Nach nun mehr als 8 Monaten in Argentinien, muss ich sagen das es eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war, ein Austauschjahr zu machen. Es ist einfach eine Erfahrung, die ich nie mehr in meinem Leben vergessen werde. Zwar bin ich mehr oder weniger ungeplant nach Argentinien gekommen, aber ich bin sehr froh, dass ich mein Austauschjahr hier verbringe. Als ich am Flughafen angekommen bin, habe ich kein Wort Spanisch gesprochen und ich habe mich dann irgendwie mit Englisch zurechtgefunden. Während ich am Flughafen auf den freiwilligen Mitarbeiter von YFU gewartet habe, habe ich direkt eins gelernt: In Argentinien ist die Pünktlichkeit nicht so wichtig!! Ich habe dann erstmals Empanadas gegessen (eine Art Teigtasche mit verschiedenen Füllungen, ein sehr typisches Essen). Später bin ich mit dem Bus nach Rosario gefahren und danach direkt weiter in das Dorf (Las Rosas in der Provinz Santa Fe), in dem ich jetzt lebe.
Ich bin hier in einer wirklich sehr netten Familie mit zwei Gastschwestern und einem Gastbruder gelandet, die mir wirklich viel geholfen haben – nicht nur mit der Sprache, sondern auch damit, die ganze Kultur kennenzulernen und zu verstehen. Und auch die ganze restliche Familie mit den ganzen Cousinen und Cousins (ungefähr 12) war sehr nett zu mir und alle haben versucht, mir Spanisch beizubringen ohne wirklich Englisch zu können. Ich habe ziemlich schnell Spanisch gelernt, weil ich es einfach den ganzen Tag gehört habe und es brauchte, wenn ich irgendetwas sagen wollte. Dafür war ich aber in den ersten drei Monaten immer müde. Was mir dabei ein bisschen geholfen hat, ist der Mate, ein sehr typisches Getränkt in Argentinien. Dabei werden zerkleinerte Blätter (Yerba) in einen Becher getan und dann mit heißem Wasser aufgegossen und dann durch einen Strohhalm aus Metall getrunken. Was normalerweise auch super ist, ist dass sich alle Austauschschüler in Argentinien vor ihrem Austauschjahr bei einer Orientation kennenlernen (ich leider nicht, weil ich später kam), aber auch die Reisen, die YFU anbietet, sind echt super, um mit den anderen Austauschschülern zu reden und sich besser kennenzulernen und vor allem um einfach eine super Zeit miteinander zu verbringen. Ich habe dann nach zwei Wochen ein paar andere Austauschschüler bei einem treffen in Rosario kennengelernt. In Argentinien ist es sehr teuer mit dem Flugzeug zu fliegen, deswegen wird das nur selten und bei großen Entfernungen gemacht, sonst fährt man hier so gut wie immer mit dem Bus, was bei den großen Strecken aber mehrere Tage dauern kann. Ich habe ein paar lange Fahrten (mehr als 14 Stunden) im Bus gemacht und dabei zum Glück gelernt, im Bus zu schlafen.
Argentinien ist ein sehr großes und vielseitiges Land. Es reicht von Ushuaia (die südlichste Stadt) bis nach Quiaca (nördlichste Stadt Argentiniens). Hier gibt es alles von der Wüste bis zum Dschungel, genau wie Berge und eine sehr lange Küste. Genauso groß sind hier auch die Klimaunterschiede. Im Süden hast du Gletscher und im Norden fast das ganze Jahr über ein tropisches Klima. Es ist fast unmöglich, in einem Auslandsjahr das ganze Land kennenzulernen, aber ich bin nach Cordoba (Provinz und Landeshauptstadt), Rosario, zu dem Orientation in der Mitte des Austauschjahres nach Lujan (Buenos Aires) und nach Buenos Aires gereist. Ich bin dann im Sommer auch noch eine Woche mit meiner Familie ans Meer nach mar azul gereist. Ich bin immer, wenn ich in einer Stadt angekommen bin, direkt raus gegangen und habe versucht, neue Leute kennenzulernen. Zum Beispiel bin ich in Humauaca herumgelaufen, um mir die Stadt ein bisschen angucken und dabei habe ich einen Flussballplatz gefunden und ein paar jugendliche gefragt, ob ich mitspielen darf. Sie meinten ja, aber ich war schon sehr schnell erschöpft, weil ich nicht an diese Höhe gewöhnt war.
Ein anderes Thema ist auch der Sport hier. Sehr beliebt und in Deutschland kaum bekannt ist Rugby! Ich habe dann also auch angefangen, Rugby zu spielen. Der Sport macht sehr viel Spaß und ist für jeden was, denn man hat unterschiedliche Positionen und ganz unterschiedliche Anforderungen. Bei Mädchen sind Hockey und Volleyball sehr beliebt. Ich habe mir leider die schlechteste Zeit ausgesucht, um einen Sport anzufangen: im Januar. Es war einfach unerträglich heiß und schwül, das schlimmste waren aber die Mücken! Im Herbst gab es dann ein anderes Extrem. Es hat dann einen Monat fast jeden Tag geregnet. Dadurch waren dann ganze Straßen unter Wasser. Auch Stromausfälle sind im Sommer oder bei Stürmen keine Seltenheit, aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich auch daran. Dann trifft man sich einfach mit Freunden und trinkt Mate zusammen.
Ich werde das alles, das Leben hier, total vermissen, vor allem meine Familie und Freunde. Und ich kann sagen, dass Argentinien ein unglaubliches Land ist, das man unbedingt in seinem Leben einmal gesehen haben sollte.
P.S.: Es stimmt aber wirklich das hier sehr, SEHR viel Fleisch gegessen wird, ich habe ungefähr 5 Mal ohne Fleisch gegessen, und das in 8 Monaten! Am besten ist das Asado (eine sehr spezielle Art zu grillen mit der ganzen Familie oder auch mit Freunden zusammen).