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Norwegische Flagge

Von einem Leben ins andere

Erfahrungsbericht von Penele, Austauschjahr in Norwegen

Ich wohne jetzt schon seit neun Monaten auf einer Halbinsel vor Trondheim in Norwegen und muss jetzt leider anfangen die Tage zu zählen, die mir hier noch bleiben. Wenn ich an meine Zeit hier zurückdenke, muss ich immer lächeln, da ich so viel Unterschiedliches erlebt habe und selbst die kleinsten alltäglichsten Dinge bringen mich dazu, die Augen immer noch nach Neuem offenzuhalten. Hier bin ich also, im Land der Fjorde, der Trolle, der unendlichen Landschaft mit unberührter Natur.

Warum Norwegen? Diese Frage wird mir oft gestellt. Ich weiß es mittlerweile, aber ich kann es nicht in Worte fassen. Ich glaube, es ist schwierig das alles hier in Worte zu fassen. Ich werde es trotzdem versuchen.

 

Meine (Gast-)Familie

Ich wurde mit herzlichen Umarmungen willkommen geheißen, und auch jetzt haben die Umarmungen nicht nachgelassen. Ich wohne mit meinen vier jüngeren Gastgeschwistern, meinen Gasteltern und einigen Haustieren in einem typischen norwegischen Holzhaus. Es ist hier sehr gemütlich und alle Mitglieder der Familie waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Dies hat sich im Laufe der Zeit auch nicht geändert. Alle sind sehr offen und wir haben immer viel zu bereden und zu diskutieren. Für mich persönlich war es sehr spannend zwei Brüder zu haben, da ich in Deutschland nur Schwestern habe. Ich muss sagen, dass auf jeden Fall bei meiner Gastfamilie das Klischee über Jungs und Fußball stimmt. Meine Gasteltern sind sehr humorvoll und tolerant. Sie haben viele ähnliche Ansichten wie ich, daher sitzen wir oft bis spät abends zusammen und reden über „Gott und die Welt".

Nach den ersten Wochen in Norwegen bekam ich auch die Möglichkeit einen Großteil der Verwandtschaft kennenzulernen. Dies war sehr lustig, da alle sehr freundlich sind. Ich gab mein Bestes, meine norwegischen Kenntnisse bei meinen Gastgroßeltern anzuwenden, da diese kein Englisch können.

 

Ich verstand nur „Tomatensuppe"

Ich bin nach Norwegen gekommen und konnte nicht viel mehr sagen als meinen Namen und wo ich herkomme. Norwegen hat zwei offizielle Amtssprachen. Ich wohne in einer Region, in der man Bokmål schreibt. Allerdings spricht man hier einen bestimmten Dialekt, der anfangs schwierig zu verstehen war. Hinzu kommt noch, dass meine Gastmama und mein Gastpapa aus Nordnorwegen kommen und beide jeweils einen anderen Dialekt sprechen. Das war wirklich verwirrend am Anfang, aber nachdem ich mich an die Sprache, den Rhythmus, die Aussprache und Betonungen gewöhnt hatte, wurde alles einfacher. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich in der ersten Schulwoche mit der ganzen Klasse in der Mittagspause zusammensaß und alle wild durcheinander Norwegisch geredet haben. Das einzige Wort, das ich verstanden habe, war „Tomatensuppe". Wenn ich jetzt mit ihnen zusammensitze verstehe ich alles und das freut mich sehr. Auch durch meine jüngeren Geschwister ist es mir einfacher gefallen die Sprache und neue Wörter zu lernen oder einfach nur auszuprobieren. Viele deutsche oder englische Wörter ähneln nämlich den norwegischen Wörtern. Meine Gastmama hat außerdem überall Zettel im Haus aufgehängt mit der Bedeutung des Gegenstandes. Wenn wir dann alle am Mittagstisch saßen und ich eine neue Bedeutung konnte, haben sich alle sehr gefreut und meine Geschwister haben so viele Fragen über andere Gegenstände hinterhergestellt, dass ich am Ende immer sehr verwirrt war.

 

Schule und Freizeit auf Norwegisch

Zwei Tage nach meiner Ankunft in meinem neuen Zuhause war auch schon mein erster Schultag. Das Gymnasium in Norwegen dauert drei Jahre. Auf die Schule gehen ca.400 Schüler. Jeden Tag muss ich eine halbe Stunde mit dem Bus zur Schule fahren. Diese Zeit nutze ich um mit Freunden zu reden, Musik zu hören oder einfach nur zu schlafen. Der Bus fährt nämlich morgens um sieben Uhr und das ist, wie ich finde, sehr früh.

