern und all meinen Freunde zu verabschieden, aber das zeigt mir auch wie unglaublich wohl ich mich mit ihnen gefühlt habe und was ich für tolle Beziehungen aufgebaut habe.
Das Auslandjahr hat mir geholfen, so viele Sachen besser zu verstehen und selbstständiger zu werden. Ich habe Erfahrungen gesammelt, die mir keiner mehr nehmen kann und Freundschaften geschlossen, von denen ich sicher bin, dass sie ein Leben lang halten. Ich habe es geschaft, mir innerhalb von 10 Monaten ein komplett neues Leben aufzubauen, zu dem ich immer wieder zurückkeheren kann. Ich würde jedem, der die Möglichkeit hat, raten die Chance zu ergreifen. Es war das beste Jahr meines Lebens und ich würde es immer wieder machen.