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YFU Arrival Camp in Uruguay

Tanzen, Mate und Spanisch

Erfahrungsbericht von Muriel, Austauschjahr in Uruguay

Die ersten Tage meines Austauschjahres habe ich bei einem Arrival Camp in der Nähe von Montevideo verbracht. In diesen Tagen habe ich die Austauschschüler aus anderen Ländern wie Finnland, Belgien, Norwegen, USA kennengelernt. Wir hatten schöne Tage zusammen und waren natürlich sehr aufgeregt, als es dann vom Bus­bahnhof in Montevideo zu unseren Familien ging. Innerhalb Uruguays reist man eigentlich immer mit Omnibussen oder Autos, weil es hier keine Perso­nenzüge gibt und für einen zweiten Flughafen ist Uruguay schlichtweg zu klein. Ich hatte eine lange Fahrt vor mir, denn ich lebe ganz im Norden von Uruguay, in einem Dorf na­mens Tranqueras mit ca. 7.000 Ein­wohnern. Der Omnibus brauchte 7 Stunden und so bin ich um 1 Uhr morgens angekommen. Ich wurde nicht nur wieder von strömenden Regen, sondern auch von einer jubelnden Menschengruppe und einer großen Uruguay Flagge empfangen.

 

Meine Gastfamilie

Meine Familie hier besteht aus meinen Gasteltern Vicky und Rodrigo. Vicky ist Kran­kenschwester und Rodrigo ist ein Gaucho. Gauchos sind Menschen, die auf dem Land arbeiten, Rodrigo arbeitet in der Viehzucht und ist deswegen nur am Wochenende hier in Tranqueras. Ich habe eine 10-jährige Schwester (Pilar) und einen 2-jähri­gen Bruder (Juan). Wir leben in einem über 100 Jahre alten, sehr schönen Haus, das wie fast alle Häuser hier in Tranqueras nur ein Stockwerk hat. Vickys Bruder Alejandro und seine Frau Karina wohnen mit ihrer Familie ein paar Blöcke weiter. Sie haben drei Kinder, die Älteste ist 16 Jahre alt. Sie heißt Sabrina, und sie ist wie meine Schwester hier. Außerdem leben in diesem Haus meine Oma Mariel und mein anderer Onkel Ricardo.

 

Der Schultag in Uruguay

Ich gehe in die 11. Klasse des Liceo Tranqueras. Nach der 10. Klasse muss man sich hier für ein Profil entscheiden; in unserer Schule entweder Humanístico oder Biológico. Ich besuche den biologischen Zweig. Ich habe vormittags von 7.45 bis 12.30 Uhr Unterricht und dreimal die Woche nachmittags eine Stunde praktischen Unter­richt im Labor. Der Schulunterricht ist hier anders als in Deutschland. Die Schüler haben ein ziemlich offenes Verhältnis mit ihren Lehrern und albern auch oft mit ihnen rum. Man benutzt hier praktisch keine Bücher; der größte Teil des Unterrichtstoffes wird diktiert, was für mich am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig war. Man trägt hier in der Schule eine Uniform. Sie besteht aber nur aus einem blauen Pulli und/oder einem weißen Hemd. Außerdem sind hohe Schuhe und kurze Hosen verboten.

 

Mit der Sprache komme ich jetzt – nach 3 Monaten – zum größten Teil sehr gut klar, weil ich ja schon vorher Spanisch sprechen konnte, trotzdem lerne ich hier viel Neues: In Uruguay hat man im Allgemeinen einen ähnlichen Dialekt wie in Argentinien (man spricht das „ll“ - stimm­loses „j“ im spanischen -  wie „sch“ aus und sagt anstatt vos“ usw.). Was hier im Norden aber auch sehr speziell ist, ist der Einfluss aus Brasilien. Einige Leute, wie zum Beispiel mein Gastvater, sprechen mit ihrer Familie eine Mischung aus Spanisch und Portugiesisch (Portuñol); und es gibt auch mehrere portu­giesische Wörter, die „eingespanischt“ sind.

 

Wie ich meine Freizeit verbringe

An meinem ersten Wochenende hat meine Familie eine Überraschungsfeier für mich geschmissen. Ich sollte vorher aus dem Haus gehen, um ein paar Sachen einzukaufen und als ich zurückgekommen bin und die Tür zum Ess­zimmer geöffnet habe, überraschten mich meine Familie und ganz viele Freunde. An den Wänden hingen Plakate mit Sprüchen wie: „Heute sind wir alle Deutsche“, es gab viel zu essen, zu trinken und Musik. An diesem Tag hat man mir beigebracht, Cumbia zu tanzen, und es war ein wirklich schöner Abend.

 

An den Wochenenden geht man hier eh sehr oft auf Feiern, meistens auf Bailes in einem der drei Clubs, die es hier in Tranqueras gibt. Dort hört und tanzt man vor allem Cumbia, aber auch manchmal Reggaeton, brasilianische Musik und auch Musik auf Englisch. Da Tranqueras ein eher kleiner Ort ist, fährt man zum Einkaufen und vieles andere in die nächstgrößere Stadt – nach Rivera. Rivera ist ca. 1 Stunde mit dem Omnibus von Tran­queras entfernt, und ist eine sehr besondere Stadt. Das besondere an ihr ist nämlich, dass sie direkt an der Grenze zu Brasilien liegt. Doch diese Grenze ist eine offenen Grenze, es gibt keine Grenz­kontrollen, keine Zollbeamten, die an der Grenze stehen, keine Brücke die beide Länder ver­bindet – es ist schlicht­weg eine große Stadt, die aber eigentlich aus zwei besteht: Rivera (Uruguay) und Santana (Brasilien). Es ist ein sehr tolles Gefühl, eine ganz normale Straße ent­lang zu laufen und plötzlich wird einem gesagt, dass man sich in Brasilien be­findet, ohne es zu merken.

 

Mate ist immer mit dabei

Ich komme jetzt mal zum Ende meiner Erzählung, doch eine sehr wichtige Sache fehlt noch: Ich habe Mate lieben gelernt! Mate ist eine Pflanze, deren geschnitten und ge­trocknete Blätter man traditionell trinkt. Man tut den Mate in ein Gefäß (in eine Kale­basse) und trinkt ihn mit einem Trink­halm (Bombilla). Meistens trinkt man ihn in einer Gruppe, er wird immer, wenn er weiter­gegeben wird, neu mit heißem Wasser aufgegossen.

Spaß haben mit Freunden

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Das Austauschjahr startet im YFU Arrival Camp

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Muriel in der Grenzstadt Santana

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