Das norwegische Schulsystem unterscheidet sich sehr vom Deutschen. Man hat seinen eigenen Laptop und generell ist alles viel lockerer. Man spricht die Lehrer mit dem Vornamen an, und sie sind sehr daran interessiert den Schülern bei Fragen zu helfen. Man arbeitet auch viel in Gruppen und erarbeitet Präsentationen.

Ich spiele selber Gitarre und daher wurde mir angeboten, in eine „Musikklasse" zu gehen. Dies ist sehr lustig und ich lerne hier sehr viel Neues über Musik. Wir haben zum Beispiel das Musical „Mamma Mia" aufgeführt, wo einige Schüler geschauspielert und gesungen haben und ein Orchester die Musik gespielt hat. Ich durfte im Orchester mitspielen und dadurch, dass wir auch in unserer Freizeit Proben hatten, war es nicht so schwer Kontakt zu knüpfen.
In meiner restlichen Freizeit mache ich viel mit meiner Gastfamilie, oder ich treffe mich mit Freunden, was jedoch manchmal schwierig ist, da es hier nicht so gute öffentliche Verkehrsmittel gibt. In der Zeit als es hier noch dunkel war wenn ich zur Schule gefahren bin und zurückgekommen bin, als es schon wieder dunkel war, war ich jedoch immer sehr müde, sodass ich auch relativ viel geschlafen habe.

 

So feiert man in Norwegen

Norweger schätzen ihre Traditionen und sind stolz auf ihr Land. Da meine Familie christlich ist, ist es bei uns normal vor dem Essen ein kurzes „Dankeslied" zu singen, allerdings ist das nicht gewöhnlich in allen Familien. Auf norwegischen Festen wird immer gutes Essen gegessen und viel geredet und gelacht. Ich fühle mich immer willkommen und mit eingeschlossen.

Weihnachten war sehr schön und da es üblich ist, die Geschenke schon einen Tag vor Weihnachten unter den Baum zu legen, war es sehr witzig die Vorfreude und Gespanntheit meiner Gastgeschwister mitanzusehen. Ich hatte ein sehr schönes norwegisches Weihnachtsfest und auch kein Heimweh, da ich sowieso viel zu beschäftigt und eingebunden war.

Im Mai durfte ich auch noch ein sehr schönes anderes Fest miterleben. Mein Gastbruder hat seine Konfirmation gefeiert. Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag. Am Ende war ich sehr müde von so vielem guten Essen und den ganzen Vorbereitungen, bei denen ich mitgeholfen habe.

Der 17. Mai ist Norwegens Nationalfeiertag. Ich war sehr gespannt vorher, da ich noch nie zuvor in der Situation war, dass man sein Land feiern möchte und in einem großen Festumzug durch die Straßen läuft und sich gegenseitig zum Geburtstag des Landes gratuliert. Es ist schön den Nationalstolz der Norweger mitzuerleben. Es wurde sehr viel Eis und Kuchen gegessen und sehr viele Norweger hatten ihre traditionelle norwegische Tracht an.

 

Wenn ich anfange die Tage zu zählen ...

... die mir noch bleiben, habe ich ein lachendes und ein weinendes Auge. Mir bleibt jetzt noch weniger als ein Monat in diesem wundervollen Land. Die Zeit ist schnell vergangen. Fast zu schnell. Ich freue mich, sehr viele nette Menschen kennengelernt zu haben, meine zweite Familie, die ich sehr liebgewonnen habe und sehr vermissen werde. Ich habe sehr viel gelernt. Mir kommt immer ein komisches Gefühl, wenn meine Gastschwester mich fragt, ob ich noch Platz im Koffer hätte, damit sie mitkommen könnte. Oder wenn sie meint, dass ich einfach für immer hierbleiben muss. Das geht wohl nicht und das will ich auch gar nicht. Mein Erlebnis ist nämlich noch nicht vorbei und meine Reise geht weiter ... aber es ist schön zu wissen, dass ich hier jederzeit herzlich willkommen bin.

Penele mit ihrer Gastschwester in Tromsø

Penele mit ihrer Gastschwester in Tromsø

Penele und ihre Gastfamilie bei der Konfirmation des Gastbruders

Penele und ihre Gastfamilie bei der Konfirmation des Gastbruders

Trondheim

Trondheim

Der Weihnachtsbaum, geschmückt mit norwegischen Flaggen

Der Weihnachtsbaum, geschmückt mit norwegischen Flaggen

So schön ist Norwegen!

So schön ist Norwegen!