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Menschen bei YFU | Gastfamilien | #Engagiert!

Welcome to the Westovers:

Barb, Chuck und Kati erinnern sich

 

Juli 2023

von Caro Graw

 

 

Fotos, die an einen Sommerfilm aus den 70ern erinnern und eine enge Freundschaft, die bis heute hält – vor ein paar Monaten meldete sich Kati Hamacher bei uns und erzählte von ihren Gasteltern, Barb und Chuck Westover aus St. Louis. Sie berichtete sehr begeistert von ihrer Austauschzeit und der engen Verbindung, die sie noch heute zu ihren Gasteltern hat. Im Gespräch schlug sie mir vor, ein Interview mit ihnen zu führen. Die Gelegenheit wollte ich mir nicht nehmen lassen. Auch wenn uns tausende Kilometer trennten, konnten wir wenige Tage später sprechen – der Technik sei Dank.

 

WG-Leben, Camping und kleine Kulturschocks

 

Beginnen wir von vorne: Ende der 1970er beschloss Kati mit YFU ein Auslandsjahr in den USA zu machen und landete bei Barb und Chuck Westover in St. Louis, Missouri. Eine Nachbarin hatte den beiden von ihrer eigenen Erfahrung mit einer Austauschschülerin erzählt. Da sie noch ein freies Zimmer übrighatten, beschlossen sie trotz ihres jungen Alters eine*n Austauschschüler*in bei sich aufzunehmen. „Wir entschieden uns für YFU als Austauschorganisation und bekamen Kati als Austauschschülerin.“ Sie verstanden sich direkt gut mit ihr. Barb reflektiert: „Das lag vielleicht grade daran, weil uns nur zehn Jahre trennten und das Zusammenleben eher an eine WG als an eine Familie erinnerte.“ Chuck war damals Lehrer an der örtlichen Highschool und leitete den Outdoor Club. „Der Grund, weswegen wir an den Wochenenden und in den Ferien häufig campen waren.“ Für Kati eine völlig neue Erfahrung. Was auch neu war für Kati: Sie hatte Spaß an der Schule. Als Barb sie an einem der ersten Schultage fragte: „Did you have fun?“ reagierte Kati sehr verwirrt, da sie in Deutschland immer nur den Lernaspekt gesehen hatte. Auch die Tatsache, dass das Haus der Westovers nur eine Etage hatte und komplett aus Holz bestand, wie es in Amerika oft der Fall ist, verwunderte sie zunächst. Barb erzählt mir: „Kati hatte immer Angst, dass jemand durch ihr Fenster einsteigen würde oder dass das Haus plötzlich zu brennen anfinge.“ Kleine Kulturschocks, die ein gutes Zusammenleben aber nicht störten. Nur streng sein und auch mal Sachen zu verbieten, fiel den Westovers wegen des geringen Altersunterschieds schwer.

 

Finnische Feste, elf Herzen und unvergessliche Verbindungen

 

Als das Jahr mit Kati schließlich vorbei war, legten Barb und Chuck eine längere Pause als Gastfamilie ein. Sie adoptierten drei Kinder aus Indien und Korea. Als diese ihrer Meinung nach alt genug waren, wendeten sie sich wieder an YFU und nahmen diesmal eine Finnin auf. „Uns war wichtig, dass unsere Kinder neue Kulturen mit anderen Sprachen und Lebensweisen kennenlernen. Wir feierten finnische Feste bei uns zu Hause und sangen beim Christmas Caroling finnische Lieder.“

 

Danach entschieden sie sich wieder häufiger Schüler*innen bei sich aufzunehmen – insgesamt haben sie elf Gastkindern aus Europa und Lateinamerika ein zweites Zuhause gegeben. „Wir sind bis heute sehr dankbar, dass wir so viele offene und interessierte junge Menschen kennenlernen durften“. Auch nach dem Austausch brach die Verbindung mit vielen nicht ab. Barb erzählt: „Ich bekam Blumen zum Geburtstag und Weihnachtspakete mit Essen aus aller Welt – zweiteres gefiel ganz besonders unseren Kindern.“

