,,Somewhere on your journey don't forget to turn around and enjoy the view."
Als ich auf dieses Zitat gestoßen bin, dachte ich mir nur: Wie wahr! Es ist nun an der Zeit, auf ein unbeschreibliches Jahr zurückzublicken. Ich spreche den meisten Austauschschülern aus der Seele wenn ich sage, dass solch ein Jahr nicht in nur einem Wort beschrieben werden kann. All die Menschen, die auf ein „ Wie war dein Jahr?“ bei weitem keine befriedigende kurze Antwort erhalten können und dann in der Situation der Not nur mit einem „Gut“ abgespeist werden, bedauere ich sehr. Ein Austauschjahr ist so facettenreich, gespickt mit so vielen Geschichten, Emotionen und Erlebnissen, dass es so einige Kaffeetreffen rechtfertigen kann.
Aber hi erstmal, mein Name ist Rebekka und ich habe mein Auslandsjahr 2017/18 in Südafrika verbracht. Ich habe dort in der kleinen Stadt Secunda gewohnt, die ungefähr eine Autostunde östlich von Johannesburg entfernt liegt. Ich habe eine öffentliche Highschool in meiner Stadt besucht und das Leben in der südafrikanischen Kultur erlebt. Meine Gastfamilie bestand aus meinen Gasteltern und meiner kleinen dreijährigen Gastschwester und zwei kleinen neugeborenen Zwillingen, die als Familienzuwachs ungefähr zur Mitte meines Austauschjahres geboren wurden.
Gastfamilie
Mein Leben in der Gastfamilie war gerade dank der besonderen Umständen der zwei Neugeborenen so anders als ich es gewohnt war und gerade deshalb habe ich es so genossen. Ich habe meine kleine Gastschwester besonders am Anfang unglaublich wertgeschätzt – kleine Kinder erleichtern den Einstieg in eine neue Sprache und Kultur ungemein. Ich konnte mit ihr ohne jeglichen Druck mein Afrikaans üben und die Bücher für die kleinen Kinder sind auch für Austauschschüler eine gute Quelle für den Beginn des eigenen Wortschatzes. Außerdem haben wir unglaublich viele Reisen und Ausflüge zusammen unternommen, ob in die Berge, ans Meer oder in die pulsierenden Großstädte. Wir haben viel gesehen, darunter auch die Big Five von Afrika : Elefant, Giraffe, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard in Wildreservaten. Es sind aber auch die alltäglichen Routinen und Gespräche, die einen der Familie näherbringen und die Kultur aus verschiedenen Winkeln erforschen lassen.
Schule
Meine Schule war eine sowohl afrikaans – als auch englischsprachige Schule in der Kleinstadt. Ich wurde in eine englische Klasse eingeteilt, jedoch wurden einige Kurse trotzdem in Afrikaans unterrichtet. Zu Beginn habe ich gerade so einige Wörter verstanden, da sich Afrikaans unter anderem auch aus der deutschen Sprache entwickelt hat. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich angefangen habe die Lehrer ohne Probleme zu verstehen und ich kann versichern, dass es eines der besten Gefühle ist.
Dadurch dass Südafrika auf der Südhalbkugel gelegen ist, beginnt das Schuljahr im Januar und ist in 4 Terme unterteilt. Demzufolge war mein Jahrgang dort noch nicht fertig mit der zehnten Klasse, als ich an der Schule angefangen habe. So konnte ich Term 3 und 4 mit dem Jahrgang beenden und die 11. Jahrgangsstufe mit ihnen nach den Sommerferien im Dezember beginnen. In Südafrika tragen alle Schüler eine Schuluniform, die vom Aussehen in jeder Schule unterschiedlich ist. In meiner Schule habe ich im Sommer ein weiß-türkis kariertes Kleid mit einer weißen Bluse und weißen Socken sowie schwarzen Schuhen getragen. Mädchen dürfen aber auch nach Wunsch Hosen tragen. Die Schüler tragen mit Stolz ihre Schuluniform und das steigert den Zusammenhalt innerhalb der Schule. Anders als in Deutschland hatten wir jede Woche eine Versammlung in der Schulhalle, in der die Lehrer Infos für anstehende Veranstaltungen weitergegeben haben und Sportergebnisse mitgeteilt wurden. Die Sportteams der Schule erfahren eine große Unterstützung der restlichen Schule. Die Schule ehrt außerdem Schüler, die akademisch gute Leistungen bringen und motiviert die Schüler dazu, ihr Bestes zu geben.
Freizeitaktivitäten
Ich konnte mich in dem Jahr vielfältig ausprobieren. Ich habe mich sowohl in der Schule als auch in meiner Freizeit mit Kunst beschäftigt und mein Interesse dafür erwecken können.
Dazu habe ich im Chor gesungen und habe mit meinem Gastvater und in der Schule Squash gespielt: Man spielt auf einem Feld umgeben von Wänden einen Ball mit einem Schläger gegen die Wand zu dem gegnerischen Spieler, bis ein Spieler den Ball nicht mehr bekommt oder einen Fehler begeht. Ein sehr schneller und spannender Sport, der in Deutschland nicht allzu populär ist.
Weitere beliebte Sportarten in Südafrika sind Rugby, Cricket und Hockey. Die Sportarten werden gerne im Stadion oder zu Hause verfolgt oder in der Schule - aber außerhalb der Unterrichtszeit - ausgeübt.
Ansonsten sind Familie und Freunde ein sehr wichtiger Bestandteil des Lebens. Man trifft sich an Wochenenden zu einem 'kuier' und grillt zusammen (Braai). Unglaublich beliebt sind Lamb Tjops - das sind Lammkoteletts - und Braai Broedjies - das sind über dem Feuer gegrillte Sandwiches, die mit Tomaten, Käse und Zwiebeln belegt sind. Generell trifft man sich gerne, um gemeinsam Essen vorzubereiten - mein Gastvater meinte auch einmal zu mir, dass besonders in Südafrika sehr viel soziale Interaktion um das Essen herum passiert.
Ich kann mit einem Lächeln und einer Menge schönen Erinnerungen auf das Jahr zurückblicken und sicher sein, dass ich ein zweites Zuhause in der Welt gefunden habe.