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Transparente und partizipative Strukturen gegen sexualisierte Gewalt —

im Interview mit Sarah Burfeind

 

26. Januar 2023

 

 

Im Verein beschäftigt uns die Frage „Wie können wir Jugendliche vor Gewalt und Missbrauch schützen?“ seit vielen Jahren. Verschiedene Maßnahmen, wie Sensibilisierungsworkshops für Austauschschüler, Gastfamilien und YFU-Mitarbeitende, ein umfassendes Präventionskonzept sowie eine Selbstverpflichtungserklärung, schützen Jugendliche vor sexualisierten Übergriffen.  

 

Seit letztem Herbst haben wir mit Sarah Burfeind eine neue Mitarbeiterin im Team des Entsendeprogramms. Sarah ist zukünftig für die Weiterentwicklung präventiver Strukturen gegen sexualisierte Gewalt im Verein beauftragt. Sarah absolvierte ein Masterstudium an der Ev. Hochschule in Hamburg und war danach für eine Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen unter anderem für die Präventionsarbeit an weiterführenden Schulen tätig.

 

In unserem Kurzinterview spricht sie über die Bedeutung von Prävention, ihre Schwerpunktthemen in der Präventionsarbeit und ihre persönliche Motivation.

 

 

Liebe Sarah,

 

Was motiviert dich im Bereich der sexualisierten Gewaltprävention beruflich tätig zu sein?  

 

Gerade im Bereich der sexualisierten Gewalt sorgen viele unterschwellige aber teils auch offensichtliche Strukturen dafür, dass sie möglich wird. Diese aufzudecken und zu benennen, finde ich sehr spannend! Mich motiviert ganz konkret, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, Gewalt zu erkennen, die ihnen wohlmöglich widerfährt und zu begreifen, dass sie nicht schuld sind, sondern fehlerhafte Strukturen in einer Einrichtung oder beispielsweise manipulatives Verhalten der gewaltausübenden Person.

 

Prävention bedeutet für mich …

 

Missbrauchstäter*innen im sexualisierten Gewaltbereich nutzen oft die Scham und die Unwissenheit ihrer Opfer aus. Präventionsarbeit gibt Jugendlichen und den zuständigen Erwachsenen eine Einordnung. Sie erwirkt eine Selbststärkung, missbräuchliche Strukturen und sexualisierte Gewalt überhaupt als solche wahrzunehmen und sich dann dagegen aufzulehnen oder im Zweifelsfall konkret Hilfe zu suchen.

 

Was genau bringst du an beruflichen Erfahrungswerten mit? Wie möchtest du diese einsetzen?

 

Ich denke, dass mein Beitrag sein kann, mit einer klaren fachlichen Haltung neugierig in die Strukturen bei YFU zu schauen, Menschen mit einzubeziehen und mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen für ein transparentes und partizipatives Miteinander zu sorgen. Meine Erfahrung aus Beratungsstellenarbeit und der Mitgestaltung von Schutzkonzepten in verschiedenen Feldern der Kinder- und Jugendarbeit hat mir wiederkehrend gezeigt, dass funktionierende demokratische und partizipative Strukturen wichtig sind, um Gewalt entgegenzuwirken.

 

Warum wurde die Präventionsstelle bei YFU geschaffen?

 

Präventionsarbeit und Schutzkonzeptentwicklung ist immer auch Arbeit an der Organisation. In allen Organisationen ist es wichtig, (Macht-)strukturen zu beleuchten und kritisch zu hinterfragen und ganz besonders wenn eine Verantwortung gegenüber jungen Menschen da ist. Dass YFU diese Stelle explizit geschaffen hat, ist ein sehr wichtiger guter Schritt dafür zu sorgen, dass das Thema im arbeitsintensiven Alltag nicht unter den Tisch fällt, sondern fortlaufend bearbeitet wird. Eigentlich müsste das jede Organisation machen.

 

Was sind deine Schwerpunktthemen in der Präventionsarbeit?  

 

Ich denke, es geht zunächst darum, eine Transparenz zu schaffen, dass es nun eine Stelle gibt, die als Ansprechpartner*in da ist. Präventionsarbeit und Schutzkonzeptentwicklung braucht die Beteiligung und Mitwirkung von möglichst vielen in der Organisation. Darum ist mir eine gute Zusammenarbeit und Vernetzung mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen wichtig.

 

Als besonders hervorzuheben, empfinde ich auch die Präventionsarbeit in den Schulungen. Dort findet ein wichtiger und herausfordernder Teil des Gesamtkonzeptes statt. Sowohl die Ehrenamtlichen als auch die angehenden Austauschschüler*innen gut zu unterstützen und an der Schulungsstruktur zu feilen, sollte in diesem Jahr angegangen werden.

 

Vielen Dank für das Interview liebe Sarah.

 

 

INFORMIEREN & ENGAGIEREN

 

Für das Thema Prävention von sexualisierter Gewalt möchte ich möglichst viele motivieren und begeistern mitzuarbeiten. Wünsche, Anregungen, Fragen oder einfach nur reinhören: alles sehr willkommen! Kontakt kann über das Team Ehrenamt hergestellt werden, [email protected].