 

2002 – ein Jahr der Turbulenzen und des Abschieds  

 

2002 war ein besonderes Jahr und das letzte als Gastfamilie für die Westovers. „Wir befanden uns in einer Ausnahmesituation: Als Notfallfamilie nahmen wir zwei Austauschschüler gleichzeitig bei uns auf.“ Hinzu kam, dass es Barb in dieser Zeit wegen familiärerer Probleme schwerfiel, den beiden so viel Aufmerksamkeit wie den Schüler*innen zuvor zu geben. „Unser Sohn ist in der Zeit häufig zu Besuch gewesen.“ Als schließlich die Kinder der Westovers ausgezogen waren und Barb und Chuck beschlossen in Rente zu gehen, entschieden sie sich dafür keine weiteren Austauschschüler*innen mehr aufzunehmen. „Wir hatten das Gefühl, dass wir den Gastkindern nicht mehr das gleiche bieten können als noch in jüngeren Jahren.“

 

Auch wenn sie heute keine Gastkinder mehr bei sich aufnehmen, sprechen sie mit anderen über ihre positiven Erfahrungen und versuchen Familien zu motivieren, sich für die Idee eines Austausches zu öffnen – „auch unsere eigenen Kinder“. Ihrer Meinung nach ist es kein großer Aufwand, ein weiteres Familienmitglied aufzunehmen, wenn man ein freies Zimmer hat. „Auch mit wenig Erfahrung kann man Gastfamilie werden, vor allem mit der guten Unterstützung von YFU.“ Sie sind das beste Beispiel dafür.

 

Glückliche Verbindungen über Grenzen hinweg

 

Der Kontakt zu vielen ihrer ehemaligen Gastkinder ist bis heute nicht abgebrochen – „vor allem seitdem wir dafür das Internet benutzen können“. Manchmal werden sie sogar von den Eltern der Austauschschüler*innen besucht. „Mit Freude beobachten wir, wie sich unsere Austauschschüler*innen nach dem Austausch in ihrem Heimatland weiterentwickeln. Wir hoffen, dass wir etwas dazu beitragen konnten.“ Barb ist sehr glücklich über die Erfahrungen, die sie machen durfte. In einem Fotoalbum zeigt sie mir wichtige Momente aus dem Austausch, an die sie sich bis heute gerne zurückerinnert. Am Ende des Interviews bietet Barb mir an, sie während meiner Reisen in den USA besuchen zu kommen. Das zeigt mir nochmal auf eine neue Art, wie gastfreundlich und offen sie ist. Besonders hängengeblieben ist ein Satz von Barb, den ich für sehr klug halte: „Kulturen prägen uns Menschen unterschiedlich und Sprachen sowie Entfernungen trennen uns manchmal. Und doch sind wir uns im Grunde alle ähnlich und es braucht nicht viel, eine Verbindung zu finden.“

 

Danke, für die wundervollen Geschichten & Anekdoten, die Barb, Chuck und Kati mit uns geteilt haben. Ihr berührt Herzen!💜

 

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Wir sind sehr dankbar für Gastfamilien wie die Westovers und ihren unermüdlichen Einsatz für unsere Vision. Ohne sie wäre Austausch mit YFU nicht möglich. Sie öffnen jungen Menschen ihre Türen und Herzen. Schenken ihnen ein zweites Zuhause, haben bei Fragen ein offenes Ohr und trösten auch mal bei Heimweh. Sie überwinden Grenzen, räumen Vorurteile aus dem Weg, sind mutig und wagen den Blick über den Tellerrand. Jungen Menschen schenken sie eine einzigartige Erfahrung. Danke, dass es euch gibt!

 

Wenn auch du jungen Menschen und dir eine unvergessliche Erfahrung ermöglichen möchtest, dann melde dich doch als Gastfamilie bei uns. Lerne hier unsere Austauschschüler*innen kennen und hole dir die Welt zu dir nach Hause.

 

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